Linde am Schlossteich: Ein Naturdenkmal ist Geschichte
Am 17. Juni krachte der 400 Jahre alte Baum-Methusalem zu Boden.
Noch am Freitag, 13. Juni hatte die 400 Jahre alte Linde am Teich von Schloss Bruck in Lienz kleine Gäste, die diesen Baum-Methusalem wohl lange in Erinnerung behalten werden. Die Knirpse des Tristacher Kindergartens waren mit ihren "Tanten" extra deshalb zum Schloss gewandert, um ein Erinnerungsfoto mit einem ganz besonderen Naturdenkmal zu schießen.
Vier Tage später, am 17. Juni exakt um 8.39 Uhr ging dann aus Sicherheitsgründen in Lienz ein Stück Naturgeschichte zu Ende. Mit einem lauten Krach donnerte die Sommerlinde, die im Mittelalter zu wachsen begonnen hatte, auf den harten Asphaltboden des Parkplatzes und brach dort auseinander.
„Wie schon aus den Voruntersuchungen hervorging, war der Baum in einem wirklich sehr schlechtem Zustand und eine Gefahr für Kinder, Erwachsene und Tiere“, erklärte Martin König, Leiter der städtischen Abteilung für Forst und Garten. Die "Innensicht" bestätigte ein Todesurteil, das andere Experten, etwa der oberösterreichische Gutachter Joseph Klaffenböck in seiner Unausweichlichkeit bezweifelt hatten.
Durch eine Abbruchstelle war seit 2003 immer wieder Wasser in das Innere des Baumes gedrungen, der von innen verfaulte. „Zudem bildete die Feuchtigkeit den idealen Nährboden für den Brandkrustenpilz, der die Stabilität des Baumes immer weiter zersetzte“, so König.
Knapp 90 Minuten benötigten Georg Wibmer und Marzell Gantschnig mit ihren Motorsägen, um den rund 35 Meter hohen Giganten zu fällen. Ob auf dem Platz eine neue Linde gepflanzt, oder die Lichtung beibehalten wird ist noch offen. Fix ist hingegen, dass das Holz eine künstlerische Metamorphose durchlaufen wird. „Es haben gleich mehrere Bildhauer ihr Interesse am Holz bekundet“, weiß König.
Einer von ihnen ist der Prägratner Gerold Leitner. „Ich werde heuer in der Vorweihnachtszeit ein Kunstwerk für den Liebburg-Adventkalender beisteuern und fand den Gedanken reizvoll, es aus dem Holz dieser Linde zu schnitzen“, verrät der Bildhauer, der in der Messinggasse in Lienz ein Gemeinschafts-Atelier mit seinen Künstlerkollegen Sebastian Rainer und Michael Lang führt.
Für die Landschaftsgestaltungsfirma „Revital“ von Klaus Michor war vor allem das Innenleben des Baumes spannend. Experten der Nußdorfer Firma untersuchten noch am Dienstag die vielen Insektenstämme die den Methusalem bevölkerten.
5 Postings
jetzt wird es offensichtlich das nächste lienzer naturdenkmal erwischen - die Linde beim franzosendenkmal; scheinbar ist kein platz für naturdenkmäler in der stadt ...
Sollten wir wirklich mit 400 jährige Bäume zum Doktor gehen - solange anderswo Kinder mangels ärztlicher Hilfe sterben? Einen neuen Baum pflanzen und in 400 Jahren steht wieder ein stattlicher Baum da – was sind schon 400 Jahre in der Natur, wir sollten aufhören in Menschenleben zu denken.
Aber es ist doch so, seppl17, dass ich sicher zum Arzt gehe, wenn ich mir z.B. Beim Holzhacken mit der Axt in den Fuß ramme und nicht warte bis ich verblute oder die Wunde unbehandelt lasse. Ich meinte eigentlich, dass ein Baumdoktor eventuell den Baum hätte retten können, wenn dieser 400 Jahre gesund da steht und der Abbruch eines Stückes das Todesurteil war. Ich glaube einfach, dass hier zu wenig Sorge im Spiel war.
> hallo es gibt Menschen die werden 80 oder weniger jahre und es gibt auch welch die werden über 100. Bei Bäumen verhält sich die Natur nicht anders!
Ein Baum steht 400 Jahre und nur innerhalb von zehn Jahren wird dieses Denkmal so beschädigt, dass der Baum nicht mehr zu retten ist. Warum hat man im Jahre 2003 die erwähnte Abbruchstelle nicht so abgedichtet, dass kein Wasser in das Innere des Baumes treten konnte? . Wäre durch etwas mehr Sorgfalt der Baum zu retten gewesen? . Ich will hier nicht Polemik erzeugen. Was nicht mehr zu retten ist, ist nicht mehr zu retten. Aber es wäre gut wenn die Redaktion hier etwas nachforschen würde oder die Stadtgärtnerei Auskunft erteilen könnte.
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