Nach Jasmin van der Woude und Juliana Heigl geht unsere Heimweh-Serie in die nächste Runde und diesmal habe ich gleich drei Jungs aus meiner Heimatgemeinde Dölsach befragt und gezeichnet. Sie studieren alle drei in Graz und sind auch in Sachen Heimweh nicht immer einer Meinung.
Jakob Riedl, Dölsach, geboren am 4. März 1993
Was machst du zurzeit?
Ich studiere seit 2 Jahren Humanmedizin in Graz an der Medizinischen Universität. In diesem Sommer habe ich meine erste Famulatur (Praktikum) im BKH Lienz absolviert. In diesen 4 Wochen konnte ich sehr viele Erfahrungen sammeln und habe einen guten ersten Eindruck vom Alltag eines Arztes bekommen.
Hast du schon eine Ahnung, in welche Richtung du später gehen möchtest?
Aus momentaner Sicht kann ich noch nicht sicher sagen, für welche Fachrichtung ich mich später entscheiden werde, tendiere jedoch eher dazu, mich im Bereich in der inneren Medizin zu spezialisieren.
Wie bist du dazu gekommen, Medizin zu studieren?
Maßgeblich geprägt hat mich sicherlich der Beruf meines Vaters, der ebenfalls Mediziner ist. Zudem interessierte ich mich schon immer sehr für die Naturwissenschaften. Schlussendlich war jedoch mein Zivildienst ausschlaggebend, den ich im BKH Lienz ableistete. Dabei wurde mir klar, wie anspruchsvoll und facettenreich der Arztberuf sein kann.
Kannst du dir vorstellen, wieder nach Osttirol zurückzukehren?
Das hängt in erster Linie von den beruflichen Möglichkeiten ab, aber prinzipiell bin ich nicht abgeneigt. Nach dem Studium möchte ich nicht direkt nach Osttirol zurückkommen, weil ich in diesem Alter noch nicht sesshaft werden möchte.
Wünschst du dir eine Veränderung für Osttirol?
Ich denke, dass Osttirol in Anbetracht seiner Größe viel bietet, allerdings würde ich mir mehr Freizeitangebote für Jugendliche wünschen.
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Markus Stocker, Dölsach, 18.10.1992
Erzähl mal was du machst.
Ich studiere Sport und Mathematik in Graz an der Karl Franzens Universität und habe das 4. Semester abgeschlossen. Nebenbei konnte ich erste Unterrichtserfahrung am BFI Lienz in der Sommerschule sammeln.
War es schon immer dein Wunsch, Lehrer zu werden?
Auf diese Idee bin ich im BORG Lienz gekommen. Dort habe ich manchmal meinen Mitschülern geholfen, wenn diese Schwierigkeiten in Mathematik oder Sport hatten. Die Herausforderung, Problemstellungen methodisch zu vermitteln, begeisterte mich damals wie heute. Das anschließende Erfolgserlebnis ist einzigartig.
Hast du abgesehen, von der Sommerschule, schon Praktische Erfahrung sammeln können?
Nein, aber in diesem Herbst starte ich mein erstes Praktikum in einem Gymnasium in Graz. Dort werde ich voraussichtlich dem Unterricht beiwohnen, vorbereiten, selbst unterrichten und anschließend mit meiner Mentorin nachbesprechen.
Dein Beruf ermöglicht dir relativ freie Wahl deines Wohnortes. Willst du irgendwann wieder zurück nach Osttirol kommen.
Definitiv.
Was zieht dich zurück?
Meine Familie, aber auch die unzähligen Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten. Diese Vielfalt habe ich als Kind sehr genossen und möchte diese auch meinen Kindern ermöglichen.
Wünschst du dir eine Veränderung für Osttirol?
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, jedoch halte ich einen öffentlich zugänglichen Outdoor Park wie der von Stylefly verbunden mit einem Streetsoccer und Basketball Platz für eine gute Investition.
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Clemens Greil, Dölsach, geboren am 19. Juli 1994
Erzähl bitte, was du zurzeit machst.
Ich habe in den vergangenen zwei Semestern in Graz Jus studiert, steige jetzt jedoch auf die Fachhochschule Joanneum um und werde dort "Management Internationaler Geschäftsprozesse" studieren.
Wie bist du dazu gekommen?
Im Laufe des zweiten Semesters erkannte ich, dass Jus nicht das Richtige für mich ist. Ich habe die HAK in Lienz besucht und erkannte schon früh mein Interesse an der Wirtschaft. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, etwas mit diesem Schwerpunkt zu studieren.
Hast du einen starken Bezug zu deiner Heimat?
Ja schon, für mich ist Osttirol ein Paradies und ich habe auch vor, früher oder später zurückzukommen, insofern sich das mit meinem Leben und Beruf vereinbaren lässt.
Dein Studium klingt so, als ob du dafür sehr viel reisen müsstest, oder kannst du auch von einem Standort wie Osttirol aus arbeiten?
Ich kann weder sagen, was die Zukunft für mich bringt, noch wie mein Berufsleben genau aussehen wird. Jedoch gehe ich davon aus, dass ich international tätig sein werde und meine Rückkehr nach Osttirol deshalb wohl eher später als früher erfolgen wird.
Was zieht dich zurück?
So ziemlich alles. Es ist einfach meine Heimat.
Gibt es etwas, das du gerne verändern würdest, beziehungsweise etwas, das du dir für Osttirol wünschst?
Meiner Meinung nach ist Osttirol sehr lebenswert, auch wenn ich erst vor Kurzem etwas Anderes gelesen habe. Meine Definition von Lebensqualität scheint sich wohl nicht mit der von vielen anderen ÖsterreicherInnen zu decken. Kurz gesagt, ich liebe Osttirol, so wie es ist.
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In der Serie "Heimweh?" entstehen vorerst 50 Porträts von Studentinnen und Studenten aus Osttirol, geschrieben und gezeichnet von Linda Steiner. Unterstützt wird dieses Dolomitenstadt-Projekt von Durst Phototechnik. Außerhalb Osttirols lebende Studierende, aber auch andere junge "Bildungsauswanderer" können sich per Mail an redaktion@dolomitenstadt.at bei uns melden, wenn sie an diesem Projekt teilnehmen möchten.
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