Unverzichtbar: Halloween auf Bermuda
Von Süßigkeiten, Kürbissen und unheimlichen Gestalten.
Lange habe ich Halloween einfach ignoriert, aber mit Kindern im verkleidungsfähigen und -willigen Alter auf Bermuda ist das einfach zwecklos. Als ein weiteres unnötiges, aus den USA eingeschlepptes Brauchtum habe ich es früher abgetan und mich mit Händen und Füßen gegen den ganzen Kommerz und die Amerikanisierung gewehrt.
Heute, da ich in einem von den USA stark geprägten Fleckchen Erde wohne, sehe ich das etwas anders. Einerseits bringe ich es nicht fertig, meinen Kindern die einzige Möglichkeit sich zu verkleiden, zu nehmen, denn einen Fasching oder Karneval gibt es hier leider nicht, andererseits habe ich mich ein bisschen schlau gemacht und allerlei Interessantes über Halloween herausgefunden.
Das Wort Halloween findet seinen Ursprung in All Hallows Evening, dem Abend vor Allerheiligen, ist also keltisch-christlichen Ursprungs. Das Verkleiden mit vorwiegend grausigen Masken und Kostümen rührt höchstwahrscheinlich von dem irisch-keltischen Fest „Samhain“, das schon um 700 v. Chr. stattgefunden haben soll und einerseits das Ende der Erntezeit darstellte, andererseits den Übergang zur kalten Jahreszeit einleitete.
Die Kelten glaubten, dass an diesem Tag die Welt der Toten mit der der Lebenden verschmelze und die Verstorbenen ihre alten Häuser aufsuchten. Dafür wurden ihnen Tische mit Essen hingestellt. Teilweise gingen die Menschen auch von Haus zu Haus, wahrscheinlich vermummt, und erhielten Lebensmittel im Austausch für das Vortragen von Gesängen und Versen.
Trick or Treat: Süßes zu erbetteln haben sich auch nicht die kleinen Hexen und Zombies der heutigen Zeit ausgedacht sondern die frühen Christen Europas, die für die Gabe des sogenannten Seelenkuchens, einem Brot mit Johannisbeeren, versprachen für die Seelen der Spender zu beten.
Jack-O‘-Lantern: Der ausgehöhlte Kürbis mit der geschnitzten Fratze als Laterne wiederum geht auf eine irische Geschichte zurück: Demnach soll der gewiefte Hufschmied Jack während seines Lebens den Teufel mehrfach ausgetrickst haben und diesem das Versprechen abgenommen haben, seine Seele für immer in Ruhe zu lassen. Als Jack dann verstarb, wurde ihm wegen seines schlechten Lebenswandels der Zutritt zum Himmel verwehrt, in die Hölle durfte er aber auch nicht. So irrte er in Dunkelheit und Kälte herum. Der Teufel schenkte Jack aus Mitleid eine glühende Kohle aus dem Höllenfeuer, die er sich in eine ausgehöhlte Rübe steckte und ihm als Lampe dienen sollte. Seither irrt Jack mit seiner Lampe rastlos umher.
So habe ich also gelernt, dass Halloween kein amerikanischer Unfug ist, sondern sich aus vielen Bräuchen zusammensetzt, die von irischen Einwanderern erst in die USA gebracht worden sind. Mit all dem Hintergrundwissen fällt es mir wesentlich leichter, an fremde Türen zu klopfen und um Süßigkeiten zu bitten oder dem Nachbarn beim Dekorieren seines Gartens und Hauses mit allerlei gruseligem Dekor zu helfen (siehe oben).
Also werden wir dieses Jahr wieder eine Schüssel mit Süßkram auf unsere Terrasse stellen und mit unseren Kindern verkleidet durch die Straßen ziehen. „Hardcore-Halloweener“ mit Kürbis und allem was dazu gehört werden wir sicherlich nicht, aber die Kinder freuen sich schon wochenlang auf Halloween und für besinnliches Denken an die Verstorbenen bleibt am 1. und 2. November auch noch genügend Zeit.
Gegen den Kommerz kämpfe ich insofern an, dass wir unsere Kostüme im Second-Hand-Laden kaufen, wo das ausgegebene Geld dann auch noch einem guten Zweck zukommt. Kommerzialisiert wird heutzutage ohnehin jeder Feiertag und jedes Brauchtum, es kommt nur darauf an, inwieweit man sich darauf einlässt. Ich hoffe für meine Kinder einen guten Mittelweg gefunden zu haben, aus Pflege eigener Traditionen und Zulassen von Neuem. Und seit ich weiß, woher all diese verschiedenen Rituale stammen, finde ich auch Halloween sehr spannend, unheimlich spannend geradezu.
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