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Die Chinesen kommen – zu Wasser und zu Lande

In der Hansestadt Hamburg ist man darüber großteils erfreut.

Die Chinesen kommen. Klingt fast wie „Die Russen kommen.“ Beide Slogans haben etwas Bedrohliches. Wobei, je nach Perspektive, ist das Bedrohungspotenzial fast vergessen. So würde der österreichische Tourismustreibende in diesem Jahr wahrscheinlich liebend gerne „Die Russen kommen“ rufen, wohingegen Ukrainer das anders sehen. Und Taiwanesen haben möglicherweise eine andere Sicht der Dinge, als sie zum Beispiel die Hamburger auf die chinesische Militärpräsenz in ihrem Hafen haben.
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Vier Fußballfelder könnte man auf der Fläche dieses Schiffes locker unterbringen. 19.000 Container kann es laden. Foto: Hamburger Hafen
Anfang des Jahres machte das bisher größte Containerschiff der Welt, die CSCL GLOBE auf seiner Jungfernfahrt im Hamburger Containerhafen fest. Das knapp 400 m lange und fast 60 m breite Schiff mit einem Maximalfassungsvermögen von 19.100 Standardcontainern kam nur halbbeladen, damit der Tiefgang nur 12,80 m beträgt. Wäre die CSCL GLOBE vollbeladen, reichte ihr Kiel bis 16 Meter unter die Wasserlinie und könnte die Elbe nicht befahren. Die Hamburger Hafenbetreiber freuten sich sehr über das fast schon tiefschürfende Einlaufen des Containerriesen. Es ist Wasser auf die Mühlen der Hafenverantwortlichen, die schon lange eine Vertiefung der Elbe fordern. Da der Trend zum Megaschiff geht, nach der einfachen Rechnung, je mehr Ladung pro Schiff desto weniger Transportkosten pro Fahrt, fürchtet man in der Hafenstadt um die Zukunft des Hamburger Hafens als Wirtschaftsstandort, sollte die Elbe nicht vertieft werden. Aktuell hat ein chinesischer Marineverband mit 800 Mann Besatzung auf Einladung der Stadt Hamburg und der deutschen Marine im Hamburger Hafen angelegt. Die Mannschaft der drei Schiffe, dem Docklandungsschiff „Chang Beishan“, der Fregatte „Yun Cheng“ und dem Versorgungsschiff „Chao Hu“, wurde von hunderten Chinesen fahnenschwingend begrüßt. Trotz des martialischen Auftritts der chinesischen Kriegsmarine fürchtet man sich in Hamburg nicht. Man kommt in Freundschaft. Ganz so, wie die chinesischen Kapitalanleger, die den deutschen Immobilienmarkt für sich entdeckt haben. Die Flucht ins Betongold lockt chinesische Finanzinvestoren, die ihre Gelder gewinnbringend nicht nur in der so oder so schon sündhaft teuren Hamburger Hafencity für sich arbeiten lassen wollen, sondern auch in B- oder C-Lagen investieren. Weil diese Gebiete noch höhere Renditen versprechen, wie ein Immobilienmarktanalyst der deutschen Börse bestätigt. Investitionen, die die deutschen Immobilienpreise in die Höhe treiben. Das wiederum wirkt auf viele weitaus bedrohlicher, als die Präsenz von Megaschiffen oder der chinesischen Kriegsmarine.
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

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