Dolomitenbad: Alte Lasten und neue Rutsche
Rückt durch die Umstellung der Energieversorgung das Spaßgerät in Reichweite?
Mehrfach stand bei der Lienzer Gemeinderatssitzung am 27. März das Dolomitenbad auf der Tagesordnung. Zum einen wurde die Fernwärme als Energielösung abgesegnet, zum anderen die Ergänzung des "Raumbuches" um die Ausschreibung einer 90 Meter langen Rutsche in einem eigenen, zwölf Meter hohen Zubau zum Hallenbad.
Dabei waren weniger die – schon bekannten – Fakten spannend, als die Zwischen- und Untertöne der Diskussion. Bürgermeisterin Elisabeth Blanik warnte davor, die Rutsche als beschlossene Sache zu kommunizieren: "Wir sollten den Leuten nicht vormachen, wir bauen eine Rutsche." Nur wenn die in der EU-weiten Ausschreibung des Architektenbüros Machné kalkulierten Zu- und Umbaukosten für das Bad wider Erwarten um rund eine Million Euro unterschritten würden, sei das Vorhaben finanzierbar. "Die Rutsche kommt …" murmelte Gemeinderat Kurt Steiner und Stadtrat Christian Zanon, langjährig federführend im Schwimmbad-Ausschuss lieferte die Gedankenbrücke: "Wer in Punkt eins aufgepasst hat, wird wissen, wieso".
Tatsächlich war zuvor der Beschluss gefasst worden, statt in einen Tiefbrunnen mit Wärmepumpe für das Bad zu investieren, einfach einen Fernwärmeanschluss zu buchen. Der Brunnen hätte 527.000 Euro gekostet, die Pumpe 490.000 Euro, in Summe also gut eine Million Euro, die so in der Planung auch kalkuliert war. Da der Fernwärmeanschluss nur 52.000 Euro kostet, bleibt aus der Sicht der ÖVP just jene Summe schon jetzt übrig, die eine Rutsche finanzierbar macht. Die Kosten dafür werden laut Architekten-Vorplanung auf 942.075,- Euro geschätzt.
Teuer ist das Spaßgerät deshalb, weil ein eigene Haus dafür gebaut wird, um die Badegäste vor Lärm zu schützen und zu verhindert, dass sich die Rutsche durch die Außenwand des Hallenbades bohrt, was hohe Energiekosten im Betrieb nach sich ziehen würde. Außerdem will man mit umliegenden Bädern etwa in Innichen und Kötschach-Mauthen mithalten können.
Einen Schlussstrich zog der Gemeinderat auch unter ein etwas verworrenes Kapitel in der Vergangenheit des Schwimmbad-Projekts. Mit zwei Gegenstimmen der LSL-Fraktion wurde einem gerichtlichen Ausgleich mit dem steirischen Architektenbüro Frei & Wurzrainer zugestimmt. Das Hallenbad Lienz war nämlich schon einmal praktisch komplett durchgeplant worden, damals noch in Kombination mit einem Jugendhotel der steirischen JUFA-Gruppe. Nach der Abwahl des ÖVP-Bürgermeisters Johannes Hibler kippte das Projekt. "Wir hatten zwar die Pläne, aber nicht die Bedingungen der JUFA für eine Kooperation. Und diese Bedingungen erwiesen sich als nicht akzeptabel," so erklärt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik das Ende der Kooperation.
Was blieb war die Architektenrechnung für einen Auftrag, den die Stadt nie erteilt hat: Zunächst ging es um 116.574 Euro Planungskosten, dann stellte sich heraus, dass Frei & Wurzrainer bereits von der JUFA Geld erhalten hatten, deshalb reduzierte sich die Forderung auf 88.800 Euro für den Planungszeitraum von Jänner 2010 bis Februar 2011. Vertreten durch die Anwaltskanzlei Gasser bietet die Stadt den Planern bei einem Vergleich die Hälfte dieser Summe an, 44.400 Euro brutto. Zwar habe es nie einen Auftrag gegeben, sehr wohl aber eine Zusammenarbeit und Gespräche der Architekten mit Mitarbeitern der Stadt, also auch nachvollziehbare Planungsleistungen.
Die Sache vor Gericht auszufechten könne teuer werden, argumentierten die Bürgermeisterin und der Großteil des Gemeinderates: "Wenn´s daneben geht, zahlen wir locker 120.000 Euro". Also wurde der Vegleich mit zwei Gegenstimmen beschlossen.
6 Postings
@ fb:
Ein Erstellungskostenrahmen wurde abgesteckt, der nach Verzicht auf einen vormaligen Bestandteil nun die ersehnte Rutsche ermöglichen soll. Die vorher als sinnvoll erachtete autarke Energieversorung durch ein vordergründig günstigere Lösung zu ersetzen und dabei die zu bilanzierenden künftigen Energiekosten unerwähnt zu lassen, erinnert an die vielzitierte Milchmädchenrechnung. - Nicht umsonst hielt sich bis dato die Bereitschaft der Bezirkssolidargemeinschaft, für die laufenden Betriebskosten eines neuen Bades aufkommen zu wollen, extrem in Gernzen. An dieser Haltung wird sich voraussichtlich bei solchen Baukostenoptimierungen wenig ändern. Die Erstellungskosten mögen im Rahmen bleiben, die Betriebskosten haben das Potential, aus dem Bad ein Fass ohne Boden zu machen, neben Infrastruktureinrichtungen wie defizitären Bergbahnen sicher ein Leichtes für den Eigentümer und Betreiber. - P.S.: Vielen Dank für die Wertschätzung
Bei aller Wertschätzung für Dr. Pirkner und "Prof" Hodanoi: Für mich erscheint ein Hallenbad ein Stück Infrastruktur für die Bevölkerung, für die Jugend und für Familien mit Kindern. Jetzt ein Bad zu planen, ohne eine - allenfalls noch verständlich wäre ein etwas späterer Anbau - Rutsche erscheint mir einfach daneben. Wie wenn man jetzt ein Auto ohne ABS oder ESP kaufen würde. Auch die sparsame Bemessung von Liegeplätzen erscheint mir weit weg zu sein von dem, was ich in Hallenbädern anderer Städte sehe. Obwohl ich altersmäßig der Pensionistengruppe näherstehe wünsche ich mir ein Bad mit lauten Kindern, Leben, Schwung!
Die Argumentation Heizkosten: Wieweit wird sich diese verändern, wenn jetzt die Fernwärme anstelle eines Tiefbrunnen mit Wärmepumpe sollte von der Gemeindeführung schon jetzt dargestellt werden.
Dann sei noch eine weitere Frage erlaubt: Es gab ja einen Art Ausschuß im Gemeinderat für die Badneugestaltung - wurden Erkenntnisse der verschiedenen Besichtigungen, Arbeitssitzungen jetzt überhaupt verwendet?
@ bessawissa:
Demnach wird das " a richtig coole Rutsche", die zwar lang, aber nur was für Kälteresistente ist? Sicher auch ein Alleinstellungsmerkmal. - Aber man muss die Rutschenforderer verstehen - wer immer wieder als Urheber der Sozialen Kälte tituliert wird, muss sich was einfallen lassen und sei's eine Rutsche mit hohen Energiekosten zu erkaufen. Und Betriebskosten sind ja nun keine Erstellungskosten und deshalb muss man den Gemeindebürger, in dessen Namen man zu handeln vorgibt, auch erst später damit befassen. Und was da dann erst gemurmelt werden wird....
Es herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit im Gemeinderat über den günstigen Abschluss i.S. Energieversorgung für das neue Hallenbad.mit der Stadtwärme. Daurch erspart man sich hohe Investitionen und die Rutsche kann kommen. Schade, dass die Variante Erdwärme so schnell vom Tisch gerutscht ist. Da Ganze hat leider einen fahlen Beigeschmack. Wie man, hinter vorgehaltener Hand, hört, soll der Energiepreis nach Ablauf der Altverträge in ca. drei Jahren um bis zu 30 (!) Prozent angehoben werden. Nach den Indexanpassungen seit 2002 mit 49.78 %, ergäbe das in den nächsten 10 Jahren einschl. Index, eine weitere Erhöhung um 71.81 Prozent. So gesehen werden sich die Bürger der Stadt das Heizen nicht mehr leisten können. Ich vermute, die Stadtwärme gibt der Stadtgemeinde einen günstigeren Preis und holt sich auf der anderen Seite den Nachlass von den Gemeindebürgern wieder zurück. Liebe Gemeinderätinnen und Gemeinderäte im Lienzer Stadtparlamen: denkt nicht nur an das kommende Badevergnügen im neuen Hallenbad, sondern auch an die schmalen Kassen der Gemeindebürger, hervorgerufen durch ständig steigende Betriebs- und Mietkosten.
Freue mich schon drauf am Tag der Eröffnung Pargger klettern und rutschen zu sehen.
Also geht sich die Rutsche locker aus! Man kann sichs einfach machen oder aber fragen: Warum hat man Tiefbrunnen mit Wärmepumpe geplant? Man möchte meinen, dass das mit langfristigem Nutzen im Sinne von Betriebskostenersparnis zu tun hat. Und das kann man jetzt einfach so argumentieren und rechnen? Bis dato meinte ich dass die ÖVP Wirtschaftspartei sei. Hier setzt sich wieder die unselige Geschichte LBB, Hochstein, Osttirodler fort. Weils nicht das eigene Geld ist, kann man leicht ausgeben.
So möge man mitteilen, wie sich die Betriebskosten Heizung verteuern - auf 10 Jahre gegenrechnen und dann entscheiden.
Ich selber meine, dass es eine Rutsche geben soll, weil das Bad ja sicher einige Jahrzehnte so bleiben wird, wie es jetzt gebaut wird. Man sollte die Rutsche als separate Baustufe ausschreiben, weil über eine Rutsche trauen sich mehr Firmen drüber als wenn diese im Gesamtbau integriert ist.
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