Regionalkonferenz: Große Pläne, wenig Fakten
Die Gemeindemandatare des PV 36 tagten in Nußdorf-Debant.
Ein Hauch von Aufbruchsstimmung lag in der Luft, als sich am Freitag, 28. November rund 60 Bürgermeister und Gemeindemandatare der 15 Gemeinden des Planungsverbandes 36 erstmals zu einer "Regionalkonferenz" im Kulturzentrum Nußdorf/Debant trafen. Auch Landesrat Johannes Tratter war gekommen, unterstrich, wie wichtig Kooperationen zwischen Gemeinden seien und dass das Land die Zusammenarbeit auch finanziell fördere.
Von den mittlerweile 37 Planungsverbänden Tirols sind drei in Osttirol, der PV 36 ist der weitaus größte davon, er umfasst mit rund 28.000 Einwohnern mehr als die Hälfte der Bezirksbevölkerung und wird vom Dölsacher Bürgermeister Josef Mair geleitet. Früher war dieses Amt dem Stadtoberhaupt von Lienz vorbehalten. Seit dieser wichtige Bürgermeistersessel von Elisabeth Blanik besetzt ist – und damit von der SPÖ – wechselte der Vorsitz ins VP-Politikerdorf Dölsach, aus dem neben PV-Obmann Mair auch die beiden Landtagsabgeordneten Hermann Kuenz und Martin Mayerl stammen.
Blanik und VP-Vizebürgermeister Meinhard Pargger waren die prominentesten Abwesenden beim Regionalparlament und überließen den Lienzer Teil der Show dem "Vordenker" und Stadtmarketingchef Oskar Januschke. Er zeichnete – wie schon seit Jahren – das Bild einer größeren Region zwischen Bruneck und Spittal, in der der Ballungsraum Lienz eine zentrale und keineswegs periphere Rolle spiele.
Um diese Rolle mit Leben zu fülllen, begaben sich die Köpfe des Planungsverbandes in drei Klausuren, moderiert von Gerald Mathis, dem Leiter des Instituts für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung. In Bruneck, am Weißensee und am Kalterersee gingen die Talbodenvertreter der Frage nach, wo es gemeinsame Handlungsfelder für die Gemeinden gibt und wie daraus Synergien für die Zukunft entstehen könnten. "Da ist einiges hängengeblieben", meinte Bürgermeister Mair und verwies auf zentrale Themen: gemeinsame Gewerbegebiete, gemeinsame öffentliche Verkehrsmittel, die koordinierte Verlegung von Glasfaserkabeln, um schnelles Internet in die Haushalte und Unternehmen der Verbandsgemeinden zu bringen und gemeinsame Anstrengungen zum Ausbau des Flugplatzes in Nikolsdorf.
Nur zu den letztgenannten Themen wurde dann auch einigermaßen konkret informiert. Helmut Heis vom Amt der Tiroler Landesregierung und Walter Handle von der Firma LWL skizzierten den Ausbauplan der insgesamt circa zwei Millionen Euro teuren Glasfaser-Verkabelung der 15 Verbandsgemeinden. Diese Infrastrukturmaßnahme wird attraktiv gefördert und durch bestehende Leerverrohrungen von Tinetz, EW Assling, Stadtwärme und Abwasserverband auch stark erleichtert. Deshalb könnte das schnelle Netz in wenigen Jahren Realität sein, vorausgesetzt es werden auch leistbare Providermodelle für seine Nutzung gefunden.
Im Herbstnebel blieb trotz großer Worte das Szenario rund um den Flugplatz Nikolsdorf. Consulter Helmut Poschinger betonte mehrfach, wie erstaunlich die erzielte Einigung zwischen den unterschiedlichsten Interessen und Standpunkten der Stakeholder sei, gab aber keinen Einblick in die Struktur der neuen Flugplatzgesellschaft, die bereits in wenigen Wochen – am 1. Jänner 2015 – den Platz übernehmen wird. Die anwesenden Mandatare fragten auch nicht danach, wohl deshalb, weil in den Gemeinderäten vieler Talbodengemeinden die Zustimmung zur neuen Flugplatzgesellschaft bereits durchgewunken wurde. Das Lienzer Stadtparlament diskutiert am 2. Dezember, ob eine Beteiligung am Flugplatz sinnvoll ist. Die Zustimmung gilt als fix.
Grob gesprochen wird ab 2015 eine Betreibergesellschaft den Flugplatz übernehmen. An ihr halten der Planungsverband 36 – also die Gemeinden – und der TVB Osttirol mit 51% gemeinsam die Mehrheit. Ebenfalls beteiligt sind die derzeit am Flugplatz aktiven Vereine, der Grundeigentümer, die Firma HELLA und weitere Privatunternehmer, darunter McDonalds-Mann und Hubschrauber-Unternehmer Charly Jurak. Ein Investitions-, Kosten- und Betriebskonzept wurde bislang nicht veröffentlicht, was beim gemütlichen Ausklang der Tagung – musikalisch begleitet von der Anras Brass – für Gesprächsstoff sorgte.
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