Stadtwärmepreise ziehen bis 2019 deutlich an
Betroffen sind vor allem jene, die derzeit wenig zahlen.
Rund 10.000 Menschen in Lienz und Nußdorf-Debant heizen mit Bioenergie, die von der hundertprozentigen Tiwag-Tochter "Stadtwärme Lienz" geliefert wird. Zur Jahrtausendwende, als das große Biomasse-Werk östlich von Lienz gebaut und die halbe Dolomitenstadt unter Bürgermeisterin Helga Machné umgegraben wurde, galt das Projekt als ökologisch und wirtschaftlich bahnbrechend. Zumindest letzteres hat sich durch die unaufhörlich steigenden Holzpreise relativiert. 2002 kostete ein Schüttraummeter Holz 8,07 Euro, heute beträgt der Preis 19,35 Euro, was einen Anstieg der Rohstoffkosten für die Stadtwärme um fast 140% bedeutet.
Deshalb stellte das Stadtwärme-Management am Dienstag, 6. Mai, dem Lienzer Gemeinderat eine neue Tarifstruktur vor. Sie wird notwendig, weil der Energieversorger rote Zahlen schreibt und investieren muss, beispielsweise in ein Notfall-Kraftwerk an der Schillerstraße, das mehr als drei Millionen Euro kosten wird.
Soviel vorweg: Stadtwärme wird teurer. Allerdings trifft die Tariferhöhung nicht alle Abnehmer gleich, weil derzeit nicht alle den gleichen Tarif bezahlen. In Lienz gibt es ein "5-Klassen-System", wie es der kaufmännische Geschäftsführer Othmar Gietl nennt. So zahlen etwa Mieter von Stadtwohnungen am Brennerleweg je nach Haus zwischen 75,65 und 88,36 Euro pro Megawattstunde. Am günstigsten ist die Stadtwärme in der Wolkensteinerstraße mit 75,35 Euro je Megawattstunde.
Mieter in größeren Wohnanlagen gemeinnütziger Bauträger zahlen tendenziell weniger als Privatabnehmer mit Einzelanschlüssen, weil mit den Großen – zu denen auch BKH und Altenheim zählen – Sondertarife ausgehandelt wurden. Das soll sich ändern. Bis 2019 soll für alle Abnehmer der gleiche Tarif gelten, nämlich exakt 91,37 Euro/MWh.
Daraus ergeben sich für die Energiekunden sehr unterschiedliche Teuerungsraten. Vor der Diskussion darüber fürchtet sich Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. "Bitte schreibt´s keine Prozentwerte", appellierte sie bei der Gemeinderatssitzung an die Medien. Ganz lässt sich das nicht vermeiden. Die Energiepreise wurden nämlich bei den Vertragsabschlüssen mit der Stadtwärme an den Verbraucherpreisindex gekoppelt, steigen also pro Jahr auch derzeit schon um gut drei Prozent – unabhängig vom Tarif.
Ende 2015 läuft diese Tarifregelung aus. Deshalb baut das Stadtwärme-Managment vor und bietet eine Vertragsverlängerung bis 2019 mit einer Einschleifregelung auf den dann gültigen Einheitstarif von 91,37 Euro an. Gietl: "Im Maximalfall bedeutet das 6,6% Preissteigerung jährlich für jene, die derzeit den günstigsten Tarif haben." Für ein Drittel der Stadtwärmekunden ändert sich überhaupt nichts. Für sie liegt der Preisanstieg zum Teil sogar unter den bisherigen Indexanpassungen.
Demnächst werden alle Stadtwärme-Kunden mit mehr als 100.000 kWh Stromverbrauch angeschrieben. Sie könnten den Tarifumstieg bis zum Auslaufen der bisherigen Verträge auch ablehnen. "Wir informieren diese Kunden jetzt, damit sie planen können. Natürlich könnte es auch sein, dass jemand eine andere Energieform wählt. Dann haben wir einen Kunden verloren."
Der Lienzer Gemeinderat entschied sich einstimmig für das neue Tarifmodell. "Das war jetzt überraschend für uns" freute sich nach dem Votum der technische Geschäftsführer der Stadtwärme, Hermann Unsinn. "Der Gemeinderat ist eben weise," antwortete die Bürgermeisterin.
13 Postings
@Thomas Haidenberger: lt. meiner Meinung sind Amortisationsrechnungen bei der Willkür unserer Politik bzw. der Förderlandschaft wohl eher Kaffeesud lesen.
Ich glaube, daß wenn alle Abnehmer die maximalen technischen Möglichkeiten ausschöpfen um Energie zu sparen wäre eine weitere Erhöhung der Energiepreise die Folge, also Amortisation im Eimer - die Konzerne lassen sich ihre Gewinne sicher nicht entgehen.
Warum publizieren z.B. EVU´s wie die TIWAG Energiespartip´s ??? Ich glaube nur aus dem Grund, daß uns weitere Preiserhöhungen weniger auffallen.
Und aus rein technischer Sicht ist ein Großabnehmer zu bevorzugen da die Zuleitungen und Umsetzer effektiver genutzt werden bzw. man beim Inkasso nicht mit hunderten spricht sondern nur mit einem und auch weniger den Zahlungsausfall befürchten muss,.....
Erfahrungen aus 7 ganzen Jahren Photovoltaik (2007 bis 2013): MIN: 1.093 MAX: 1.370 MITTEL 1.247 MEDIAN: 1.230 bis auf 1 Jahr immer über 1.200 KWh/KWpeak
Wirkungsgrad meiner Module 2006: 12 % Aktueller Wirkungsgrad polykristallin in der Produktion 13 bis 15 %, im Labor 18 %. Weltrekord-Solarzelle mit 44,7 Prozent Wirkungsgrad (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE).
Also zum Nachrechnen: (1.230/12)*13 = 1.332 bis (1.230/12)*15 = 1.537 im Median.
Was zu tun bleibt, ist die Guerilla-Photovoltaik: auspacken, anstecken und der Stromzähler läuft rückwärts.
Die Sonne liebt das Nullenergiehaus (der Titel meines nächsten Buches).
soso, 1400 bis 1500 KWh/KWp in Lienz ^^ die Virger geben da nur 1057 an, aber Virgen ist sicher schlechter... und der Hr. Haas der für sein Anlage in Lienz 1100 bis 1300 angibt, kennt sich mit Zahlen sicher auch Klasse aus... nachzulesen unter: http://www.haas-akademie.at/wordpress/wp-content/uploads/Photovoltaik-Foerderung-Lienz-Haas.pdf
An die Manager der Stadtwärmr: Bitte um detaillierte Informationen, was der einzelne Abnehmer in Zukunft wirklich zahlt. Die bisherigen Veröffentlichungen sind verwirrend und unklar. Ich habe heute früh einen Heizöllieferanten angerufen und mich beim Installteur erkundigt, was die Umstellung auf Heizöl kostet. Hoffentlich ist alles nicht so tragisch und ich kann bei der umweltfreundlichen Stadtwärme bleiben.
Nach den Daten von Volker Quaschning im Buch
REGENERATIVE ENERGIESYSTEME http://www.volker-quaschning.de/publis/regen/index.php
und seiner Website http://www.volker-quaschning.de/datserv/kev/index.php
hängt die Energetische Amortisationszeit ua. vom Standort (und Wirkungsgrad) ab und beträgt in:
Deutschland 15 bis 100 Monate Südeuropa 7 bis 76 Monate
Lienz liegt südlich der Alpen und dazwischen, der Ertrag kann 1400 bis 1500 KWh/KWp erreichen, 12 Monate sind also realistisch. Die Lebensdauer wird auf 30 bis 40 Jahre geschätzt. So ist ein Erntefaktor von 30 plausibel.
Naja, der gute Hr. Hass verkauft gerne Bücher - aber 1x googlen bringt als Ergebniss das die energetische Amortisationszeit bei polykristallinen Modulen wohl eher bei 25 bei 57 Monaten (Daten der TU Berlin) liegt. Wiki bringt da Werte von 1,7 bis 4,5 Jahren für mono- oder multikristallinen Zellen. Und wenn gleich mal die 1. Zahl bei dem ganzen Text angezweifelt werden darf, dann traue ich dem Rest auch nicht wobei ich mich gerne eines besseren belehren lasse. Aber da müßte schon mit handfesten Zahlen argumentiert werden - und nicht mit schönen Theorien.
Die Energetische Amortisationszeit liegt bei polykristallinen Modulen unter einem Jahr, der Erntefaktor über 30.
Autark ist nicht das Ziel, autark heisst selbstgenügsam. Es geht um ein gutes Leben und um Wohlstand für alle. Autonom im Sinne von selbstbestimmt bedeutet Freiheit und Demokratie.
Dafür sind aber Wissen, Können, Mut, Visionen und viel Einsatz nötig.
Das beschriebene Nullenergiehaus ist emissionsfrei im Betrieb. Der Bau und später die Entsorgung benötigen Ressourcen und Energie. Das gilt für jedes Gebäude. In der 1. Auflage meines Buches 2009 habe ich ein Modell vorgestellt und berechnet, das die graue Energie und die Elektromobilität durch eine genügend grosse PV sicherstellt. Es ist möglich.
Jede Zentralheizung und auch die Stadtwärme benötigt zur Verteilung der Wärme im Haus Strom. Und nicht zu knapp. 1500 KWh dafür in einem EFH. Das reicht in einem Passivhaus für die gesamte Heizung. Wir reden also vom Faktor 10.
In meinem PV Konzept für die Stadt Lienz (Umweltausschuss) habe ich folgendes vorgeschlagen: 1) Gründung einer Energie Osttirol Genossenschaft 2) Nutzung aller bereits verbauter Dachflächen für PV in Osttirol 3) Bau von Pumpspeicherkraftwerken und Batteriespeicher zur Speicherung des Sonnenstroms 4) Zusammenarbeit mit privaten Wasserkraftwerken, Biogas und Windkraftwerken
Die Genossenschaft ist technisch ein virtuelles Kraftwerk. Stromquellen, Stromsenken und Speicher. Jeder kann sowohl Verbraucher als auch Erzeuger sein. Das zentrale Modell ist tot.
Rechtlich ist die Genossenschaft ein Bürgerkraftwerk, dezentral und demokratisch, in Bürgerhand.
In diesem Konzept ist aber auch die Übernahme der Stromleitungen vorgesehen. Neue Gebäude werden in (echtem) Passivhaus Baustandard errichtet.
Bildung: Gründung einer Fachhochschule für Informatik, erneuerbare Energien und energie-autonome Gebäude als Campus in Lienz. Forschungsschwerpunkt: Energie-autonom Bauen und Bürgerkraftwerke in den Alpen mit Entwicklung der notwendigen Energie-Software.
Übernahme der Stadtwärme Lienz durch die Genossenschaft und Verlegung von Glasfaserkabel in den Verrohrungen bis in die Wohnungen (Lienz-Net als Infrastruktur). Ausschreibung der entsprechenden Dienste (Tel / Fernsehen / Internet usw.) an private Unternehmen.
Karl-Heinz Haas
JETZT ist es quasi amtlich, wovon hinter vorgehaltener Hand schon lange getuschelt wurde. Der - zugegeben sehr günstige und scheinbar nicht kostendeckende (was können wir Bürger dafür, wenn sich die Experten verkalkuliert haben) - Wärmetarif der Stadtwärme wird kräftig angehoben werden. Unsere Damen und Herren Gemeinderäte gaben ohne Kommentar ihren Sanktus dazu. Dass nicht wenige Bürger, u.a. im Norden der Stadt, durch die Erhöhung und durch den Wegfall der Staffelpreise (andernorts gibt es sie) für Großabnehmer (man nannte mir einen Zuschlag von über 80 (!) Prozent) zum Handkusss kommen, wurde nicht bedacht. Der Index wird in 10 Jahren ca. 50 % ausmachen, wodurch man sich auf eine "Anpassung" (wider die guten Sitten) um 130 % wird einstellen müssen. Die Stadt soll bitte rechtzeitig genügend Rücklagen für die zu erwartenden Heizkostenzuschüsse bilden. Im Übrigen sicherte sich die Stadtführung für das neue Hallenbad rechtzeitig einen günstigen Wärmetarif. Beim Bezirksaltenheim und Bezirkskrankenhaus ist es mit Sicherheit nicht anders. Die "gewöhnlichen Bürger" dürfen/sollen/müssen jedoch kräftig blechen. Die Konsequenz daraus ist die Ausschau nach, leider weniger umweltfreundlichen, aber weit günstigeren, Alternativen. Dem MONOPOLISTEN Stadtwärme macht es laut Herrn Unsinn ohnehin nichts aus, wenn ein paar Kunden (welcher Unsinn) wegfallen. Es gibt genügend Interessenten auf der Warteliste. Schade, dass sich das "Erfolgsmodell Stadtwärme" so negativ präsentiert. Oder findet vielleicht ein Umdenken statt? Die Politik schweigt. Leider!
@haas...
also eines kann man gleich mal klar stellen, Null-Emissionen wird sich mit Photovoltaik nicht spielen, denn die Panele dafür wachsen nunmal nicht auf Bäumen sondern werden industriell hergestellt und haben keine alzu tolle Ökobilanz. Siowas wird meist aber ausgeklammert da es halt nicht so tolle Werbung ist.
Ich persönlich hab kein Problem mit Leuten die endergieautark leben wollen, nur muss man es dann auch durchziehen: die Stromleitung kappen und falls mal die Sonne nicht scheint, und man seine Wärme zwar aus einem groß genug gewählten Speicher bezieht, wird es mit der Elektrizität schlecht ausschauen. Passivhaus benötigt leider aber durchgehend eine Stromversorgung da ansonsten die Technik, welche die "Nullenergiekosten" ermöglicht nicht läuft.
Die Stadtwärme Lienz betreffend wundert mich nur, dass es große Wohngebiete in Lienzer Nachbargemeinden gibt, welche direkt an das Heizwerk angrenzen es aber keine Anschlussmöglichkeit für Fernwärme gibt.
Eigentlich ist es ein Fehler unseres Wirtschaftssystems, wenn Großverbraucher mit günstigeren Einheitspreisen "belohnt" werden. Die Auswirkungen des Verbrauchs werden nämlich letztlich immer der Allgemeinheit angelastet. (Das gilt allgemein und bezieht sich nicht auf die Stadtwärme Lienz!)
Insbesondere im Bereich der (Heiz-)Energie sind Rabatte für Großabnehmer kontraproduktiv. Sie verhindern nämlich Investitionen in die Effizienz von Gebäuden. Große Gebäude hätten in der Regel wesentlich günstigere Oberflächen-Nutzflächen-Verhältnisse und ließen sich mit geringeren Kosten auf modernen Energieverbrauchs-Standard bringen. Sind aber die Energiekosten niedriger, werden die Amortisationsrechnungen ungünstig beeinflusst. Investitionen bleiben aus und "unnötige Verbräuche" werden prolongiert.
Strom und Wärme liefert die Sonne kostenlos. Und im Überfluss: Sparen und Effizienz-Gequatsche überflüssig.
Passivhaus-Baustandard + Photovoltaik = Nullenergiehaus.
Null Energiekosten, Null Energiebedarf, Null Emissionen und der Wechsel hin zur dezentralen Energieversorgung (Paradigmenwechsel statt Energiewende). Seit über 7 Jahren Standard. Funktioniert. Dokumentiert.
Einfach zum Nachmachen: http://www.haas-akademie.at/der-weg-zum-nullenergiehaus/
Karl-Heinz Haas
Ist das der Bruttopreis?
"Bis 2019 soll für alle Abnehmer der gleiche Tarif gelten, nämlich exakt 91,37 Euro/MWh."
Ein Großabnehmer nimmt Wärme meist Tag- und Nacht ab was technisch gesehen wichtig ist für Fernwärmelieferanten. Hingegen werden bei allen Kleinabnehmern die Heizungen in der Früh um 6:00 Uhr angehen und kurz darauf wird geduscht usw. usw. Es entstehen dadurch extreme Lieferungsspitzen die vermutlich mit Holz gar nicht zu decken sind und dann wird (vermutlich) zusätzlich teures ÖL eingesetzt.................
Aus diesem und anderen Gründen ist es OK wenn Großabnehmer einen Rabatt bekommen.
Beim Strom macht die Tiwag aber schon noch Unterschiede zwischen Klein- und Großabnehmern :-/ Ach ja, Stromanbieter kann man in der Zwischenzeit wechseln, daß wird mit Fernwärme nicht gehen :-(
Aber unterm Strich zahlt´s eh der Bürger ob es nun das BKH, Altenheim oder sonst wo ist.
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