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Wie authentisch ist unser Tourismus?

Einige Villgrater werben seit Jahren mit dem Slogan: „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts“ ...

Oberstaller Alm in Villgraten.
Oberstaller Alm in Villgraten.
Einige Villgrater werben seit Jahren mit dem Slogan: „Kommen Sie zu uns, wir haben nichts“ und strapazieren damit die Nerven mancher Einheimischer. Diese Werbebotschaft beinhaltet im Kern die Tatsache, dass eigentlich Nichts ist, und das ist viel. Erst bei genauerer Betrachtung mutiert der Slogan vom Nichts zum Vielen. Ein innovativer Schafbauer, ein Haubenwirt, der einzige Bürstenmacher im Alpenraum, ein Modelabel und viel Schmiedeeisenkunst … . Dieses Nichts weckt auch das Klischee des Ursprünglichen, Vergangenen und überhaupt von reiner unverfälschter Natur, die der Besucher entdecken kann. Anderorts in den Alpen entstehen touristische Megadestinationen mit Großraumschigebieten und Skischaukeln. Almhütten werden zweckentfremdet und heißen neuerdings Chalet oder Lodge. Hotels und Stationen aus Stahlbeton mit Styroporfassade, holzverkleidet. Kilometerlange Hänge werden unter hohem finanziellem und energieintensivem Aufwand beschneit. Bürgermeister und Hoteliers wehren sich gegen die Ausweisung von Naturschutzgebieten, die den Bau noch größerer Liftanlagen und Kraftwerksbauten ausschließen. Nachhaltigkeit ist das Unwort des neuen Jahrtausends. Gleichzeitig tragen die Tourismuswerber die schönsten Bilder ihrer Region in die Welt hinaus; Bilder, die Emotionen wecken sollen und Lust auf mehr machen, begleitet mit tiefgründigen Botschaften. Schöne unberührte Naturlandschaften, tief verschneite Pulverschneehänge, Berge, Freiheit, Freunde, Genuss. Professionelle Homepages mit retuschierten Fotos und geschwollenen Texten. Authentisch soll es sein! Zur Authentizität gehört jedoch auch der Mut nein zu sagen und das zu tun, was andere nicht tun, oder etwas nicht zu tun, was alle tun. Um authentisch zu sein, braucht es Weitblick und eigene Konzepte; eine Aufgabe, der sich die regionale Wirtschaft und Politiker stellen müssen. Neidvoll blickt man mancherorts über die Grenze in andere Regionen, die vermeintlich alles haben. Soziale Netzwerke werden genutzt, um Ursachenforschung zu betreiben. Den Goldvogel in der eigenen Hand übersieht man nur allzu gern. Nachhaltiges Denken und Handeln schließt Mensch, Natur und Wirtschaft gleichermaßen in einem ausgewogenen Verhältnis ein und ermöglicht eine stetige positive Entwicklung einer Region, eines Landes. Wird dies ernsthaft gelebt, bleibt der Erfolg nicht aus, und man braucht sich um ein authentisches Außenbild nicht zu sorgen.

7 Postings

cheerio
vor 10 Jahren

http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/unter-unserem-himmel/unter-unserem-himmel-222.html

 
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iseline
vor 10 Jahren

Ich finde den Kommentar von Hern Fuerhapter sehr überlegenswert. Für ganz Osttirol ist "nichts" wohl doch zuwenig, aber sich gegen die gängige Praxis im Tourismus - noch mehr Lifte, Megaevents, Totalerschließung, ...abzugrenzen, könnte sehr wohl eine alternative Strategie sein. Die Lechtaler setzen z. B. auf Wandern, (auch für Osttirol die Haupativität lt. Umfrage), auf ursprüngliche Natur, Einfachheit... und fahren damit gut. Leztens gab es einen interessanten Beitrag im TV, "Unser Österreich - RuheZeit", da wurde der hintere Bregenzerwald vorgestellt, der auf "Entschleunigung" setzt.. Die Hotels stellen sich auf diesen Weg ein, und vor allem dürften Investitionen in diesem Bereich etwas günstiger sein, als z. B. große Investitionen in Seilbahnen. Ganz abgesehen davon, dass man aufgrund des Klimawandels auf schneearme Zeiten reagieren müsste.

 
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Franz Brugger
vor 10 Jahren

@sonnenstadtler: Habe kein Problem mit der klaren Positionierung von Herrn Fürhapter, es freut mich wenn er erfolgreich ist. Habe aber doch Zweifel, ob diese Message über alle Regionen Osttirols gestülpt werden kann und dann auch nachhaltig wäre.

 
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sonnenstadtler
vor 10 Jahren

...sorry! Villgraten :-))

 
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sonnenstadtler
vor 10 Jahren

Danke Martin für deine klare Positionierung!

...ich will nur soviel zum "Nachdenken", "Nachkommen", u.s.w. ... meiner 2 Mitstreiter hier sagen: Wenn man im Villgratental zu dem "Nichts", was sie doch so erfolgreich bewerben, auch eine durchschnittliche Eigenkapitalquote errechnen könnte/würde, dann müsste man schon auch zugeben, dass im Gegensatz zu den oftmals vermeintlich glänzenden Stätten des Tourismus, im Villgratten bereits "Vordenker" unterwegs sind... ;-))

 
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Franz Brugger
vor 10 Jahren

Hier wird mit dem Beitrag und dem Kommentar gut das Dilemma aufgezeigt, dem es zu entkommen gilt.

* Wir haben NICHTS - Könnte das eine Strategie für ganz Osttirol sein? Oder ist das eine (hoffentiche erfolgreiche) Nischenstrategie eines Tales innerhalb Osttirols.

* Könnte es sich Osttirol leisten, nur auf diese Zielgrupe, Naturliebhaber, Tourengeher, im Sommer Bergwanderer, Kletterer zu setzen, wie nachhaltig wäre dies? Welche Alterssrtuktur wird hier bedient, was passiert, wwenn diese Urlauber wegbrechen, weil Familie gegründet wird (Kinder), oder wenn diese eben älter werden?

Wie geht es mit den Erkenntnissen VORDENKEN für Osttirol weiter, wurde hier ein geeignetes Leitbild geliefert? Hat der TVBO oder die Osttirolwerbung dazu mal Stellung genommen? Könnte der TVBO und Osttirolwerbung eine Ist-Analyse über Urlauberstruktur, Aufenthaltsdauer und Ergebnisse möglicher Befragungen, warum Osttirol als Urlaubsdestination gewählt wurde, liefern?

Stiller Tourismus, sanfter Tourismus wird, wenn erfolgreich sich auch den Gesetzen von Massentourismus anbiedern müssen, oder ebne Massentourismus werden. Deswegen erscheint es mir sinnvoll, Bestehendes behutsam auf neue, allseitig akzeptierte Zielsausrichtung zu lenken. Bestehendes sind Leitbetriebe in der Hotelerie, aber auch die kleineren Strukturen wie Privatzimmer oder Appartments, Campingplätze und die Hütten, Bergbahnen und Schilifte, etc..

Dann sollte es möglich sein, dass es wieder eine Aufbruchstimmung im Tourismus gibt, welche Neuinvestitionen auslösen wird und diese auch erfolgreich machen lässt.

 
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presse
vor 10 Jahren

So kann man das ja betrachten aber was fördert man mit dieser Strategie? In meinen Augen reichlich wenig, fast zu sagen nichts! Natürlich kann man als normaler Osttiroler Bürger, der mitten im Leben steht, sein Eigenheim erbaut - gekauft, eine Familie gegründet hat und relativ sicher im Jobleben dasteht sagen: "ich brauch das nicht"

Doch ich denke an die Menschen, die JETZT versuchen müssen diese Challenge zu meistern.. Die Möglichkeit in Osttirol anständige, gutbezahlte Arbeit zu finden ist bescheiden. Es fehlen die Vielfalt an Branchen, der Anschluss öffentlicher Verkehrsmittel wird auch nicht besser und viele wursteln sich mit Jobs durchs Leben, die sie gar nicht machen wollen bzw. nicht mal erlernt haben.

Leider weiß ich nicht, wie es in den Iseltaler Gemeinden mit dem Nationalpark und dem damit verbundenen Tourismus ausschaut. Im Pustertal (bis zur Grenze) schauts in meinen Augen jedoch ziemlich mager aus. Gasthäuser Mitten im Ort stellen schon auf Saisonbetrieb um, weil es billiger kommt bzw. werden bereits verkauft. Schloss Anras z.B. sperrt einfach mal übern Sommer zu, "Sillian ist tot" hat kürzlich jemand geschrieben, wo er auch nicht ganz unrecht hat...

Niemand verlangt oder will, dass Osttirol oder das Villgratental ein zweites Zillertal wird, aber zwischen der momentanen Situation und dem oben genannten liegen sicherlich viele tolle Lösungen. Wenn ein gewisser Herr S. in die Region investieren will und man spricht hier bitte wirklich nur von der Erschließung von zwei Liften, dann könnte man doch darüber nachdenken. Von Kals mit ihrem zweiten Dorf hat man ja auch nicht viel Gegenwehr gespührt. Es entstünden ein paar mehr Arbeitsplätze, es kämen ein paar mehr Touristen und da und dort würde sich sicher das ein oder andere Türchen öffnen.

Ganz verschließen finde ich komplett falsch. Und das ist jetzt bitte kein Vorwurf gegen die Verantwortlichen im Villgrattental. Mehr sollte es ein Appell an uns alle sein, damit wir über die Zukuft von Osttirol nachdenken

Das Motto lautet ja "vordenken" - wir sind leider "hintenaus"

Vielleicht solleten wir ja mal "nachdenken" bzw. den anderen ein bisschen nachkommen...

 
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