Parallelen – was verbindet Wattenmeer und Dolomiten?
Eine Ausstellung in Bremerhaven bringt Berg und Meer zueinander.
Wattenmeer und Dolomiten: über 1000 Kilometer voneinander entfernt, liegen die Unterschiede zwischen den „Bleichen Bergen“ und dem eiszeitlich geprägten Wattenmeer nicht nur in Höhenmetern scheinbar offen auf der Hand. Meer und Berg. Ein Unterschied wie Tag und Nacht? Nicht unbedingt. Es gibt Parallelen. Die erste, menschgemachte, ist die der Ernennung beider Lebensräume zum Weltnaturerbe durch die UNESCO am 26. Juni 2009.
Die zweite Parallele ist eine geologische. Die Dolomiten sind schon, was aus dem anderen noch werden kann: Ein Gebirge, hoch, rau, zerklüftet, das aus einem früheren Meer entstanden ist. Einem Wattenmeer. Kalk und Sediment. Während das Wattenmeer erdgeschichtlich noch ganz am Anfang steht, zeigen die Dolomiten in bizarrer Schönheit die Einkerbungen eines schon weit fortgeschrittenen Alters. Beide geformt von Naturkräften, Wind und Wasser, sind sie für eine außergewöhnliche Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Wie auch für die Menschen, die sie bevölkern und beleben, die von diesen Landschaften geprägt sind, in Sprache, Sein und Horizont.
Die dritte Parallele ist eine künstlerische. Maler wie Fotografen haben sich seit jeher von diesen besonderen Lebensräumen inspirieren lassen. Die Bilderausstellung „parallelen – Wattenmeer & Dolomiten – Kunst & Weltnaturerbe“, die am 1. Juni 2014 im Klimahaus in Bremerhaven eröffnet wurde, spürt diesen Eindrücken in Farben und Formen nach. Die schon im Sommer 2013 im Rudolf-Stolz-Museum in Sexten erstmals gezeigte Zusammenschau künstlerischer Auseinandersetzung mit Berg und Meer zieht nun im Sommer 2014 von den Dolomiten ans Wattenmeer.
Entstanden ist das Projekt aus der Zusammenarbeit zwischen dem Münchner Zeitungsverleger Dirk Ippen und Hermann Rogger, Leiter des Sextener Rudolf-Stolz-Museums, die im Jahr 2010 das Buch „Wattenmeer – Weltnaturerbe – Dolomiten“ veröffentlichten. Dirk Ippen, gleichermaßen von den Dolomiten wie auch dem Wattenmeer beeindruckt, war besonders von Hermann Roggers Buch „Drei Welten – eine Welt – verletzliche Welt“ angetan. Ein Buch, das 2006 in Zusammenarbeit mit UNCCD Bonn entstanden ist und auch in Form einer Fotoausstellung u.a. in Istanbul, Buenos Aires und im vergangenen September in Windhoek/Namibia gezeigt wurde. Man tauschte sich aus, kreierte die Idee eines Buchs, Rogger schrieb einen Großteil der Texte, man wählte Bilder aus und führte zusammen, was unterschiedlich erscheint.
Meer und Berg waren schon seit frühesten Zeiten für Künstler nicht nur eine wichtige Inspirationsquelle, sondern auch eine besondere künstlerische Herausforderung. Die nach dem Konzept von Hermann Rogger, Johannes Watschinger und Karl Mayr, Sexten, zusammengestellte und von Eva Gratl, Bozen, und Annette Kanzenbach, Emden, kuratierte Schau führt die Werke unterschiedlichster Künstler aus dem Norden und dem Süden, Zeitgenossen wie schon längst Verschiedene zusammen. Vier Texttafeln informieren den Besucher über die Lage und die Entstehung der beiden Weltnaturerbestätten.
Die Parallelen, die sich dem Ausstellungsbetrachter erschließen, entführen vielleicht den einen oder anderen von der Waterkant in die Alpen, um mit eigenen Augen zu bestaunen, was er durch künstlerische Sicht entdecken konnte. Grenzüberschreitend über 1000 km hinweg und von 0 auf 3000 Höhenmeter.
Buch:
„Wattenmeer Dolomiten Weltnaturerbe“ herausgegeben von Dirk Ippen, erschienen im SKN-Verlag, 2. Auflage 2011, ISBN 978-3-939870-39-5
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