Wie man nicht gesehen werden will
Ein Kommentar zur abschreckenden Willkommenskultur.
Vor wenigen Wochen fand in Hamburg die alljährliche Reisemesse statt. Ich war dort, auch um zu sehen, wie sich Osttirol zeigt, und habe Bernhard Pichler getroffen. Er erzählte mir, dass das Interesse sehr auf den Sommer fokussiert sei, auf das Thema Wandern und Berg und Natur. Man kenne die Destination Osttirol schon als Wanderziel, gerade die Hohen Tauern oder aber der Karnische Höhenweg seien geradezu Selbstgänger. Ein Prospekt mit Osttiroler Herzlichkeit lag auch auf.
Auf der Messe besuchte ich auch den Stand der Stadt Dresden. Eine schöne Stadt, in der ich mir bei meinem ersten Besuch auch vorstellen konnte, für einige Zeit meine Zelte aufzuschlagen. Tolles, liberales Studentenviertel, lebendige Musik- und Modeszene, kulinarisch deftig, tolle Biergärten an der Elbe sprachen sehr dafür. Bis Dresden ein anderes Gesicht zeigte.
Eines, das ein österreichischer Kreuzschwinger und Parteivorsitzender umgehend für sich beanspruchte, denn er und seine Parteifreunde seien die wahren Patrioten gegen die Islamisierung Europas, immer schon, was auch immer damit gemeint sein könnte, besonders in Dresden, in dem ähnlich wenig Ausländer leben wie zum Beispiel in Osttirol.
Das Bild Dresdens von der angenehmen Stadt, dem begehrten Urlaubsziel war verschwunden, und zwar nicht nur bei mir, wie sich am Dresden Stand der Hamburger Reisemesse zeigte. Die Damen und Herren mit sächsischem Akzent taten ihr Möglichstes, den Interessierten zu erklären, Dresden sei nicht so fremdenfeindlich wie die Auftritte der gar nicht so schweigenden Minderheit unter der Führung des Adolf-Imitators Bachmann glauben machen würden. Dresden sei gastfreundlich, wirklich, ganz, ganz ehrlich, man habe von Seiten des Tourismus keine Freude mit dem, was da vor sich ginge. So wolle man nicht gesehen werden.
Daran musste ich denken, als ich las, man sorge sich in Prägraten wegen der möglichen Unterbringung von Asylsuchenden um den Tourismus. Und ich musste daran denken, dass man so nicht gesehen werden will, so wie etwa die Leintuchbemaler, die in einem Akt herausragenden Mutes Nächtens aktiv wurden. Bei ihrer grobgereimten Art des Bürgermutes in Manier des blauen Kreuzschwingers, der oft und gerne von der zu Recht als rechtsextrem eingestuften NPD auf Wahl-Plakaten zitiert wird, ist sehr wahrscheinlich, dass der Prägratner Tourismus Schaden nehmen wird.
Denn Deutschland hat recht eindrucksvoll gezeigt, was es von derartiger Gastfreundschaft und Willkommenskultur hält, nicht nur auf der Hamburger Reisemesse.
22 Postings
Auch wenn schon weit weg vom Thema, Andrea9900, muss ich Dich leider in einem Punkt korrigieren: Es gibt zwar immer wieder Diskussionen über eine Wiedereinführung, derzeit ist der sogenannte Pflegeregress (für die Pflege der Eltern) in allen österr. Bundesländern abgeschafft. Tirol war dabei übrigens eines der letzten (2009 oder 20010) Bundesländer. Es gibt allerdings Fristen zwischen 3 und 5 Jahren bzgl. Schenkungen und Überschreibungen, um Schindluder zu verhindern. ("Geb schnell noch alles den Kinder, dann hab ich selber nichts mehr..." Denn die EIGENE Pension des Pflegebedürftigen oder, so vorhanden, sein Vermögen wird selbstverständlich nach wie vor herangezogen.)
ach ja - und noch was sei dazu auch festgehalten: viele menschen unserer elterngenerationen können sich nicht leisten, in einem alten- oder pflegeheim auf ihre alten tage betreut zu werden! in vielen bundesländern werden, um dies zu finanzieren, auch angehörige zur kasse gebeten. das ist für viele familien einkommensmäßig schon fast oder gar nicht tragbar, auch wenn oft mehrere geschwister zusammen dazu beisteuern. bevor ich über den steuerweg gezwungen werde, für menschen von weiß gott wo auf der welt deren existenz - egal ob für 1 person oder ganze familien! - zu finanzieren, davor schau ich wirklich mal zuerst auf die, die meine nächsten sind! steht auch in der bibel: liebe deinen nächsten (das sollte jeder auf der welt machen, dann muss ich mich nicht drum kümmern, was tausende km weit von mir weg geschieht!) - in diesem falle sind unsere alten menschen und unsere eigenen leute die nächsten zu uns. und weiters heißt es aber auch: ... WIE DICH SELBST - entschuldigung, das ist doch normal und auch total ok, dass man auch auf sich selbst schaut und darauf, dass auch das eigene umfeld für einen selbst auch lebenswert bleibt!
@ edi1913: mag sein - jedoch ändert das nichts daran, dass ein GAST eben nur eine absehbar kurze zeit "eingeladen" ist. alles andere ist ja auch nicht tragbar ...
Und wenn ich schon bei Wörtern und Begriffen bin (@andrea 9900) noch was zur „Gastfreundschaft“:
Vielleicht sollte man wirklich die Begriffe Gast und Tourist enger definieren oder sogar trennen. So nach dem Motto: Gastfreundschaft-professionell/gewinnorientiert vs. Gastfreundschaft-privat/uneigennützig (Wenn ich wen zu uns einlade, dann ist er auch unser Gast, obwohl wir ihm das Bier, das er mir wegsäuft, nicht verrechnen ;-) Jedenfalls ist es sicher kein Zufall, dass – so Ende der 80er Jahre war das, glaub ich – die guten alten Fremdenverkehrsverbände allesamt in Tourismusverbände umbenannt wurden.
@gaukler: Ja, das ist der Vorteil in Internetgooglewikizeiten ;-) Das ist halt einer von so vielen Begriffen und Andeutungen, die der Ex-Kärntner LH (und der war sich sehr wohl über die Ursprünge im Klaren) immer wieder ganz bewusst eingestreut und damit gespielt hat – nie zu viel auf einmal, dafür aber mit System – vor allem um auch seine, nenne es einmal „Ulrichsberger“ Klientel bei Laune zu halten. Die haben diese Codes natürlich sofort verstanden und wohlwollend zur Kenntnis genommen. Inzwischen vor allem bei AFD und Pegidings inflationär in Gebrauch.
@Edi1913 Es hat mir keine Ruhe gelassen, habe im Internet gestöbert und den Begriff Altparteien des Öfteren auch in anderen Staaten gesehen. Auf Wikipedia wurde ich dann fündig: diesen Begriff hat doch auch einmal der "Gottseibeiuns" Haider verwendet. Er bezeichnete die Altparteien als "alt, starr, verkrustet und verstaubt". Wenn man sich die gesellschaftspolitischen Aktionen der SPÖ (denen mittlerweile auch die angeblich konservative ÖVP nachhechelt) anschaut, so kann von verstaubt und verkrustet wirklich nicht die Rede sein (eher von dekadent). In diesem Sinne hast Du also recht. Ich vermute allerdings, dass Dein Unbehagen auf den Urheber dieser Bezeichnung zurückgeht und da kann ich Dir nur sagen: Ich hab`s nicht gewusst, aber es ist mir wurscht!
@Edi1913......habe da anscheinend eine Bildungslücke. Bitte kläre mich über den Begriff "Altparteien" auf. Danke!
Sollten wir nicht alle froh sein, dass wir in einem Land leben, wo es keine soziale Unruhen, Kriege oder Diktaturen gibt, Dinge, vor denen diese Menschen flüchten. So ein Theater wegen ein paar armen Flüchtlingen. So lange sie nicht kriminell oder ähnliches werden, können einen die paar Menschen doch nicht aufregen und man sollte versuchen, ihnen zu helfen und nicht unbegründete Ängste zu schüren. Sollten sie sich dann tatsächlich nicht ordentlich einfügen, dann wär ich jedoch auch dafür, dass sie wieder gehen müssen, denn Hilfsangebote soll man nicht mißbrauchen. Also ihr "Steinbeißer" aus dem hintersten Virgental, nehmt euch mal bei der Nase und werdet toleranter der Gesellschaft gegenüber, wir haben inzwischen 2015 und leben nicht mehr in der Vergangenheit!!!
@Andrea9900: Als ich mein Posting abgeschickt habe, war deines noch nicht im Netz, ich habe also nicht dich mit "dumm" gemeint, sorry. Es ging mir um die Art, wie Ängste geschürt und sie artikuliert werden. Bei der Aufnahme von Asylanten geht es auch nicht um Gastfreundschaft, sondern um Menschlichkeit, wobei ich es auch so sehe, dass eine Verhältnismäßigkeit gewahrt werden sollte.
@Gaukler: "...Die “Altparteien” sind nun einmal jene zwei Parteien, die es schon am längsten in Österreich gibt und die sich das Land seit Ewigkeiten untereinander aufgeteilt haben. ..."
Gutmeinend glaube ich Dir jetzt halt einmal, dass Du damit tatsächlich nicht mehr anzufangen weißt.
jemanden als dumm zu bezeichnen, nur weil er vielleicht anderer meinung ist - oder ganz einfach nur weiter denkend und deshalb sehr vorsichtig - zeugt von einer gewissen arroganz und selbstüberschätzung!
leise oder sich nicht äußernde menschen haben auch nicht der weisheit letzten schluss für sich gepachtet. es kann ganz einfach ein zeichen von eigener unsicherheit sein, vielleicht davon, konfrontationen aus dem weg zu gehen, oder auch, nicht den mut zu haben, seine eigene meinung, die man in einer demokratie ja haben darf (ohne demo hat man sie übrigens auch!) zu vertreten.
und es hat mit sicherheit nichts mit hartherzigkeit oder ignoranz zu tun, wenn man versucht, probleme, die sich auf dauer durch eine zusage zu gewissen dingen ergeben, erst gar nicht zu verursachen, bevor man nicht zu ende gedacht hat und auch endgültige lösungen dazu anbieten kann!
aber das ist sowieso ein grundübel unserer heutigen zeit: wir machen das jetzt einmal so, IRGENDWIE wird sich das dann mit der zeit schon VON GANZ ALLEINE LÖSEN ... aber lösen tun eben leider nie wirklich diejenigen, die uns den ganzen scheiß einbrocken - das dürfen dann andere!
..natürlich Kiniger, zu schnell getippt.
Zuerst einmal: Ich finde Kingers Beiträge super und auch wichtig, denn die Außensicht rückt so manches in die richtige Relation und kann auch Denkanstoß sein.
Zur Asylanten-Phobie: Ja, man darf seine Ängste und Gedanken formulieren, soll das sogar tun. Aber: Nacht- und Nebelaktionen, Spaltung der Gemeinschaft in „Dafür“ und „Dagegen“, sich jeder Argumentation und Aufklärung zu verschließen, zeugt einfach nur von Dummheit. Dass die lautesten nicht unbedingt die Klügsten sind, ist nicht nur ein geschichtliches Phänomen, sondern auch eines der Gegenwart.
Ängste gab es bisher überall, wo Asylanten aufgenommen werden sollten, in Lienz genauso wie in Matrei oder Dölsach. Letztendlich hat sich aber überall gezeigt, dass die Befürchtungen überzogen waren, dass Multi-Kulti die Gesellschaft bereichert und auch aus vielen das Beste herausholt an Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt.
Und: So schön es in Prägraten ist, ist es sicher nicht als dauerhafte Bleibe geeignet und vermutlich auch nicht Wunschziel von Flüchtlingen. Aber: Zur Ruhe kommen und sich sicher fühlen könnte dort schon möglich sein. Herbergssuche gibt es auch heute noch, vielleicht mehr als zu Christi Geburt, Hartherzigkeit und Ignoranz auch.
interessant ... das wort "gastfreundschaft" sollte sinngemäß richtig erfasst werden! es besagt, dass man gegenüber GÄSTEN freundlich ist und sie GERNE willkommen heißt. was in osttirol genauso wie auch anderswo im normalfall mit sicherheit praktiziert wird. es bedeutet aber auch, dass es sich dabei eben um GÄSTE handelt. ein gast BESUCHT uns, aber er BLEIBT nicht!
er bringt devisen bzw. einnahmen und KOSTET NICHT! und er bringt nicht ganze mühsam aufgebaute, zum teil auch nur erbettelte oder auf kreditbasis entstandene infrastruktur ganzer gebiete! in stößt sich nicht an brauchtum und sitten von regionen, sondern WILL GENAU DIESE sehen und miterleben!
und fährt nach seiner urlaubszeit mit dem gefühl nach hause, liebenswürdig betreut, fast familiär aufgenommen worden und willkommen gewesen zu sein und schöne eindrücke mitzunehmen.
eindrücke, die UNSERE REGIONEN als EINZIGARTIG und LEBENSWERT auszeichnen, trotz aller entbehrungen und bemühungen.
DAVON LEBEN unsere regionen - und auch der tourismus.
nicht davon, wie viele fremden auf unsere kosten HIER LEBEN wollen, nicht davon, ob wir andere auffassungen haben, nicht davon, welche religion wir hier leben!
ein tourismuskaufmann sollte eigentlich genau das von einander unterscheiden können ... möchte man meinen!
und schön, wenn er produkte aus tirol vertreibt - auch wir hier sind ja tolerant und akzeptieren den kauf ausländischer produkte - sind zum teil sogar begeistert von ihnen - und jetzt?
das ändert nichts am sinn des wortes gastfreundschaft ...
was mich übrigens unheimlich stört: warum muss man registriert sein, um seine meinung zu etwas zu posten? was tut das zur sache?
@ Zuschauer.... Habe zu "Gastfreundschatft - in Osttirol nur hohle Phrase" vom 25.02.15 bereits meinen Kommentar zu Prägraten geschrieben. Unter Toleranz verstehe ich, auch die Meinung von Menschen zu akzeptieren, wenn es auch nicht die meine ist. @ Edi1913..... Die "Altparteien" sind nun einmal jene zwei Parteien, die es schon am längsten in Österreich gibt und die sich das Land seit Ewigkeiten untereinander aufgeteilt haben. @ alpensepp... Zu Dir fällt mir eigentlich nur das Wort Stänkerer ein.
@gaukler ...DEINE Ecke wird mit jedem Wort größer!
@Gaukler: "... Der Schwachkopf muss gar nichts mehr tun, die Altparteien besorgen ihm die Wählerstimmen durch ihre unmögliche, abgehobene Art der Politik. Ein bißchen mehr auf die kleinen Leute zu hören, wäre nicht schlecht. Nicht jeder, der ein bißchen anders denkt, ist ein Nazi. ..."
Eh nit. Frage mich allerdings, wieso Begriffe wie „Altparteien“ usw. immer wieder ganz selbstverständlich daherkommen? Das müsste nicht sein.
@Gaukler
Wie sollte es denn dann deiner Meinung nach laufen? Was verstehst du unter Toleranz? Was glaubst du passiert, wenn diese Flüchtlinge in Prägraten einquartiert werden? Krankheiten, Kriminalität.....???? Erzähl doch mal....
lg
Nicht mal aufgegessen habe die Herrschaften, sind einfach vom Bild verschwunden.
Dieser Kommentar musste sein!
Herlichst ihr df
@ alpensepp..... Du wirst lachen, aber auf so einen Sager habe ich gewartet. Er zeigt mir ganz eindeutig, dass wirkliche Demokratie und Meinungsfreiheit nur mehr bloße Worthülsen sind. Wenn eine Minderheit auf einmal "gar nicht mehr so schweigt", dann muss natürlich offensiv dagegen vorgegangen werden! Dann muss man ja auch verhindern, dass diese Menschen ihre ihnen gesetzlich zustehende Demonstrationsfreiheit unbehindert ausüben können! Der " österreichische Kreuzschwinger" freut sich auf jeden Fall. Der Schwachkopf muss gar nichts mehr tun, die Altparteien besorgen ihm die Wählerstimmen durch ihre unmögliche, abgehobene Art der Politik. Ein bißchen mehr auf die kleinen Leute zu hören, wäre nicht schlecht. Nicht jeder, der ein bißchen anders denkt, ist ein Nazi. Aber verstehst Du das, Alpensepp?
@gaukler ......offensichtlich stehst du selbst in einer Ecke !
Find ich schon toll, ein kleines Bergdorf mit einer Metropole wie Dresden zu vergleichen. Überhaupt, ein überflüssiger Artikel eines welterfahrenen Menschen, der uns Osttirolern gleich einmal zeigen will, wo der Hammer hängt. Wer für PEGIDA ist, gehört ja sofort ins rechte Schmuddeleck! Finde ich nicht! Die Gegendemonstrationen der vereinigten Linken haben mir wesentlich mehr zu denken gegeben. Aus der Ferne gegen ein paar Talbewohner zu stänkern zeugt jedenfalls nicht gerade von Toleranz. (Ach ja, die wird ja nur von uns verlangt!)
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