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Vorläufig kein Geld für Lienzer „Hauptplatz NEU“

Anrainer planen fleißig – Gemeindepolitiker sparen fleißig.

Um 1930 entstand diese Aufnahme vom Lienzer Hauptplatz, der damals Kaiser-Joseph-Platz hieß. Foto: Adolf Stefsky (aus dem Bestand des TAP).
Um 1930 entstand diese Aufnahme vom Lienzer Hauptplatz, der damals Kaiser-Joseph-Platz hieß. Foto: Adolf Stefsky (aus dem Bestand des TAP).
Stadtmarketing-Chef Oskar Januschke präsentierte bei der Sitzung des Lienzer Gemeinderates am 3. Juni den "Stand der Dinge" in Sachen Hauptplatz-Neugestaltung. Neues gab es dabei kaum zu hören und schon gar nicht zu sehen, entsprechend matt war auch die anschließende Diskussion, bei der sich das Stadtparlament in einem Punkt weitgehend einig schien: derzeit ist kein Geld für eine Generalerneuerung des Platzes vorhanden, um den sich gut 40 Betriebe gruppieren und an dem rund 70 Menschen als direkte Anrainer wohnen. Januschke will nach dem Muster der "Oberen Altstadt" und der Messinggasse im jahrelang dauernden Prozess der "Bürgerbeteiligung" nicht nur Richtlinien für die Gestaltung entwickeln, sondern auch so zentrale Fragen wie die Verkehrsregelung – Stichwort Ganzjahres-Fußgängerzone – in trauter Einigkeit mit den anrainenden Unternehmern klären. Das war schon bei den Vorgängerprojekten rund um Rosen- und Messinggasse nicht ganz einfach. Auf dem Hauptplatz ist die Zusammensetzung der Protagonisten chemisch noch etwas schwieriger. "Ein durchaus spannnender Prozess – vorsichtig ausgedrückt", so formulierte das Bürgermeisterin Elisabeth Blanik, die zudem leichte Präferenzen für einen Gestaltungswettbewerb erkennen ließ, dessen Kosten teilweise über Förderungen finanzierbar wären. Unfinanzierbar ist derzeit nach Ansicht sämtlicher Fraktionen eine Komplettsanierung des Platzes. Während aber Blanik für eine schlüssige Gesamtplanung eintrat und einen darauf aufbauenden Stufenplan zu einer schrittweisen, modularen und damit finanzierbaren Erneuerung, sprach sich SP-Gemeinderat Andreas Hofer für eine "Verfeinerung" durch wenige, gezielte Maßnahmen aus: "Beispielsweise könnte man Jos Pirkners Harfenbrunnen aufstellen, dann hätten wir nicht nur die Liebburg als Hingucker auf dem Platz."
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Er hält die Hauptplatz-Projektgruppe für "überfordert". VP-Gemeinderat Kurt Steiner. Foto: Tschurtschenthaler
Obwohl die gezeigten Konzepte noch sehr konzeptiv anmuteten, kristallisiert sich eine ganzheitliche Sicht des Platzes bis zur B100 heraus und damit die Einbeziehung des Boznerplatzes in die Planung. Außerdem wurde unisono die Bedingung formuliert, dass die "Hauptplatzler" analog zu den Geschäftsleuten anderer Innenstadt-Straßenzüge auch mitzahlen müssten. So berappen die Unternehmen der "Oberen Altstadt" beispielsweise rund 50.000 Euro pro Jahr für Marketingmaßnahmen. Ungefähr diese Summe müssten wohl auch die Hauptplatz-Unternehmer beisteuern. "Ohne Mitfinanzierung wird es keine Gestaltung geben", meinte Bürgermeisterin Blanik. Die 360.000 Euro teure neue Bühne sei bereits eine Vorleistung der Stadt. In der Hauptplatz-Arbeitsgruppe sitzen u. a. Peter Bibiza, Robert Geiger, Barbara Kunz, Angela Frey, Peter Paul Rohracher, Mario Notdurfter, Paula Müllmann und weitere Geschäftsleute. VP-Gemeinderat Kurt Steiner hält das Gremium für "überfordert", weil es um ganz Lienz und um ganz Osttirol gehe. "Von den Hauptplatzlern wird nicht alles kommen", antwortete die Bürgermeisterin und "es wird in letzter Konsequenz eine politische Entscheidung brauchen." Ob der Platz die selbe Pflasterung wie Johannesplatz & Co. bekommt, ist bereits im derzeitigen Planungsstadium fraglich. Mehrmals klang an, dass das Millionen kosten würde und deshalb "Raumkonzepte" und entsprechende Zonierungen des Platzes entwickelt werden müssten, nach denen sich dann die Oberflächengestaltung richte.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

6 Postings

Schlipfkrapf78
vor 10 Jahren

Ein sehr guter, sachlich gut recherchierter Artikel. Danke dafür! Da könnten sich andere Zeitungen etwas davon abschauen. Aber wie man hört geht die Ära Günther Hatz, der dafür bekannt ist seine eigenen Meinungen und seine eigenen Vorlieben und Abneigungen ganz klar in den Mittelpunkt zu stellen, zu Ende.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

"Integration der Antoniuskirche durch Samstags-/Sonntagsmessen (ca. 75% der Bevölkerung haben ein röm.-kath. Religionsbekenntnis)" ist ja gut gemeint, aber die Kirche zu St. Antonius zu Padua ist griechisch-orthodoxen, nicht römisch-katholisch.

 
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Nikolaus F. Pedarnig
vor 10 Jahren

@nasowas: Tut mir leid für die Abkürzung: MIV=motorisierter Individualverkehr, ÖV war richtig ;-) Terminologie: Diese kommt aus der Raumplanung und -entwicklung und weniger aus dem Marketing.

Die "Ausführung" ist ein ganz grober Überblick und kein Detailkonzept. Meiner Meinung nach gibt es keine einfachen Antworten auf komplexe Fragestellungen. Interessenslagen kollidieren oft miteinander, Meistens kann das Ergebnis nur ein auf Kompromissen aufgebautes Maßnahmenbündel sein, welches auf alle Interessen eingeht.

Aber was sind Ihre Vorschläge und Diskussionsansätze? Ich freue mich auf weitere Diskussionen.

 
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nasowas
vor 10 Jahren

@StatistNik: "Ansätze" sind treffend, Ausführung erschlägt einen fast und die Marketing-Terminologie ist nicht nur entlarvend, sondern auch nervig. Was ist übrigens MIV? ÖV kann ich mir noch als Öffentlichen Verkehr (oder liege ich da falsch?) erklären. Grundsätzlich: Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Interessen am Hauptplatz zu weit auseinander gehen, als dass eine Lösung möglich ist, die alle zufrieden stellt. Beratungsresistent sind die Herrschaften auch zumeist und zahlen wollen sie sowieso nichts. Die Stadt wiederum hat zuviele Baustellen gleichzeitig und vor lauter Angst passiert gar nichts oder nur Halbherziges. Das ist Führungsschwäche auf allen Ebenen und in allen Parteien. Die Wirtschaft, die endlich auch von der öffentlichen Hand angekurbelt werden muss, ist die Leidtragende. So wird sich das Geschehen in der Stadt immer weiter in Richtung Obere Altstadt verlagern, unterhalb des Gendarmeriehofes ist sowieso schon "beruhigte Zone".

 
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Nikolaus F. Pedarnig
vor 10 Jahren

Die durchaus unbefriedigende Situation rund um den an und für sich sehr schönen Lienzer Hauptplatz dauert bereits viel zu lange. Alle Akteure müssen das bereits bemerkt haben. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

Ein neuer Ansatz kann da nicht schaden. Er basiert auf den drei Themen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Kontroversiell? - Aber sicher doch!

1. POLITIK 1.1 Mitbestimmung – Demokratie und Partizipation statt Passivität • Ideenwettbewerb aller Bürger (Bedürfnisse, Visionen nach Prioritäten) und Ideenwettbewerb aller am öffentlichen Raum interessierten UND in Osttirol ansässigen Planungsbüros (Raum-/Stadt-/Landschaftsplaner, Architekten) • Direkte Demokratie durch Bürgerversammlungen, Informationsveranstaltungen und Abstimmungen • Mitbestimmung der Schüler, die von der Stadtplanung zurzeit wenig wissen. Schüler sind die Gesellschaftsgruppe, die diesen Stadtteil zweimal am Tag sehr stark frequentiert (BahnhofSchule). „Lassen wir die Schüler/Jugendliche mitbestimmen, dann verringern sich auch Vandalenakte, weil die Schüler aufpassen auf das, was sie selbst mitgeplant und mitgestaltet haben.“ Schüler und Bürger fühlen sich wahrgenommen und respektiert.

2. WIRTSCHAFT 2.1 Wirtschaft – Resilienz durch Kleinteiligkeit • Unterer Hauptplatz und Bozener Platz im Branchenmix derzeit komplett uninteressant. Keine Begegnungs-Zonen wie Gastronomie, Ruhepunkt. Zuviel Bekleidungsbranche. Einschränkung der Verkaufsfläche durch gezielte Förderung von kleinen und mittelgroßen Geschäften. • Altes Postgebäude ist devitalisiert. • Kernfrage: Wer ist im Tagesverlauf und wann die größte Benutzer-/Kundengruppe: o Schüler (10-18): am Morgen/früher Nachmittag o Erwachsene (19-69): ganztags o Jugend (14-25): früher Nachmittag, Abend • Alles wirtschaftliche Tun muss darauf abzielen, dass alle Teilnehmer an der Wertschöpfungskette aus der Region kommen und der Mehrwert direkt oder indirekt wieder der Region zugutekommt. Höherer Umsatz der Betriebe führt zur Konsumsteigerung, dies induziert die Schaffung von Arbeitsplätzen, dadurch Erhöhung der Erwerbstätigenquote, dadurch höhere Kommunalsteuern etc. • Was fehlt: kleinteilige Infrastruktur bei Handel, Gewerbe und Dienstleistung (z.B. Zielgruppe Schüler: ortsansässiger Nahversorger für Schuljause) • Was fehlt: Kein Informationsangebot zum Thema Nationalpark Hohe Tauern • Was fehlt: Standort neu für Tourismusverband. Strategische Zielrichtung „Herzlich willkommen in der Sonnenstadt Lienz, was dürfen wir für Sie tun?“ • Was fehlt: es gibt derzeit keinen thematischen und emotionalen Bezug der Stadt Lienz zu den Lienzer Dolomiten

3. GESELLSCHAFT 3.1 Belebung - Erhaltung der Vielfalt statt Zerstörung • Pavillon für kleine Musikgruppen (max. 8 Personen sitzend/12 Personen stehend) am Bozener Platz abseits der großen Bühne am Hauptplatz, Jahresprogramm (=Ganzjahresnutzung) mit Veranstaltungen z.b. „das kleine Straßenkonzert“ (Stadtorchester, Bands, Chöre, Gesangsgruppen). These: Bereicherung und Erweiterung statt Kannibalisierung durch Wettbewerb. • Bozener Platz und Hauptplatz mit Straßenmusikern. Das Argument, dass Straßen Musiker durch Lärmbelästigung(?) den Verkauf in den Geschäften stören, ist schlichtweg falsch. These: Vielfalt und Überraschendes bringt Aufmerksamkeit • Ausweitung der (Ganzjahres-) Fußgängerzone • Integration der Antoniuskirche durch Samstags-/Sonntagsmessen (ca. 75% der Bevölkerung haben ein röm.-kath. Religionsbekenntnis) • Was fehlt: Parkfläche bei der Antoniuskirche derzeit wenig attraktiv. Das Potential dieses Ruhepunktes wird durch MIV und ÖV zerstört. • Straße am Bozener Platz/Kärntner Straße ist laut und wegen der schmalen Bürgersteige für Fußgänger, Mütter mit Kinderwagen, alte Menschen, Schülergruppen sehr gefährlich und unattraktiv.

Zieldefinition und Zielerreichung

Öffentliche Plätze sind innerstädtische Begegnungszonen von und für Menschen. Plätze müssen sich durch Berechenbarkeit und Sicherheit beweisen. MIV und ÖF stehen der menschlichen Begegnung kontraproduktiv gegenüber. Plätze wirken durch eine höhere Fußgängerdichte und eine geringere Subjekt/Objekt-Geschwindigkeit auf alle umliegenden Objekte und deren Nutzung (Wohnungen, Geschäfte) positiv ein. Plätze laden zum Verweilen ein und nicht zum Durchfahren. Verweilen erhöht die Aufenthaltsdauer der Menschen am Ort, Kaufanreize wirken verstärkt. Innerstädtische Plätze sind Verweilplätze für Menschen und nicht für Fahrzeuge.

Primäres Ziel ist die nachhaltige Attraktivierung des unteren Hauptplatzes und des Bozener Platzes in Lienz/Osttirol.

Sekundärziele sind die Schaffung nachhaltiger neuer Arbeitsplätze in den Sektoren Handel, Gewerbe und Dienstleistung, die Erhöhung der Lebensqualität der Bevölkerung, die Verankerung des „guten Miteinander“ bei allen Akteuren durch Freiwilligkeit, Solidarität und Kompromissbereitschaft. Die Erreichung dieser Ziele benötigt eine alle Bevölkerungsgruppen erreichende und beteiligende soziale Erneuerung (Innovation). Diese stellt den Menschen, sein Handeln und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Betrachtung. Eine Änderung von Handlungsmustern mit Mut und Neugier ist Voraussetzung für diese Zielerreichung.

 
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F_Z
vor 10 Jahren

Also der Harfen-Brunnen vom Jos Pirkner ist ein klasse Teil. Aber da würde mich doch sehr interessieren ob die Stadt den so einfach aus dem Ärmel schüttelt - soweit ich weiß ist der in Privatbesitz. Interssant wäre auch wieviele Lienzer wissen das am Hauptplatz schon ein Brunnen vom Jos Prikner steht...

 
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