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TVBO: Mehr Abgaben und einige Leuchttürme

Vollversammlung lief erwartungsgemäß. Infrastrukturanalyse vorgestellt.

Vorhang auf für die TVBO-Show. Die Akteure von links: Sepp Schett, Andreas Köll, Werner Frömel, Franz Theurl und Barbara Nussbaumer. Fotos: Expa/Groder
Vorhang auf für die TVBO-Show. Die Akteure von links: Sepp Schett, Andreas Köll, Werner Frömel, Franz Theurl und Barbara Nussbaumer. Fotos: Expa/Groder
Trotz relativ hohem Newswert der angekündigten Tagesordnungspunkte fanden am 30. Juni nur etwa 250 Mitglieder des TVB Osttirol den Besuch der Vollversammlung im Lienzer Stadtsaal spannender als einen WM-Fußballabend. Sie hatten Gelegenheit, eine neue Website und die neue Geschäftsführerin der Osttirol Werbung Eva Haselsteiner kennenzulernen, die sich erwartungsgemäß aber bedeckt hielt, was ihre Ziele und Strategien für die Zukunft in der Tourismus-Marketingagentur des TVB angeht.
Die neue Geschäftsführerin der Osttirol Werbung, Eva Haselsteiner.
Die neue Geschäftsführerin der Osttirol Werbung, Eva Haselsteiner.
Sie freue sich über die Chance, habe aber in Summe erst vier Stunden mit OW-Mitarbeiter Bernhard Pichler gesprochen und könne deshalb nur erste Gedanken skizzieren. Das Bild, das die steirische Hotelmanagerin zeichnete, war dennoch recht treffend, Osttirol habe zwar sechs Prozent der Tiroler Betten aber nur 4,5% der Tiroler Nächtigungen: "Also gibt es ein Auslastungsproblem". Dieses zu lösen, erfordere einen Abschied vom Bauchladen und eine Konzentration auf Leuchtturm-Angebote, außerdem mehr Anstrengung im direkten Verkauf. All das unterschrieb in seinen Ausführungen auch Martin Mayerhofer von der Tourismusagentur Kohl&Partner, der das mit Spannung erwartete Highlight des Abends im Gepäck hatte, die "Infrastrukturanalyse", ein mittlerweile geflügeltes Wort in Osttirol.
Martin Mayerhofer von Kohl & Partner. Er präsentierte das Highlight des Abends: die Infrastrukturanalyse.
Martin Mayerhofer von Kohl & Partner. Er präsentierte das Highlight des Abends: die Infrastrukturanalyse.
Mayerhofer deklinierte im Schnelldurchgang die Eckpunkte herunter. Zunächst sei der Bestand erhoben worden, dann wurde eine Kriterienliste entwickelt und mit ihr ein klarer Fokus. Wenn angesichts knapper Kassen und zu bedienender Kredite TVB-Geld in Freizeiteinrichtungen investiert werde, dann nur in solche, "die primär für die touristischen Gäste da sind und von diesen bewusst in Anspruch genommen werden. Es sollten zudem buchungsentscheidende Produkte sein", erklärte Mayerhofer. Um private Investitionen könne es dabei nicht gehen und "Begleitmusik in diversen Foren" habe die Auswahl der Profis auch nicht beeinflussen können. Als verfolgbare Leuchtturm-Projekte, in die man auch öffentliches Geld stecken könne, bewertet Kohl & Partner zum Beispiel ein "Nationalparkzentrum 2.0", das mehr kann als bisherige Zentren und als touristische Infrastruktur die Kernmarke stützt. Topfavorit der Berater ist ein "Outdoor-Kompetenzzentrum", das von der populären Eventmarke "Dolomitenmann" profitieren könne, einer Veranstaltung, in der viele Stärken Osttirols kumulieren. Hier wurde Queensland in Neuseeland als Benchmark für eine gelungene Positionierung zitiert. Erst an vierter Stelle der Prioritätenliste kam das Matreier Schwimmbad-Projekt "Goldried Splash", weil es maximal 350 Personen fasse und bei einem Hotel mit 700 Betten eigentlich eine hoteleigene Infrastrukturanlage wäre. Solche Investitionen in private Projekte seien angesichts knapper Kassen nicht mehr ratsam, "höchstens ein Betrieb ist andernfalls in seiner Existenz gefährdet."
Das "Team Osttirol" hätte sich eine Bewertung des Projekts Obertilliach gewünscht. Im Bild Sprecher Joachim Defregger.
Das "Team Osttirol" hätte sich eine Bewertung des Projekts Obertilliach gewünscht. Im Bild Sprecher Joachim Defregger.
Vor der Abstimmung über eine Erhöhung der Aufenthaltsabgabe auf generell zwei Euro wurde nicht heftig aber doch diskutiert. Vor allem Joachim Defregger vom Team Osttirol zeigte sich verwundert, dass das Projekt Obertilliach hoch gefördert werde, obwohl es nicht den Kriterien der Analyse unterworfen war: "Das war nicht ausgemacht".
Klare Mehrheit für eine einheitliche Aufenthaltsabgabe von zwei Euro in Osttirol.
Klare Mehrheit für eine einheitliche Aufenthaltsabgabe von zwei Euro in Osttirol.
"Dieses Projekt war schon zu weit fortgeschritten, als die Analyse begann", rechtfertigte sich Aufsichtsratsobmann Werner Frömel. Die Erhöhung wurde mit einer durchaus nennenswerten Zahl an Gegenstimmen aber Mehrheiten in allen Stimmkategorien angenommen.  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

3 Postings

beobachter52
vor 10 Jahren

Verwundert! Wenn ich die Berichte über den Osttiroler Tourismus lese, wundere ich mich immer wieder:Da wird die mangelnde Auslastung kritisiert, da werden hunderttausende von Euro in das Marketing, gesteckt, da wird die Abgabe erhöht, um mehr Mittel für die Werbung zu haben, da wird ein "Outdoor-Bike-Zentrum" in Lienz an erster Stelle gereiht .... und dann? Wenn sich ein möglicher Gast für Radurlaube interesiert, kommt er unweigerlich auf die Internetseiten "Bike-holidays.com" bzw. "Roadbike-holidays..". Da werden dann Regionen, Hotels. Touren ... in Österreich, Italien und der Schweiz vorgestellt und beworben. 29 Mountainbike-Regionen und 23 Rennrad-Regionen ausführlich, informativ und mit allen Informationen und Links verbunden. Dazu gibt es auch einen jährlichen Katalog, den man auf Anfrage zugeschickt bekommt. Das Besondere und für mich (der ich die Möglichkeiten in Osttirol kenne) Erschreckende: Osttirol ist in beiden Kategorien NICHT vertreten! Dass Urlaubsdestinationen-suchende-Sportler da nach Nordtirol, Salzburg, Südtirol, in die Schweiz oder zum Gardasee statt nach Osttirol fahren, ist wohl klar, oder!

 
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beobachter52
vor 10 Jahren

Verwundert!

 
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mischmaschin
vor 10 Jahren

Das wird dann wohl kein "Heimatverrat" sein - stimmt, eher Verrat an den Aufsichtsräten, die im Vertrauen auf eine saubere Anwendung der Ergebnisse der Infrastrukturanalyse und eindeutige Verwendung der zusätzlichen Mittel für Marketing vertraut haben und deshalb einstimmig für die Erhöhung gestimmt haben - selber schuld!

 
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