Natura 2000 bald in trockenen Tüchern
Umweltschützer legen einen Verordnungsentwurf vor und fordern einen Beirat.
Am Mittwoch, 16. April, luden Gerhard Heilingbrunner und Mathilde Stallegger vom Umweltdachverband, Gabriel Olbrich, Experte des Kuratoriums Wald sowie Wolfgang Retter vom Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol zu einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Mitte Jänner 2014 formulierte die EU-Kommission in einem offiziellen Schreiben an die Republik Österreich klare Forderungen in Sachen Nachmeldung von Natura 2000-Gebieten: "Österreich muss neue FFH-Gebiete (Fauna-Flora- Habitatrichtlinie) in zwei Tranchen 2014 und 2015 melden."
Die Isel, der letzte große frei fließende, ökologisch funktionsfähige Gletscherfluss der Ost-Alpen, muss laut EU-Kommission bis spätestens September 2014 als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen werden. "Außerdem muss die Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe der EU-Kommission bis Ende April 2014 mitteilen, welche Maßnahmen getroffen werden, dass es zu keiner Beeinträchtigung der Isel kommt", so Heilingbrunner.
"Jetzt kann das Land Tirol an einer Nachmeldung der Isel definitiv nicht mehr vorbeirudern. Außerdem verlangt die Kommission Aufklärung über den Umgang mit nachzunominierenden Gebieten, die von Projektplanungen betroffen sind – sprich: Kraftwerkspläne an der Isel sind sofort zu stoppen, um das künftige Natura 2000-Gebiet nicht zu gefährden“, sagt Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes und des Kuratorium Wald.
Der Umweltdachverband und das Kuratorium Wald haben einen Verordnungsentwurf für das Natura 2000-Gebiet Isel und Zubringerbäche Tauern- und Kalserbach sowie Schwarzach erarbeitet. „Zum Schutzgebiet sollen dabei ausschließlich Flächen des öffentlichen Wasserguts, die im Eigentum der Republik Österreich stehen, erklärt werden“, betont Gabriel Olbrich, Experte im Kuratorium Wald. "Das öffentliche Wassergut gehört der Republik und betrifft das Bachbett, den Wasserschwall und den Uferbereich", so Olbrich.
Im Detail sieht der Verordnungsentwurf vor, das Natura 2000-Gebiet „Gletscherfluss Isel und Zubringer“ auszuweisen. Dieses soll die Flussabschnitte der Isel in den Bereichen Lienz bis Matrei i. O. sowie im Virgental bis zur Grenze des Natura 2000-Gebiets „AT3301000 Hohe Tauern, Tirol“ unter Schutz stellen. Weiters umfasst das Gebiet den Tauernbach von der Einmündung in die Isel bei Matrei i. O., den Kalserbach und die Schwarzach von der Einmündung in die Isel bei Huben bis zu den Grenzen des Natura 2000-Gebiets „AT3301000 Hohe Tauern, Tirol“.
Mit dieser Verordnung soll zudem klar gestellt werden, was man im künftigen Natura 2000-Gebiet Isel und Zubringerbäche darf und was nicht. Umweltschützer Wolfgang Retter stellt klar: "Man darf alles, was die Gewässerdynamik nicht zerstört." Dabei handelt es sich um die ständige Umlagerung der Sand- und Schotterbänke, die auch für die erholsamen Inseln in der Isel verantwortlich sind. Für Rafter und Fischer gibt es laut Retter keine Einschränkungen, auch Brücken, Radwege und touristische Informationseinrichtungen stellen keine Probleme dar. Von der, in der Osttiroler Politik viel zitierten, Käseglocke wollen die Umweltschützer nichts wissen. "Die Isel ist eine Erinnerung daran, wie früher alle frei fließenden Flüsse waren – mit der Drau haben wir schon einen davon verloren", erklärt Retter.
„Wir empfehlen zudem, dass die Naturschutzbehörde nach Inkrafttreten der Verordnung einen Natura 2000-Beirat gründen soll, der aus Interessenvertretern, Vertretern der betroffenen Standortgemeinden, NGOs und sonstigen Betroffenen bestehen soll. Dieser Beirat soll die Planungen begleiten und kann auch Anregungen zum Managementplan während öffentlicher Auslegungen einbringen. Das soll garantieren, dass die betroffene Öffentlichkeit aktiv in den Prozess Natura 2000 miteingebunden und informiert wird“, so Heilingbrunner.
Zur bevorstehenden Natura 2000 Nominierung sprachen wir mit Umweltschützer Wolfgang Retter auch über die Zukunft der geplanten Kraftwerke an der Isel:
Download Diskussionsvorschlag
Download Fragen/Antworten Natura 2000
4 Postings
reisesezeit: der einzige am pressebild, den man ernst nehmen kann, ist wohl w.retter, er ist von seinem tun und handeln sicher überzeugt und hat als gelernter biologe auch hintergrundwissen. bei den anderen ist zweifel angesagt. wo ist ihr motiv, sich für die bäche, ja für die natur osttirols einzusetzen? es gab bei frühjahrsbesuchen auch einmal einen herrn sonntag, dieser hat sich in die gehaltsliste des landes verabschiedet. es ist still um ihn geworden! heiligenbrunner kommt aus der, mit allen vorzügen des lebens ausgestatteten großstadt, von der er als "präsident" signale und ratschläge an die länder schickt, was für sie richtig oder falsch sein mag. sein tun und handeln wird von den umweltverbänden bezahlt und er hat dabei eine recht freie hand. sein tun und handeln ist leider politisch motiviert, allerdings ohne mandat! ob herr heiligenbrunner mit seiner gefolgschaft die kompetenz und über das fachliche wissen für einen "natura 2000 diskussionsentwurf" hat, sei dahingestellt. eitelkeit gehört eigentlich in die schminkkammer! . dedektor hat recht, das öffentliche gut wasser ist ja kein rechtsfreier raum und weder die kalser, die deferegger oder die pustertaler haben ihre klein- und ökokraftwerke ohne entsprechende bescheide gebaut. lieg ich falsch? . "man darf weiterhin alles, was die gewässerdynamik nicht zerstört", wird behauptet. hochwasser ist gewässerdynamik und die kann recht "turbulent" sein, hat das katastrophenereignis in den sechzigerjahren und später gezeigt. danach hat man die isel, drau und ihre seitenbäche ja schleunigst in ein korsett gebettet. mit beton versteht sich! im heutigen erscheinungsbild der isel waren also auch andere kräfte miteingebunden (eigentlich schade um diese schöne, alte, mäandrierende flusslandschaft durch das iseltal) und wenn man an die wetterexperten oder an die klimaforscher glaubt, dann kommen noch viel größere naturereignisse dieser art auf uns zu. mit kraftwerken ist das ja nicht zu vermeiden, auch nicht mit natura 2000. . wir können uns aber auch mit gesetzen einbetonieren, wir können damit aber auch unseren nachkommen jeglichen spielraum nehmen. Ich denke, dass wir mit unseren jetzigen regelungen und gesetzen gut zurecht kommen, wir können zugunsten der natur auch nachjustieren. . nur: ratschläge von selbsternannten "experten" zur jährlichen reisezeit helfen niemanden, sie kosten nur geld - das meint ein iseltaler!
@spitzeFeder
Hat spitzeFeder schon einmal in bestehenden Gesetzen (Naturschutzgesetz, Wasserrechtsgesetz) und den zugehörigen Verordnungen nachgeblättert? Wasser ist ja kein rechtsfreier Raum.
Die "globale Käseglocke" (Megaschutz) existiert schon längst - dankenswerterweise, sonst sähe es viel schlimmer um unsere Gewässer aus! Andererseits gibt es aber auch noch deutliche Lücken zum Vorteil von Kraftwerksplanern und -bauern; diese Lücken sollen nun über Natura 2000 geschlossen werden.
Leider sehe ich - als Kritiker des Kraftwerkes Obere Isel - zumindest im Diskussionsvorschlag diese vielzitierte Käseglocke als doch vorhanden, ein Beispiel: Zitat: "...das Feuer machen, Lagern, [...] – insbesondere im Bereich der Schotterbänke..." Zitatende. Genau das haben unsere Vorfahren der letzten Jahrhunderte NIE an der Isel gemacht, gell?!?
Ich würde mir endlich eine wertfreie, sachliche Diskussion über die Für und Wider wünschen. Dann nämlich würden sowohl der fiktive, niemals erreichbare versprochene Geldsegen der Kraftwerksbürgermeister (=Megakraftwerk), als auch die globale Käseglocke über die in der Grafik gezeigten Gewässer (=Megaschutz) jeweils als nicht zielführend erkannt werden.
wie ich bereitsschon einmal erwähnt habe, sollten die damen und herren einmal prüfen, ob sich die isel an die grenzen des öffentlichen wassergutes hält. sonst ist der entwurf das papier, auf dem es geschrieben ist nicht wert. weiters ist es interessant, dass die ganze schwarzach und fast der ganze kalserbach in das natura 2000 gebiet einbezogen werden sollen und das trotz kraftwerken und sehr wenig restwasser im kalserbach. bedeutet das, dass die damen und herren natura 2000 und kraftwerke vereinbar halten. so verstehe ich jedenfalls den vorschlag, weil sonst müßten diese teile von den kraftwerksgegner, zu denen herr retter ja gezählt werden kann ausgeklammert werden.
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