Bermuda Shorts: Shortstories von der Insel
Mit Petra Heinz-Prugger begrüßen wir eine neue Kolumnistin.
"Bermuda Shorts" …so möchte ich meine kurzen Artikel nennen, die ich ab heute in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in die Dolomitenstadt schicken werde, von da aus, wo ich seit über elf Jahren wohne, nämlich Bermuda. Und welches Thema könnte für den Start der Kolumne passender sein als die gleichnamige Hose – wo doch auch in den Bergen die Zeit für kurze Hosen endlich naht.
Bermuda Shorts – jeder kennt sie, fast jeder hat irgendwo ein Paar im Kleiderschrank, egal ob Männlein oder Weiblein, die Mode ist heute nicht mehr so geschlechtsspezifisch wie noch vor 100 Jahren, als die Bermudas in Mode kamen. Wer noch nicht auf der kleinen Inselgruppe im Atlantik war und glaubt, er trage in unseren (also Osttiroler) Breiten authentische Bermudas, der soll im Folgenden eines Besseren belehrt werden:
Was Sie schon immer über Bermudashorts wissen wollten … und wissen sollten
Ende des 19. Jahrhunderts marschierten britische Soldaten in tropisch schwülen oder wüstenheißen Gegenden auf – in kurzen Hosen. Mit der Royal Navy kamen die Shorts Anfang des 20. Jahrhunderts auch nach Bermuda, wo sie ob des feuchtwarmen Klimas bestens hinpass(t)en, damals wie heute. Wie sich die Hose dann allerdings in das auf Bermuda typische Outfit des modebewussten Geschäftsmannes verwandelte, darüber scheiden sich die Geister:
Eine These besagt, dies sei aus reiner Bequemlichkeit geschehen, eine andere meint, dass einfach aus der Not eine Tugend gemacht wurde: So herrschte auf der Insel zur Zeit des II. Weltkrieges – wie an so vielen anderen Orten des Globus – Mangel an fast allem, auch an Bekleidungsstoffen. Deshalb entschloss man sich in den damals gegründeten hiesigen Bankhäusern aus Sparbewusstsein (das schien es damals in der Branche tatsächlich zu geben ;-) den Angestellten am Schalter schlichtweg die Hosenbeine zu kürzen und zwar, um genau zu sein, auf eine Länge von 3 inches ( = 3 Zoll, entspricht ca.7 cm) oberhalb des Knies – und ruckzuck hatte man aus fast der gleichen Menge Stoff aus einer langen gleich zwei klassische Bermuda-Hosen geschneidert.
Was nun wirklich stimmt, ist nicht ganz geklärt, Fakt ist: Der Name der Inselgruppe ist der Hose geblieben und heutzutage findet man die aus hochwertigen Stoffen wie Anzughosen gefertigten Beinkleider mit klassischen Bund- und Bügelfalten hierzulande einfach überall. Der Banker trägt sie immer noch, der Versicherungsangestellte ebenso wie der Polizist und der Zollbeamte oder der Gastronom – alle zeigen gerne Knie. Kombiniert mit Hemd, Jackett, Krawatte und selbstverständlich den obligatorischen kniehohen Strümpfen ist (vorwiegend) Mann auf den Bermudas einfach gut angezogen. Mitunter kriegt man aber auch von einer in Bermudashorts und Strümpfen bekleideten Parkwächterin seinen (schon wieder vollkommen unverdienten) Strafzettel.
In diese, für unser mitteleuropäisches Modebewusstsein doch recht ungewohnte Hose, muss man aber erst hineinwachsen. Mein Göttergatte traute sich – wie so manch anderer Neuankömmling – nur sehr zaudernd an die Modeerscheinung heran und dann voerst auch nur, um auf der sicheren Seite zu sein, in unscheinbarem Grau, Blau oder Schwarz. Mit der Zeit wurde er aber mutiger und zeigte sich auch gerne in knalligem Rot, blitzendem Blau, smaragdenem Grün oder sonnigem Gelb. Das auf Bermuda auch in der Männermode sehr beliebte Schweinchenrosa hat er am längsten gemieden … bis er ein solches Prachtstück kurzerhand von mir zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Und siehe da: nach wiederholten verzückten Lobhudeleien der Kolleginnenschaft musste auch er sich eingestehen: Mann ist einfach schick in Pink.
Mittlerweile baumelt die rosa Hose wohl am häufigsten an unserer Wäscheleine. Die echten Bermudas sind also recht schnell auch in unserer deutsch-österreichischen Familie zum Alltag geworden. Bei mitunter schweißtreibenden Wetterbedingungen freut sich eben jeder, wenn er seine Kniestrümpfe oder Stutzen – wie wir auf gut Osttirolerisch sagen – ganz unbeobachtet einfach mal „runterlassen“ kann.
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