Ein bestechend attraktives Geschäft
Eigentlich wollte ich nur ein paar Fotos von einer Shopping Mall schießen.
Ich hatte eine Geschichte über Shopping Malls in Kampala geplant, die nach der Reihe in jedem Bezirk aus dem Boden wachsen. Wohlstands-Schlösser, Konsum-Tempel, die meisten gebaut von der Firma ROKO, ein Schweizer Bauunternehmen, das 1969 nach Uganda gekommen war und inzwischen als ugandischer Konzern in ganz Ostafrika Regierungsviertel, Banken und eben Shopping Malls baut.
Die Acacia Mall ist in Kampala derzeit das exquisiteste Einkaufszentrum, mit Apple-Shops, feinen Cafés, Boutiquen, die ihres gleichen suchen. Ich muss quasi in den Olymp ugandischen Designs eintreten, weil ich ein Geschenk besorgen will, und frage bei der Gelegenheit die Verkäuferin, ob ich fotografieren darf. Kein Problem.
Den ganzen Gebäude-Komplex möchte ich für die Dolomitenstadt auch knipsen und frage – die ugandische Urangst vor Spionage respektierend – den Sicherheitsbeamten. Hm, der weiß nicht so recht. Besser, der Boss entscheidet. Der Boss ist höflich (er denkt, er spricht mit einer Diplomatin), leitet mich aber zum Marketing-Chef weiter. Der Marketing-Chef zeigt sich geschäftsmäßig, aber unentschlossen und verweist mich an den Besitzer der Mall. Der ist nicht da.
Na gut, denke ich, dann eben ein Bild von der Rückseite, ganz ungeniert und ohne offizielles OK. Ich drücke ab, und im selben Moment tippt mir ein Polizist auf die Schulter. "Geht’s noch?" fragt seine Geste, das hier ist Privateigentum. Zu welchem Zweck will ich das wohl fotografieren? Aber lieber Herr Polizist, ich knipse nur ein paar Erinnerungsfotos für meine kleine Tochter, damit sie sich an Kampala erinnern kann, wenn sie groß ist. So kommen wir ins Gespräch. Er hält meinen Ausweis in der Hand (sieht nicht so aus, als wollt er ihn wieder loslassen), während ich erzähle, dass wir in einem Jahr wieder nach Europa gehen; er will unseren Hund kaufen und unser altes Auto, wenn es soweit ist. Ob ich ihm vielleicht den Fernseher überlassen könnte? Schade, wir haben keinen. Aber wenigstens ein paar süße Bananen könnte ich ihm doch schenken.
Klar, mit 0,70 € für ein knappes Kilo Bananen bekomme ich meinen Ausweis wieder und darf die Fotos behalten. Ein bestechend attraktives Geschäft. Ich hätte es mit dem ersten Sicherheitsbeamten vor einer Stunde schon abschließen sollen.
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