Das Bier wurde nicht in Bayern erfunden
Hirse, Hopfen, Wurzelbier. Vom Brauen und Brennen in Afrika.
Gerstenmalz und Hopfen, bestes Quellwasser, alternativ vielleicht auch Weizen, das sind die Zutaten, aus denen wir Bier brauen. In Mitteleuropa. Und wir sind überzeugt: Das Bier haben wir erfunden, die Europäer, wahrscheinlich die Bayern, die Tschechen oder die Oberösterreicher. Die Wikinger, eventuell.
Die Wahrheit ist, dem Oktoberfest zum Trotz: Das Bier wurde in Afrika erfunden, und zwar zu einem Zeitpunkt, der mehrere tausend Jahre zurückliegt. Gerstenmalz gab’s freilich nicht an den Ufern des Nil. Die Ägypter buken Fladen aus Teff, einer kleinkörnigen Hirse-Art, setzten sie mit Wasser an und ließen sie fermentieren. Prost.
Aus dieser Methode entwickelten afrikanische Gesellschaften in West und Ost, im Süden und im Herzen des Kontinents ihre Art, Hirsebier zu brauen. Ein dickes, braunes, nahrhaftes und relativ hochprozentiges Getränk, das mit unserem hellen Blonden wenig gemein hat. Außer dem Spaß, es in einer Runde mit Freunden – maßvoll oder in Unmaßen – zu trinken.
Fingerhirse oder Millet ist nur einer von vielen Rohstoffen, die die Afrikanerinnen zur Herstellung von Bieren, Weinen und Schnäpsen verwenden. Kochbananen, Cassava-Wurzeln, Wildbeeren, Mais, Zuckerrohr, der Saft von Palmen und Honig geben die Basis für eine breite Palette von köstlich erfrischenden und sachte berauschenden Getränken bis zu absolut scheußlichen Fuseln, die einen umbringen. In Kenia heißt einer davon ‚Kill me quick‘– und das ist kein leeres Versprechen.
So bunt wie die alkoholische Getränkekarte Afrikas ist auch die Palette der Rezepturen, Legenden, Zeitungsberichte und G’schichtln, die sich um die traditionellen Alkoholika ranken, die abgefüllt in Benzinfässern, Kanistern und hohlen Kürbissen von Mund zu Mund gehen.
Für Biertrinker, Weinliebhaberinnen, Schnaps-Genießer und Abstinente, die ihre Nase gern in fremde Gläser stecken, gibt‘s jetzt 60 solcher Geschichten aus 20 Ländern gesammelt in meinem neuen Buch. Sein Genuss bleibt garantiert katerfrei!
Petra Navara: Hirse, Hopfen, Wurzelbier. Vom Brauen und Brennen in Afrika
mandelbaum verlag, 2014. ISBN: 978385476-452-6
Ein Posting
Durch andere klimatische Bedingungen verfügte Bayern in früheren Jahrhundert über vorzügliche Weinbaugebiete, nix mit Bier beim Oktoberfest ;-)
Sie müssen angemeldet sein, um ein Posting zu verfassen.
Anmelden oder Registrieren