Poker um Garage unter dem Südtirolerplatz
Die Wohnbaugenossenschaft Frieden, die Stadt Lienz und Hotelier Wimmer verhandeln.
Noch nicht entwirrt ist der Gordische Knoten, der eine kontinuierliche Weiterentwicklung auf dem Südtiroler Platz in Lienz verhindert. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik präsentierte am 4. September zwar eine planerische Lösung für die Tiefgarage, deren Umsetzung steht aber aus verschiedenen Gründen in den Sternen.
Zur Ausgangsproblematik: unter dem Südtirolerplatz soll eine Garage mit 88 Stellplätzen entstehen. Wir haben mehrfach berichtet. Bauherr wäre die Wohnbaugenossenschaft Frieden, die auch das Gebäude im Norden des Platzes errichtet hat, mit BTV- Filiale, Geschäften und Wohnungen. Sie hat das unterirdische Baurecht erworben. Erste Garagenpläne wurden von der Stadt deshalb abgelehnt, weil die Einfahrt im Bereich der Fleischerei Ortner geplant war und den wichtigen Zebrastreifen zum "Geigergangl" gefährdet hätte.
Jetzt legte der Planer, Architekt Josef Wurzer, eine neue Variante vor, die einhellige Zustimmung im Stadtrat fand und durch eine zentrale Zufahrt dieses Problem löst. Im Oktober soll auch der Gemeinderat die neuen Pläne durchwinken. Gebaut wird die Garage aber vorerst dennoch nicht, weil rund um den Südtirolerplatz ein spannender Immobilienpoker abläuft. Nach der Nordseite wollen Entwickler Wurzer und Investor Frieden nun den Westen des Platzes in Angriff nehmen, sprich die Immobilie, in der sich das Hotel Sonne und der Stadtsaal befinden.
Dieses Gebäude gehört dem Hotelier Günther Wimmer, der seit Jahren mit der Stadt um einen möglichst hohen Kaufpreis für den Stadtsaal feilscht. Aus diesem Grund wird der Saal auch nicht saniert. Wimmer will aber nicht nur den Saal, sondern auch das Hotel verkaufen, bislang ohne Erfolg. Jetzt hat die Frieden Interesse angemeldet. Sie braucht Wimmer einerseits als Partner, weil ohne seine Zustimmung die Garage nicht gebaut werden kann, er hat das Zufahrtsrecht. Andererseits ließen sich an diesem zentralen Standort statt Hotelbetten auch hübsche Stadtwohnungen realisieren. Sollten sich die Genossenschaft und der Hotelier einigen, wäre plötzlich die Frieden der Verkäufer des Stadtsaales.
Die Stadt Lienz hat für den Saal zwar 300.000 Euro budgetiert, will das Geld aber nur locker machen, wenn ein Hotel an diesem Standort bestehen bleibt, egal unter welchem Betreiber. Zum einen fürchtet man Probleme mit neuen Wohnanrainern, zum anderen werden dringend Hotelbetten gebraucht. Hier schließt sich der Kreis im derzeitigen Verhandlungspoker. Wimmer kann zwar weiter abwarten und die Stadt mit einem desolaten Saal unter Druck setzen, doch auch Blanik gibt sich hart: "Wir haben schon so lange gewartet, da werden wir nur wegen der Gemeinderatswahlen nicht nervös. Bis 2038 hat die Stadt das Nutzungsrecht. Wir würden gerne in den an sich sehr schönen Saal investieren, aber nur als Eigentümer."
Jeder braucht irgendwie jeden, doch niemand will sich von seinem Standpunkt wegbewegen. Speziell zwischen Bürgermeisterin Elisabeth Blanik – der als VP-Verhandler Gemeinderat Christian Steininger zur Seite steht – und Hotelier Wimmer ist die Chemie nicht gerade gut. Wimmer gilt als Kostenoptimierer und knallharter Verhandler, der primär das Ziel hat, die abgewohnte Immobilie gut an den Mann zu bringen. Die Frieden kommt mit der Garage nicht weiter, so lange die Stadtsaal-Thematik nicht gelöst ist. Und die Stadt will den Saal zwar kaufen, aber nur zu den von ihr geforderten Rahmenbedingungen, zu denen auch diverse vertragliche Garantien für den Betrieb gehören.
Zum gebotenen Preis gäbe es nur die Obergeschosse, nicht das Erdgeschoss mit dem derzeitigen Foyer. Der Zugang zum Saal würde dann über eine Außentreppe vom Platz aus erfolgen, die neue Tiefgarage könnte für eine autofreie, teilweise bespielbare Zone und ein repräsentatives Entree sorgen. Freilich nur dann, wenn sich am Verhandlungstisch etwas bewegt.
Ein Posting
... unabhängig von Besitzverhältnissen und Wünschen finde ich die Autoabstellplätze auf dem Platz sehr falsch, städteplanerisch und raumordnerisch gesehen, einen Bezug zu moderner Stadtplanung kann ich da nicht erkennen ...
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