Spiele in Hamburg – kleine Flamme ganz groß
Olympische Freudenfeuer entfacht vom Hamburger Miniatur Wunderland.
Feuer und Flamme sind sie, die Hamburger. Olympioniken wollen sie werden. Und jetzt dürfen sie sich zumindest schon einmal bewerben, haben im Deutschland internen Rennen den Mitbewerber Berlin hinter sich gelassen. Gejubelt haben sie, die Hamburger, schon bevor die Entscheidung fiel, als eine interessante Mischung aus Privatinitiative, Politik und Wirtschaft die Bevölkerung mobilisierte, und viele Thesen über die hanseatische Zurückhaltung und Reserviertheit ad absurdum geführt wurden. Hamburger Feuer und Flamme für Olympia, 2024 oder eben 2028, je nachdem, wann sie denn dann wirklich zum Zuge kommen. Das Bild von Feuer und Flamme ist für Hamburg ein wenig vorbelastet, auch weil die Stadt in der ferneren Vergangenheit regelmäßig durch Großfeuer gezwungen war, wie der Phönix aus der eigenen Asche wieder zu erstehen. Weil die Stadt zwar noch nicht finanziell abgebrannt ist wie der Mitbewerber Berlin, dafür aber mit knapp 25 Milliarden Schulden schon kräftig Rauchzeichen gibt. Weil der Feuersturm 1943 in Hamburg ein Fanal darstellt, in dessen Licht die bombastischen Fackelmärsche und Lichtdome der olympischen Spiele 1936 in Berlin zu Recht bedrohlich erscheinen.
Von diesen Bildern offenbar völlig unbelastet hat ein Brüderpaar großen Anteil daran, dass sich die deutschen Olympiaverantwortlichen für Hamburg entschieden haben. Gerrit und Frederik Braun, Zwillinge, Jahrgang 1967, die schon immer von was Großem geträumt haben, wie etwa von der größten Micky-Maus-Heft-Sammlung der Welt, von der größten Sportstars-Autogrammkartensammlung, von was Großem eben. Die aus was ganz Kleinem, einer Modelleisenbahn, was ganz Großes machten, eine der wichtigsten Hamburger Tourismusmagneten, das Miniatur Wunderland. Dort funktioniert die Flughafenanlagentechnik, dort steht schon die Elbphilharmonie, in der vorgesehenen Bauzeit, zu den geplanten Kosten. Die Zwillinge packen an, setzen um, verwirklichen ihre Träume, geben auf höchst lukrative Weise ihrem Spieltrieb nach, jetzt auch im Dienst der ersten Etappe Hamburgs zu olympischen Spielen. Per Facebook-Aufruf mobilisierten sie zusammen mit Stephan Hertz, ihrem Kompagnon beim Miniatur Wunderland, über 20.000 Hamburger, die trotz strömenden Regens die Binnenalster mit ihren Fackeln zum Glitzern brachten. In den olympischen Farben wurde ein fünfstrahliger Lichtdom in den nachtschwarzen Himmel gemalt, ohne dass die Bilder einer üblen Vergangenheit hochkochten. Wochen zuvor konnte sich in einer Einkaufspassage jeder als Plastikmännchen in das Miniatur Wunderland-Olympiastadion setzen, dabei seine Stimme für die Kampagne abgeben, sich begeistern lassen, dem olympischen Motto folgend: Dabeisein ist alles. Bilder von Miniatursportlern, die Hamburg schon jetzt nutzen, verbreiten sich im Netz, wie ein Lauffeuer, einem der guten Sorte.
Noch ist das Ziel nicht erreicht, noch muss das Olympische Komitee überzeugt werden, noch viele Hürden genommen werden. Gelingt die Übung, dann hätten die Miniaturwunderland-Zwillinge ein weiteres, wirklich großes Ziel erreicht.
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