Blue Port: Kaltes Leuchtfeuer einer alten Handelsstadt
Das Hamburger Pendant zum traditionellen Tiroler Bergfeuer.
Der Hamburger Hafen fasziniert seit langer Zeit. Für mich ist er ein Sehnsuchtsort, an dem ich auch spät Nächtens noch gerne bin. Egal ob in der Speicherstadt, die nach außen hin das Bild einer längst vergangenen Warenwelt präsentiert, in der der Duft von Tee, Kaffee und Gewürzen in der Luft lag. Ob an den mittlerweile zwei Überseeanlegern für Kreuzfahrtschiffe wie die Queen Mary oder die Aida. Ob an den Landungsbrücken, die für viele Auswanderer der letzte europäische Boden war, den sie berührten, bevor sie in eine ungewisse Zukunft aufbrachen, oft nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Ob in der Hafencity, in der fast jede Woche eine neue Firstfeier für Büro- und Wohngebäude abgehalten wird, die mit ihrer Architektur, unerschwinglichen Mieten und langfristiger Perspektive beeindruckt. Der Hafen ist ein Ort, an dem sich die alte Handelsstadt Hamburg immer wieder aufs Neue inszeniert.
Als ob der Hafen und seine Geschichte und die tagtägliche Geschäftigkeit nicht schon Attraktion genug wären, wird er immer wieder höchst geschäftstüchtig mit besonderen Aktionen in Szene gesetzt. So wurde zum Beispiel ein historisch nicht ganz sattelfester, dafür aber umso lukrativerer Hafengeburtstag aus der Taufe gehoben. Der Welt-Astra-Tag, zur Feier der lokalen Astra-Brauerei, wird am Hafen gefeiert. Der Fischmarkt ist jeden Sonntag Attraktion für tausende Touristen, die sich von brüllenden Aalverkäufern zu Käufen hinreißen lassen.
Im Rahmen der Hamburger Cruise-Days 2014 zeigte der Hafen in den Nachtstunden für eine Woche eine weitere Facette in Blau. Der Lichtkünstler Michael Batz setzt seit 2008 immer wieder den Hafen mit seinen Lichtinstallationen neu in Szene, lässt die rund 60 Meter hohe Köhlbrandbrücke, Lastenkräne, die Elbphilharmonie, Dockanlagen und Landungsbrücken in blauem Licht erstrahlen. Batz hat schon Salzburg, Florenz oder Berlin in neues Licht getaucht. 2014 orientierte er sich an alten Navigationsmitteln und Seezeichen wie Tonnen, Türmen und Kegeln.
Den bewegten Abschluss des Blue Ports stellte eine Parade von vier Kreuzfahrtschiffen dar, die zusammen mit Elbfähren, historischen Lastenseglern, Koggen, Barkassen, Fischkuttern und Bugsier-Schleppern und einer Vielzahl anderer Wassergefährte für drei Stunden die Elbe entlang paradierten, begleitet von Feuerwerk, Showeinlagen und geschätzten 600.000 Schaulustigen. Ich war einer von ihnen.
Während in den Tiroler Alpen zu Herz-Jesu und Maria Himmelfahrt Bergfeuer mit langer Tradition flackern, haben sich die protestantisch geprägten Hamburger für ein neuzeitliches, kühles, aber ebenso beeindruckendes maritim-kühles Blau entschieden. So lässt jeder erstrahlen, was ihm wichtig ist, in dem Licht, das ihm richtig erscheint. Schön und sehenswert ist beides.
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