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Damen in Lienz populärer als Herren in Kitz?

Skiclub Lienz warb im Gemeinderat für Weltcup-Rennen.

Erstaunlich einig präsentierte sich der Lienzer Gemeinderat in seiner Sitzung vom 7. Oktober beim Thema Weltcup-Rennen in Lienz. Es wurde nicht über die 45.000 Euro abgestimmt, die pro Rennsaison von der Stadt Lienz aufgebracht werden, doch der Skiclub Lienz mit Sigi Vergeiner und Werner Frömel an der Spitze erhielt Gelegenheit, im Stadtparlament Stimmung für die Fortführung des Events zu machen. Und erntete großteils Applaus.
Sigi Vergeiner ist der Mister Weltcup in Lienz und Präsident des Skiclubs. Foto: Brunner Images
Sigi Vergeiner ist der "Mister Weltcup" in Lienz und Präsident des Skiclubs. Foto: Brunner Images
Nur die LSL-Mandatare Uwe Ladstätter und Hannes Schwarzer meldeten die seit Jahren diskutierten Bedenken an: Ende Dezember sei der falsche Termin, weil ohnehin genügend Gäste in der Stadt seien, die Sperre des Hochsteins während der Rennen sei kontraproduktiv und auch ärgerlich für die einheimischen Skifahrer und vor allem sei der wirtschaftliche Nutzen nicht schlüssig nachweisbar. Genau das versuchten Frömel, Vergeiner und Paula Müllmann vom TVB zu entkräften und legten dem Gemeinderat eine Menge Statistiken vor, darunter detaillierte Auswertungen von Medienobservern. Während United Synergies sich ausschließlich auf das Lienzer Rennwochenende und dessen mediale Wirkung in österreichischen Medien konzentriert, vergleicht Repucom im Auftrag der F.I.S. die globalen Sendezeiten aller Rennen im Weltcupzirkus. Die Ergebnisse sind in mancher Hinsicht bemerkenswert. So beziffert United Synergies den Medienwert des Weltcup-Events mit ca. 6,8 Millionen Euro. Da von diesem Wert alle Sponsoren profitieren, wurde der Werbewert für die Region Lienz/Osttirol mit 1,35 Mio Euro extra ausgewiesen. Mehr als sechs Millionen Euro dieser Summe machen die Auftritte im ORF aus, andere TV-Kanäle sind marginal vertreten, Printmedien schlagen mit ca. 640.000 Euro zu Buche, mit einem Löwenanteil bei der Kronenzeitung. Noch überraschender sind die von der F.I.S. veröffentlichten TV-Sendezeiten. Glaubt man der Auswertung von Repucom, dann haben im vergangenen Winter international mehr Menschen die Damenrennen in Lienz gesehen (16,46 Mio TV-Zuseher) als die Herrenrennen in Kitzbühel (15,87 Mio TV-Zuseher).
Quelle: F.I.S./Repucom
Quelle: F.I.S./Repucom
Skiclub-Urgestein Sigi "Zigo" Vergeiner räumte zudem mit dem Vorurteil auf, dass ein großer Teil der Sponsormittel in den Club fließen würden, der das Rennen vor Ort abwickelt: "Sechs Monate vor dem Rennen wird budgetiert. Am Ende bleiben, wenn wir richtig wirtschaften und keine unerwarteten Kosten entstehen ca. 11.000 Euro pro Rennsaison als Aufwandsentschädigung." Der Skiclub stelle Netze, Fahrzeuge und vor allem Manpower zur Verfügung, hunderte Helfer seien im Einsatz, die meisten von ihnen für ein Essen. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik verwies auf die Jugendarbeit des Vereins und auf dessen sportliche Erfolge. Der Club hat derzeit 32 junge Läufer und Läuferinnen im Kader und zählt insgesamt 850 Mitglieder. LSL-Mandatar und Weltcupkritiker Uwe Ladstätter beklagte, dass die Gegner des Rennens keine Gelegenheit erhielten, ihre Argumente vor dem Gemeinderat zu präsentieren. Generell wurde über mehr Nachhaltigkeit diskutiert, etwa verstärkte Bemühungen um Firmenrennen nach dem Muster des wirtschaftlich lukrativen Interbancario-Bewerbes. Werner Frömel wünschte sich ein größeres Engagement des Stadtmarketings. Lienz richtet alle zwei Jahre ein Weltcup-Wochenende der Damen aus und muss im Voraus zwei Veranstaltungen (2015 und 2017) buchen. Das Gesamtbudget für diese Rennen beträgt 900.000 Euro. Davon muss die Region 190.000 Euro übernehmen, die sich der TVBO (90.000 Euro), die Stadt Lienz (90.000 Euro) und private Sponsoren (10.000 Euro) teilen. Hier die Medienauswertungen im Detail zum Download: medienwert weltcupsendezeiten weltcup
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

Churchill
vor 10 Jahren

Unabhängig von den mikro- und makroökonomischen Aspekten des Weltcups für die Region mochte ich es immer sehr gern, am Weltcup-Wochende in den Szenelokalen der Stadt mit Menschen aus aller Welt bei einem Bier quatschen zu können.

 
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anton2009
vor 10 Jahren

Frömel wünscht sich ein größeres Engagement des Stadtmarketings; seine Wünsche sollte er besser an "seinen" Tourismusverband senden, dem er ja als Aufsichtsratsvorsitzender vorsteht!

Und noch etwas: Hochsteinpisten sind in der Hauptsaison mind. 3 Tage für das zahlende Publikum gesperrt - auch ein Grund warum ich keinen Sportpass mehr kaufe!

Die ganze Nachhaltigkeit um dieses WC-Rennen ist zu hinterfragen; wenn wir die Betten zu diesem Termin nicht ohnehin verkaufen können, dann können wir es lassen! Kein anderer Wintersportort will zu diesem Zeitpunkt ein WC-Rennen. Nur einige fanatische SCL-Funktionäre glauben noch an die Werbewirksamkeit dieser Veranstaltung.

Stellen wir diese "Subventionitis" ab!

Ski Heil anton2009

 
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mischmaschin
vor 10 Jahren

Sendezeit in den Medien ist das eine, Werbung für ein Produkt das andere - Produkt? Welches Produkt?

 
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