Natura 2000 – Dicke Luft unter der Käseglocke
Wer Tatsachen verleugnet, kann am Ende nur verlieren. Ein Kommentar.
Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer gilt nicht unbedingt als Vordenker der Ökologiebewegung und hat zudem einen Job, der sehr nahe an den politischen Zentren der Macht angesiedelt ist. Wenn ein Mann wie Wallnöfer im Tiroler ORF Klartext in Sachen Natura 2000 spricht, dann ist das ein Statement zur wirtschaftlichen Realität, zu unverrückbaren Entwicklungen, die längst auf Schiene sind. Wallnöfer hat vor laufender Kamera klargestellt, dass die Tiwag das Projekt am Matreier Tauernbach trotz fortgeschrittener Planung stoppt, weil die großräumige Nominierung der Iselregion als Natura 2000-Gebiet kommen wird.
Während also kein Geringerer als der Tiwag-Boss diese Nominierung für unausweichlich hält und sich die grüne Landesrätin Ingrid Felipe langsam wieder ihrer politischen Identität besinnt, werden die Stimmen der Kraftwerksbefürworter zunehmend monotoner. "Keine Käseglocke" lautet die Kampfparole gegen Natura 2000. Ein sachlich eindeutig falsches Argument, aber was kümmert das den Stammtisch. Nur ein Beispiel für die Absurdität der Käseglocken-Theorie: Kaum jemand weiß, dass ab Oberdrauburg ein Natura 2000 Flussgebiet beginnt, mit Überzeugung befürwortet von sämtlichen Gemeinden entlang der Drau bis Spittal. Es hat ihnen nicht geschadet.
Buchstäblich den Vogel an Polemik schießt – einmal mehr – Wirtschaftsbund-Präsident Jürgen Bodenseer ab. Er lästert in einer Aussendung über "kurzfristige Störung der Alpenschneehühner". Herr Präsident – wo bleibt Ihr internationales Format, so kurz vor der Europawahl? Naturschutz in europäischen Dimensionen kann man nicht auf flapsige Sprüche reduzieren.
Besonders fragwürdig – um nicht zu sagen fahrlässig – ist der erst vor wenigen Wochen realisierte finanzielle Einstieg der Gemeinden Virgen und Prägraten in das Kraftwerksprojekt der INFRA an der Oberen Isel. Wie kann man glauben, dass man mit Bauernschläue und Dorfkaiser-Tricks alle für dumm verkaufen und eine fundierte und europäisch gedachte Naturschutzlösung einfach aushebeln kann?
Und warum hören jene, die es wissen, nicht auf, Polemik zu verbreiten, Käseglocken-Theorien und "Mir-san-mir"-Parolen? "Wir machen uns unseren Naturschutz selbst". "Die wahren Grünen sind die Bauern". "Die Osttiroler sind immer die Deppen – gebt uns Lifte, Heli-Skiing und Kraftwerke, wie den anderen auch." Das ist, bitte schön, nicht mehr zeitgemäß. Damit ist kein Staat zu machen.
Liebe Bürgermeister von Virgen und Prägraten, Abgeordnete und Interessenvertreter – mit solchen Wirtshaussprüchen kann man vielleicht politisches Kleingeld für lokalpolitische Kleingeister drucken. Mehr aber auch nicht. Es muffelt unter Ihrer Käseglocke, lassen Sie endlich frische Luft herein!
Gegen die fix beschlossene Natura 2000-Ausweisung zu mauern ist einfach unklug. Wer sich den Tatsachen verschließt, wird verlieren, auch vor dem Hintergrund wirtschaftlicher und touristischer Megatrends, die längst da sind und nur darauf warten, genutzt zu werden. Die Bäume und Bäche, die Adler und Steinböcke, die Isel und die Tamariske können nichts dafür, wenn die falschen Produkte auf den falschen Märkten platziert werden oder Geld in falsche Kanäle fließt. Nicht Natura 2000 ist schuld an der Abwanderung, sondern Ignoranz und versäumte Schwerpunktsetzung genau dort, wo eigentlich Entwicklung stattfinden sollte.
Zigtausende Euro wurden in "politische Willensbildung" vor der Abstimmung über das Großkraftwerk in Virgen und Prägraten investiert, in pseudodemokratische Optik und mittlerweile dahin dümpelnde Institutionen wie den "Iselrat" und die "Iselstiftung". Was ist davon geblieben? Eine enttäuschte Hoffnung und ein "Iseltaler Weg", der aus heutiger Sicht offenbar in die Irre führt.
Nicht auszudenken, wenn man statt in Gehirnwäsche in echte Hygiene investiert hätte. Dann hätten heute vielleicht einige Schutzhütten im Nationalpark zeitgemäße Toiletten und müssten nicht aus sanitären Gründen zusperren. Für das Klopapier in diesen Hütten hätte ich einen Vorschlag: Wie wär´s mit einem Exemplar der "Bürgermeisterstudie" zum Thema Tamariske, die bis heute nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat? Auch sie hat Geld gekostet. Ein sinnvolles Recycling im Hütten-WC würde vielleicht davon ablenken, dass diese seltsame "wissenschaftliche" Initiative trotz Käseglocke noch immer ein wenig zum Himmel stinkt.
31 Postings
@Ferdi Ja, dass die Studie für Deutschland erstellt wurde ist richtig. In Österreich kann es so eine ja noch nicht geben, wir sind im Bereich Photovoltaik-Ausbau mindestens 10Jahre hinten. Rein von den natürlichen Voraussetzungen her jedoch wesentlich besser :-). Dass in Deutschland Fehler gemacht wurden, was die Förderpolitik betrifft, das steht außer Zweifel. Trotzdem ist Deutschland ein Musterland in dieser Hinsicht und wir könn(t)en viel lernen davon. Was den Dreck betrifft, wie Sie schreiben und dass jeder was von der Studie haben kann, da muss ich leider einschränken. Man braucht natürlich auch ein gewisses Grundwissen, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Offensichtlich vermischen Sie einiges - kristialline sind nicht gleich dünnschicht Module und es ist immer noch jeden freigestellt, ob er nicht doch aus Fertigungen kauft, die europäischen Standards entsprechen. Aber seis drum, jeder wie er meint und ich sähe durchaus Möglichkeiten, dass wir regional sehr viel in kleinstrukturierter Art und Weise nachhaltig gestalten könnten, auch machen werden - schließlich gibt es ja eine tolle Bewegung - den Vordenker Prozess.
Es wird nichts von alleine gehen, aber es ist ein guter Ansatz dafür, einbisschen auszubrechen aus dem "Jammerer-Mentalität". Dabei sollten wir aus eigener Kraft für die Regionale Entwicklung was zu stande bringen und nicht uns von außen finanzieren lassen und ausnützen lassen! - Es ist vielleicht unbequem, aber JEDER darf was beitragen - nicht "dreckige Produkte" kaufen und auch dafür sorgen, dass es die eigene Gemeinde und andere öffentliche Investoren nit tun, sodass wir gestalten und uns nicht dem "schrecklichen, globalen Zustand unterwerfen".
Also ich sehe (immer) noch großes Potential für die Photovoltaik in unserer Region. Eine der edelsten Arten Strom dezentral und angepasst an die angeschlossenen Verbraucher zu produzieren. Trotz der noch soooo jungen EE-Branche, in diesem Zusammenhang passiert schon sehr, sehr viel; Entwicklungen, die in Fachkongressen auch vor 2 Jahren noch!!! erst sehr wage angesprochen wurden; wir stehen also am Anfang einer ganz tollen Veränderung unserer Energieversorgung mit großer Eigendynamik - nicht zuletzt dank Sonnenstrom - aber das wäre wieder eine eigene Geschichte.
@sun.e interessante Studie, wenn Sie schreiben dass 30% nicht abfließen gilt das für die gesamte Anlage, mehr als 80% der Panelle werden in Asien produziert, wird in der Studie festgehalten und dieses Geld und Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung für Panelle fließen ab, deshalb liege ich in diesem Punkt mit meiner Behauptung nicht so weit daneben und der Dreck der Produktion bleibt in China, außer natürlich die Treibhausgase, die uns dann auch einmal betreffen. Weiters ist noch interessant, dass die Studie für Deutschland erstellt wurde und Solaranlagen und Windanlagen als Ergänzung gesehen werden, damit die Stromversorgung aufrecht erhalten werden kann. Deutschland ist ein wenig größer als Österreich bzw. Osttirol und hat mit den OFFSHORE Parks andere Möglichkeiten als wir. Was sehen Sie als Ergänzung zu den PV Anlagen ins Osttirol als Alternative zur Aufrechterhaltung der Grundlast, wen über mehrere Tage so schlechtes Wetter herrscht wie heuer? Biogasanlagen mit Maisanbau für den Betrieb dieser Anlagen, Windparks, Speicherkraftwerke? Fraunhofer führt als Notwendigkeit für eine Flexibilisierung den Ausbau der Speicherkraftwerke um 30-40% an(Seite 51) sowie eben Biogas usw... Was auch noch erwähnenswert ist ist dass Fraunhofer Stickstofftrifluorid bei der Produktion als Problem aufführt, ein Treibhausgas, dass 17.000 mal schädlicher ist als CO2 aber das ist wie angeführt ja ein chinesisches Problem. Bei der Entsorgung wird auf die Elektrogeräte Entsorgungsrichtlinie verwiesen. Da sieht man dann die Bilder im Fernsehr wie in Afrika unser Elektroschrott entsorgt wird. In dieser Studie kann jeder der will etwas für sich finden.
Ferdi@ so polemisch wie wolf _c sollte man sich nicht gehen lassen, das wär zu einfach. manche deiner feststellungen haben meine sympathie, nicht aber die gedanken zur geforderten selbstbestimmung. das wär zu einfach. teilnehmen,sich einbringen, ist wichtig. jeder bürger sollte das. aber nicht, ohne die allgemeinen spielregeln unseres staates und vereinigungen zu beachten - oder soll tatsächlich jede kommune eigene gesetze erlassen. der naturschutz, die bauordnung, die finanzhoheit, die verkehrsordnung, das flächenwidmungsgesetz, das bildungsgesetz und so weiter würde wohl die regionalen akteure etwas überfordern. nicht? - für ewigträumer: ein staussee im dorfertal ist nicht an der meinung der kalser gescheitert. sondern an der frage der geologie, vielleicht auch auch ein bißchen an der damaligen gesamtenergiebilanz. und "dank" der vielen neuen kleinwasserkraftwerken an osttiroler bächen, die dann viel energie produzieren, wenn wir sie nicht unbedingt brauchen, wird auch mittelfristig kein speicherkraftwerk mehr gebaut. auch nicht an der isel. trotz votum der einheimischen, denen man den mund wässrig gemacht hat (volksbefragungen dienen der meinungsorientierung, mehr nicht!). - winterschlagzeilen: stromausfall führt zu finanziellen ruin, alles steht, hohe räumkosten leeren gemeindekassen ... der ruf nach innsbruck war unüberhörbar. und dieser ruf kam genau von einigen bürgermeistern, die ständig nach mehr gemeindeautonomie lechzen. das mag man als manipulation an den bürgern verstehen, logisch ist es nicht. die politik taktiert immer. in osttirol leider besonders. - vielleicht wären klar definierte raumansprüche mit langfristigen und verbindlichen entwicklungszielen mit prioritätenreihung für die bevölkerung im bezirk die perspektive. anstelle dem tagespolitischen gezänke mit ständigen millionenforderungen, die jeder grundlage entbehren!
@Ferdi So "umfassende" Kommentare zu Allem und Jedem würde ich nicht zustande bringen, aber in einem Punkt glaube ich mich recht gut auszukennen und dazu möchte ich was anmerken; Photovoltaik - "alles kommt aus China" usw. ...wenn hier jemand so pauschal drüberzieht, dann muss es wohl aus der eigenen inneren Einstellung stammen - die Fakten in Bezug auf die tatsächliche Schaffung von Arbeitsplätzen, Wertschöpfung... sind jedenfalls andere! Es wurden im PV-Musterland Deutschland viele Fehler gemacht, die im Nachhinein leicht erkennbar sind, aber auch vieles bewegt im Bereich EE. Nach dem Absturz der PV-Industrie in der letzten Zeit, sind es noch immer erst 30%, die leider abfließen. Das tut weh, ganz klar! Gut tut, dass es Anbieter wie Kunden gibt, die zwar nicht auf der Straße lautstark nach ethischen Grundsätzen schreien, trotzdem aber in ihrer Denke sehr weitblickend sind und danach handeln; - UND - es wird bei kleinen Privatanlagen genau so wie großen Projekten nach Österreichischen und Deutschen Produkten verlangt, selbst wenn sie etwas teurer sein sollten!!!
Vielschreiber lesen sicher auch viel, darum kopiere ich den Link der jüngsten Studie vom Fraunhofer hier her. Da kann man über 89Seiten in die Tiefe gehen und dabei bei Fakten bleiben ;-)) http://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen-pdf-dateien/studien-und-konzeptpapiere/aktuelle-fakten-zur-photovoltaik-in-deutschland.pdf
Persönlich bin ich der Meinung, es wird einen Mix aus Erneuerbaren brauchen, auch die Wasserkraft, aber - und das ist der Punkt - Große Kraftwerke die so ein katastrophales saisonales Verhältnis haben, werden zunehmend unwirtschaftlicher. Ein solches heute noch zu bauen wäre es schon von Beginn an. Dass man dies erst mit Widerstand aus der Bevölkerung zu erkennen beginnt ist zwar eigenartig, aber es ist doch ein Hoffnungsschimmer, der bemerkenswert ist. Photovoltaik hat gerade in unserer Region für die regionale Energieversorgung vergleichsweise ähnlich großes Potential wie Natura2000 im Fremdenverkehr. Wir sollten was draus machen, dann können auch entsprechend viele neue Arbeitsplätze entstehen. Martin Kollnig
F.'s wortgewaltiges Plädoyer möchte man öfter geniessen … … aber hoffentlich ohne Magenverstimmung, weil es ist verwürzt und gemanschgat ...
Ob der Wortflut entsteht Angst und Bange, ist die vertraute Osttiroler-Welt gar nicht mehr vorhanden? Die geistigen Eliten? Abgewandert und verschwunden, die Schulen geschlossen, verödet die Kindergärten, leer die Gemeinden …
… Natur scheint Sie zu erschrecken, Sie vermischen Äpfel mit Birnen, sagen einmal Kraut und dann Rüben:
Ich finde es falsch, eine Zukunftsapokalypse wegen nicht generierter kWSt herbeizureden(GRÜNE WASSERKRAFT) … Ich finde es falsch, eine Vergewaltigung wegen durchzuführender Gesetze zu konstruieren (GRUNDGRENZEN,SELBSTBESTIMMUNG) … Ich finde es falsch, Menschen zu Bettlern zu machen (JUDASLOHN,SUBVENTIONSEMPFÄNGER) … Ich finde es falsch, mit dem Finger auf für Sie andersdenkende zu zeigen (NATURMUSEUMSERHALTER,TOURISMUS)…
Ihre Sorgen(L E B E N sgrundlage und A R B E I T splätze ) und Ängste (F R E I H E I T en) finde ich trotzdem richtig und wichtig, ihr Mittel dazu ist vielleicht das falsche?
Ich lebe nicht im Iseltal, deshalb kann mir die Politik nichts versprechen. ich kann Ihnen auch meine Adresse geben. Ich plädiere nicht für das geplante Kraftwerk, wenn Sie meine Kommentare aufmerksam durchlesen. Ich kenne das Kraftwerk, und deren Berechnungen nicht im Detail und will deshalb nicht klug sein wie viele andere. Das wofür ich bin plädiere ist, dass einer Region durch eine Unterschutzstellung nicht verboten wird ihre Ressourcen und die Hauptressource ist die Wasserkraft zu nutzen und ihr die Entwicklungsmöglichkeit zu nehmen. Ein Natura 2000 Gebiet kann nämlich auch in Zukunft nicht durch Österreich geändert werden und wird eine Zustimmung der Kommision zu einer Änderung sehr schwer möglich werden. Ich bin für eine Selbsbestimmung der Leute in der Region, die für sie die Lebensgrundlage bildet und ich will in Osttirol kein Naturmuseum haben und nicht dass die Leute nur noch zu Subventionsempfängern degradiert werden. Wenn die Leute nur noch Subventionsempfänger sind, dann ist eine Abwanderung der geistigen Elite in dieser Region sicher. Leute die für eine Unterschutzstellung sind sollen überlegen, was sie bisher für diese Region geleistet haben, oder ist jeder für sich egoistisch und will eine schöne Naturlandschaft diese jedoch nicht bei sich sondern in einer Region, die von uns aus leicht mit dem Auto erreichbar ist.
Was kann die Politik vor Ort den Leuten versprechen? Die Gemeinden Virgen und Prögraten sind hoch verschuldet und können die Bürgermeister den Leuten nicht das große Geld versprechen und so realistisch sind die Leute in der Region, wenn man einmal mit ihnen redet. Das einzige was sie können ist, zu versuchen der Bevölkerung Perspektiven zu geben, und eine solche wird der Bevölkerung geraubt, wenn diese in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt wird. Für die Bürgermeister ist es eine Pflicht dafür Sorge zu tragen, dass die kommenden Generationen die gleichen Chancen haben, wie es Leute in anderen Regionen haben. Die hohe Politik wird den Leuten in Natura 2000 Gebieten sicher Geld versprechen. Geld das durch einen Verwaltungsapparat verteilt wird, der einen Teil des Geldes verschlingt und die Leute können sich dann mit ihren Projekten anstellen. Ein Förder- und Subventionsionsystem fördert die Korrumpierbarkeit und wenn man nicht nach der Pfeife der Förderungsverteiler tanzt, oder man etwas falsches sagt , fällt man um eine Förderung um. (Vielleicht ist der Osttiroler deshalb so ein "Untertan" wie Piok gesagt hat, weil er zum Bittsteller geworden ist, betreffend Geld, Job usw...). Die Bürgermeister müssen zur hohen Politik "betteln" gehen und wenn diese die falsche Gesinnung haben oder den zuständigen Politiker nicht unterstützt haben bekommen die Gemeinden eben nichts. Wer von den Naturschützern wird dafür Sorge tragen, dass ein dauernder Ausgleich für eine NATURA 2000 Nominierung in die Region fließt, oder werden die Büregremeister da allein gelassen?. Was bewirkt man mit z.b. 10 Mio Förderung? Soll die Selbstbestimmung für einen Judaslohn verkauft werden?
Was haben die Befürworter einer Unterschutzstellung für konkrete Projekte die nur noch umzusetzen sind, um der Region eine Perspektive und dauernde Wertschöpfung zu geben? Ich habe noch kein konkretes Projekt von diesen Personen und auch von Ihnen, Waldkauz gesehen. Es heißt immer Tourismus, schafft der Tourismus in Osttirol bzw. Tirol Ganzjahresarbeitsplätze für hochqualifizierte Menschen in genügender Anzahl und das am besten ohne Förderung? Ich kenne kein Hotel, dass das geschaffen hat. Alternative Energien? Ich kenne keine Energieform die so grün ist wie Wasserkraft (siehe meine Ausführungen zu Photovoltaik). Biomasse? Es müssen dann Wege in Wälder gebaut werden und muss ein Eingriff in die Natur erfolgen, weil viele Wälder nicht erschlossen sind und bei uns braucht es eine Generation bis ein Wald wieder hiebreif ist. Vielleicht sagen diese Leute die für eine Unterschutzstellung sind, dass sie für konkrete Projekte nicht verantwortlich sind, sondern dass das die Leute vor Ort machen müssen, aber betreffend einer Unterschutzstellung wird den Leuten vor Ort abgesprochen, dass sie das selbst entscheiden dürfen. Vielleicht sollte man auch einmal darüber nachdenken.
@ Lieber Ferdi! Bitte erkläre mir einmal, welche Vorteile die Virgentaler Bevölkerung sich von diesem Kraftwerk erwartet. Was wird euch von der Politik versprochen? Nicht wischi waschi sondern konkret. Danke
@detektor mir ist der Unterschied zwischen Natura 2000 und Nationalpark sehr gut bekannt und ich habe nichts verwechselt. Wenn man die Nationalparkgelder anführt, dann möchte ich darauf verweisen, dass ich dafür eintrete nicht abhängig zu sein. Die Bauern müssen zum Nationalpark pilgern und dort als Bittsteller um Förderungen ansuchen und das widerspricht einer Selbstbestimmung und gerät man sehr schnell in Abhängigkeiten bzw. ist man steuerbar. Durch den Nationalpark hat sich aber weder an der Landschaft was geändert, siehe Virgen Sonnseite, noch hat sich im Tourismus was verbessert. Es wurde aber ein Verwaltungsapparat geschaffen, der sehr viel mit sich selbst beschäftigt ist. Betreffend NATURA 2000 im Nationalpark habe ich angeführt, dass man sich bei den Obleuten der Agrargemeinschaften erkunden kann wie die Nominierung erfolgt ist. Die Obleute der Agrar wurden informiert jedoch gab es keine Beschlüsse der Agrargemeinschaften, dass das Gebiet als NATURA 2000 Gebiet nominiert werden darf. Solche Beschlüsse wären auf Grund des Eingriffs in das Eigentum notwendig gewesen, weil diese Belastung über die hinaus gehen, die ein Obmann zulassen kann. Das muss den Landesbeamten, die den Nationalpark als Natura 2000 Gebite nominiert haben auch bekannt gewesen sein, weil diese Juristen waren. Durch diese Nominierung ohne rechtsgültige Zustimmung der Grundeigentümer durch das Land Tirol kam es zu einer kalten Enteignung der Grundeigentümer ohne Entschädigung, das widerspricht dem österreichischen Verfassungsrecht bzw. den Grundrechten und auch der europäischen Grundrechtscharta und wurde den Grundbesitzern etwas weggenommen ohne dass sich diese wehren konnten! Was würden Sie sagen, wenn Sie informiert werden, dass ihr Grundstück ab heute als Strasse oder Naturschutzgebiet gewidmet ist und sie nichts dagegen tun können und sie auch keine angemessene geldwerte Entschädigung erhalten würden. Auch führen Sie an, dass nur das öffentliche Wassergut betroffen ist. Dazu würde ich empfehlen den §4WRG zu lesen, dort ist genau definiert was öffentliches Wassergut ist. Es ist der Fall, dass Vermessungen in Osttirol auf die Zeit von Peter Anich zurück gehen und seit dieser Zeit hat sich sowohl die Isel, als auch ihre Zubringer teilweise ein neues Flussbett gesucht und fließt die Isel und ihre Zubringer sehr wohl über Privatgrund. Dazu braucht man nur im TIRIS nachschauen dann sieht man, dass sich das Wasser nicht an Grundgrenzen hält und sehr viele private Grundstücke von der Nominierung betroffen sind. https://portal.tirol.gv.at/mapAccelWeb/ClientServlet?CMD=Init&VIEWID=-139&MAPWIDTH=807&MAPHEIGHT=569&OVMAPWIDTH=200&OVMAPHEIGHT=122&ACTION=0&TYPE=-1&PRODUCTID=15
Was ich noch anmerken möchte ist, dass wenn die Generationen vor uns sich so vehement dagegen verwehrt hätten, dass es einen Fortschritt in der Entwicklung gibt und nur das vorhandene bewahren hätten wollen und nicht das vorhandene weiterentwickelt hätten, wir uns noch auf einer sehr untergeordneten Entwicklungsstufe befinden würden. Wenn unsere gewerblichen und industriellen Betriebe sich nicht weiter entwickeln würden, dann würde es in diesen auch keine Arbeitsplätze mehr geben. Deshalb verstehe ich nicht, dass man einer Region eine Weiterentwicklung verbauen will, in dem man ihr verbietet Ressourcen zu nützen.
Wenn gefordert wird, dass Lebensräume erhalten werden sollen muss das für die gesamte Landschaft gelten, auch für die Lebensräume für die Menschen, die in der Region von der Region leben. Denen muss es möglich sein sich eine Existenzgrundlage zu schaffen und nicht nur Subventionsempfänger bzw. Naturmuseeumserhalter zu werden. Wie soll eine Kulturlandschaft erhalten werden, wenn die Leute das Interesse daran verlieren diese zu erhalten, weil es überall Einschränkungen gibt, wenn man sich die Arbeit erleichtern will um die Landschaft zu erhalten, weil heutzutage ist in der Landwirtschaft nicht mehr diese Vielzahl von Arbeitskräften vorhanden die es früher gab. Das gilt z.b. für Wegbauten auf Almen, Wege in die Wälder zur Schutzwaldsanierung usw. Vielerorts wird der Tourismus als Chance für die Region genannt. Ich glaube kaum, dass Tourismusbetriebe jungen Leuten in der Region die Möglickeit bieten können sich zu entwickeln und auch Mitarbeitern mit einer höheren Ausbildung bzw. einem Studium Ganzjahresvollzeitarbeitsplätze im notwendigen Maß bieten können. Wenn man sich die touristischen Leitbetriebe in Tirol anschaut, bieten diese sehr wenigen Akademikern einen attraktiven Arbeitsplatz und ist das in Osttirol nicht anders. Sollte von der Politik auch von der Europapolitik gewünscht werden, dass das Iseltal eine renaturierte Zone wird, dann sollte mit offenen Karten gespielt werden und eine Absiedlung begonnen werden und nicht durch eine Politik der Nadelstiche eine Region so unattraktiv gemacht werden, dass die Leute diese freiwillig verlassen, weil sie keine Perspektive und keine Entwicklungsmöglichkeit haben.
@Detektor
Bei der Isel - Nominierung Natura 2000 betrifft es nicht nur, wie Sie schreiben, öffentliches Wassergut, sondern auch viele Auwälder, die in Privatbesitz sind. Dadurch können Grundbesitzer in der Nutzung stark eingeschränkt werden. Weiderechte können ersatzlos gestrichen werden, usw. Ich bin kein Gegner der Nominierung, aber Skepsis ist angebracht. Dies aus der Sicht der betroffenen Grundbesitzer.
@ Sepele:
Hoffentlich kennen die, die bis zum Überdruss die Volksbefragung zitieren, auch deren genaue Fragestellung!
Zur Erinnerung: Am 17. Mai 2012 hieß die Frage: „Soll sich die Gemeinde Virgen/Prägraten für die Nutzung der Wasserkraft an der oberen Isel zur Erzeugung erneuerbarer Energie einsetzen und sich an der Planung, dem Bau und dem Betrieb eines umweltverträglichen Wasserkraftwerkes beteiligen?“
Die letzten Wörter haben es in sich: 1) „umweltverträglich“ – es wird ja auch für ein Kraftwerksprojekt in einem Natura 2000-Gebiet eine Naturverträglichkeitsprüfung gemacht – und wenn diese bestanden werden sollte, dürfte ein Kraftwerk errichtet werden. Wenn nicht – dann ist es eben nicht verträglich! 2) „beteiligen“ – das heißt nicht allein bauen, sondern sich an andere anschließen. Und wo sind nun diese großen finanzstarken Wasserkraft-Bauherren, an deren Projekt sich Virgen oder Prägraten beteiligen könnte? An deren Fehlen trägt Natura 2000 wirklich keine Schuld.
@ Ferdi:
Nicht verwechseln bitte - das Thema hier ist die Nennung der Isel für Natura 2000 und nicht der Nationalpark, also eine ganz andere Situation.
Im Nationalpark (durch den nicht unbeträchtliche Mittel in die Region kommen!) sind private Grundeigentümer berührt, deren Flächen ohne vorherige Verständigung in Natura 2000 eingebracht wurden.
An der Isel sind durch Natura 2000 nicht Privateigentümer betroffen, sondern lediglich öffentliches Wassergut, also Eigentum der Öffentlichkeit bzw. aller Österreicher. An den bisherigen Nutzungen (Fischerei, Wassersport, Erholungstätigkeit …) der Isel und ihrer Hauptzuflüsse wird sich durch Natura 2000 nichts ändern. Wenn die besonderen und anderswo fast verschwundenen Lebensräume der Isel erhalten bleiben (wozu sich Österreich schon mit dem EU-Beitritt verpflichtet hat!), wird niemandem etwas genommen, sondern uns und Generationen nach uns Unersetzliches erhalten.
Hier wird über Natura 2000 als Chance geschrieben. Im Nationalpark gibt es schon Natura 2000 und was hat das bei den Projekten bisher gebracht? Dieses NATURA 2000 Nominierung und Einrichtung des Gebietes wurde wie Köll Andreas gesagt hat ohne Zustimmung der Grundeigentümer, so wie diese erforderlich gewesen wäre durchgeführt. Dazu kann man die Obmänner der Agrargemeinschaften bzw. auch beim Nationalpark und Herrn Dr. Liebl nachfragen. Weil dieses Gebiet ohne Abstimmung und Zustimmung mit dem Grundeigentümern eingerichtet wurde und diese dann die Auflagen bei Projekten einhalten müssen und wissen was NATURA 2000 gebracht hat, herrscht eine Ablehnung. Etwas vergessen die Leute, die immer nach noch mehr Schutz rufen. Im Virgental ist die ganze Sonnseite (außer Alpenvereinsgebiet) kein Nationalpargebiet! Kennt man einen Unterschied zwischen Schattseite und Sonnseite? Braucht es unbedingt eine Unterschutstellung oder ist es nicht wirklich so wie MEINDL angemerkt hat. Wenn Natur 2000 für alle Zubringer (das sind alle Bäche im Iseltal) gilt, weil eine Definition gibt es ja noch nicht warum und wieso die Zubringer unter Schutz gestellt werden sollen, sondern wird gefordert, dass die Isel mit all Ihren Zubringern unter Schutz zu stellen ist, dann gilt, dass Natura 2000 für alle kleinen Seitenbäche gilt und Kleinprojekte, wie sie auch in Virgen gebaut wurden auch nur mehr mit erhöhten Auflagen zulässig oder unmöglich sind. Ist es das was die, die am lautesten Schreien wollen. Diese Personen wollen auf den Hütten, wenn sie diese aufsuchen Licht, ein kaltes Bier, WLAN, super Essen das schnell gekocht werden muss usw. und das zu Preisen wie im Tal und sehen manchmal nicht, das der Strom durch Dieselaggregate erzeugt wird, obwohl ein Bach in der Nähe ist, der genutzt werden kann (z.B. Innergschlöss). Es wird auch immer wieder auf Photovoltaik verwiesen. Hat sich jemand von den Naturschützern Gedanken gemacht wie die Energiebilanz und das Thema Entsorgung einer Photovoltaikanlage ausschaut. Wie viel Energie erzeugt eine solche Anlage und wie viel Energie ist in die Gewinnung des reinen Silizium zu stecken aus dem die Anlage gebaut wird? Aber das ist ja egal, weil die Anlagen werden in China produziert, mit dem Schiff nach Europa gebracht und bei uns als Grün verkauft. Das in China die Leute im Dreck ersticken geht uns nichts an, Hauptsache wir sind "GRÜN". Wie wird der ganze Müll, der letztendlich wenn eine Anlage kaputt ist entsorgt? Silizium ist nämlich nicht ganz so ungefährlich wie man es gerne hätte. (http://www.lenntech.de/pse/elemente/si.htm) Es wurde beim Vordenkerprozess über das gesprochen, dass das gemacht werden soll, was aus eigener Kraft möglich ist. Kleinkraftwerke wurden in Osttirol schon immer gebaut und haben diese zur Versorgung und Entwicklung der Gemeinden und zu einem gewissen Wohlstand in den Gemeinden beigetragen. Wollen wir das nicht mehr? Wenn es überall Auflagen gibt, dann wird die Motivation etwas aus eigener Kraft zu machen sehr eingschränkt. Es wurde auch gesprochen, das es wichtig ist nicht in Abhängigkeiten zu sein. Was ist das wie eine Abhängigkeit, wenn etwas unter Schutz gestellt wird und dann auf Ausgleichzahlungen gehofft wird, die der Gesetzgeber nach gutdünken oder Budget streichen kann. Wir verkaufen unsere Selbstbestimmung und unsere Heimat für eine Ausgleichszahlung. Es wird von einem Hotelier auch über den Vorteil von NATURA 2000 Gebieten geschrieben. Kommen seine Gäste alle wegen der Naturlandschaft oder wegen der Kulturlandschaft die von Menschen in der Region geschaffen wurde und kommen diese nicht auch um Schizufahren, wollen diese Leute die bestehende Natur- und Kulturlandschaft nicht in einem 4* Hotel und nicht in einer Pension mit Kalt- und Warmwasser am Gang genießen? Warum wurde das Hotel umgebaut, wenn Gäste ja das ursprüngliche wollen? Warum soll es in der Hotelerie möglich sein sich weiter zu entwickeln, in der Kulturlandschaft, die von Menschen geschaffen wurde und nicht immer so ausgeschaut hat, soll das aber nicht zulässig sein und der Ist Zustand eingefroren werden? Viele Leute vergessen, dass es sich beim Iseltal um eine von Menschen geschaffene Kulturlandschaft handelt und wenn der Mensch der hier lebt keine Freiheiten mehr hat diese zu gestalten, dann wird ihm seine Grundlage in diesen Tälern entzogen mit all den negativen Folgen für dieses Gebiet.
„Das menschliche Maß“ wurde zur wichtigen Prämisse für die Entwicklung eines Leitbildes für unseren Bezirk erhoben, das derzeit unter Mitwirkung von weit über 100 engagierten Menschen im Prozess „Vordenken für Osttirol“ erarbeitet werden soll.
Was mit dem „menschlichen Maß“ gemeint ist, wurde noch genauer definiert als „Alles, was wir aus eigener Kraft überblicken, verantworten und auch finanzieren können“. Das bedingt letztlich viel Überlegung, Planung, Abwägung und Abstimmung von Interessen und behutsamen Umgang mit den Naturpotenzialen und den finanziellen Möglichkeiten.
Die Gemeinde Virgen unter ihrem Bürgermeister Ing. Dietmar Ruggenthaler hat diesen Weg des menschlichen Maßes über viele Jahre verfolgt und damit Großes bewegt und erreicht. Eine lange Reihe von kleinen Initiativen, das Vorangehen mit kleinen, wohlüberlegten Schritten hat Virgen zu einer der wenigen, buchstäblich „handverlesenen“ Gemeinden Österreichs gemacht, die die höchste Stufe im e5 – Gemeideprogramm erreichen und halten konnten. Quasi als Nebeneffekt entstanden Identität und Gemeinschaftssinn, Engagement und regionales know how, positives Echo in den Medien weit über Bezirks- und Landesgrenzen hinaus.
Dazu brauchte es kein Großprojekt, das dem Tal von außen aufgepfropft und mit geradezu astronomischen Versprechungen schmackhaft gemacht wurde. Die stellen sich aus verschiedenen Gründen inzwischen immer mehr als Seifenblasen heraus und haben Zwietracht in die Dörfer, Nachbarschaften, ja sogar in Familien gebracht. Eine Besinnung auf das menschliche Maß – mit anderen Worten: Wie viel ist genug? - könnte da so manches Auge öffnen und die Rückkehr zu einem realistischeren Blick ermöglichen.
Natura 2000 – wie viele OsttirolerInnen sehen hinter dem Begriff die „Käseglocke“ (© Dr. Andreas Köll) oder den „Glassturz“ (© LR Patricia Zoller-Frischauf)? Nun, das ist durchaus natürlich und geht auf nichts anderes zurück als auf das psychologische Phänomen, dass Botschaften, die man oft genug gehört oder gelesen hat, als Tatsachen angenommen werden, ohne diese ernsthaft zu prüfen.
Das Tiroler Lechtal hat wie eine ganze Reihe anderer Regionen in Österreich – nach anfangs durchaus vergleichbaren Vorbehalten - inzwischen einen neuen Zugang zum Begriff Natura 2000 entwickelt. Dort ist erlebbar, dass Natura 2000 für eine Chance steht. Eine Chance, Aufmerksamkeit zu bekommen, gute Ideen verwirklichen zu können und dabei Unterstützung zu erhalten.
Keine Frage: Natura 2000 wird nicht Geld aus dem Boden sprudeln lassen, aber es bietet realistischere Chancen als die derzeitigen Strompreise, um eine Region zu entwickeln zum Wohl ihrer Einwohner. Die biblische Weisheit , dass der Spatz in der Hand mehr wert ist als die Taube auf dem Dach, hat sich jedenfalls schon weit öfter bewahrheitet als Versprechungen von Firmenvertretern, die sich als Ideenbringer zur Füllung von Gemeindekassen tarnen, um eigene wirtschaftliche Interessen zu vertreten und sich öffentliches Eigentum unter den Nagel zu reißen.
Wir haben die Isel bis jetzt so erhalten, dass sie ohne Zweifel schützenswert ist. Jeder jammert, wenn von Brüssel bzw. der EU wieder neue Regeln und Vorschriften erlassen werden. Sind wir in Osttirol wirklich so schwach, dass wir ein Natura2000-Gebiet brauchen, um unsere eingen Heimat lebenswert für alle, nicht nur für Tamerisken, zu erhalten?
Sehr geehrter Herr Dr. Pirkner, man mag zum Natur 2000 Projekt stehen wie man will, dennoch möchte ich Sie daran erinnern, dass eine Volksbefragung die mit so hoher Wahlbeteiligung wie jene im Virgental ein eindeutiges Ergebnis bringt, als Willen des Volkes zu akzeptieren ist. Sie können nicht in Ihrem Kommentar dieses Instrument der direkten Demokratie hinterfragen und zugleich, wenn auch durch Ihren Mitarbeiter Herrn Egger, beim Thema Direktzug Ihre ONLINEUMFRAGE als eindeuten Willen des bereits erwähnten Volkes hinstellen.
Vielen Dank!
@ Bernd Hradecky
"Wir sind eine Tourismusregion, die unterstützt von der naturnahen Landwirtschaft großes Potential in sich birgt." - Großes Potential impliziert, dass es nach wie vor ungenutzt ist - ein Umstand der für Osttirol zutrifft. Vor allem die Nationalparkregion zeigt, wie sehr Potentiale ungenutzt bleiben, werden sie von politischen Entscheidungsträgern, aber auch Teilen der Bevölkerung als solche nicht angenommen. Sei es, weil die im Zuge der Nationalparkerrichtung geflossenen Gelder in widmungsferne Investitionen geflossen sind, sei es, weil Potentiale nicht als solche erkannt wurden. - Ob sich dies in Zukunft ändern wird, ist fraglich. Selbst wenn die von Andreas Köll geforderten zusätzlichen Gelder fließen sollten, ist bei dem Schuldenstand der Gemeinden nicht zu erwarten, dass es zu einer plötzlichen Naturpotentialnutzung oder einer Änderung der ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalpark Hohe Tauern oder der Chancen einer Natura 2000 im fraglichen Gebiet kommen würde.
Die nicht unerheblichen Aufgaben, die auch von übergeordneten Körperschaften Kommunen zugeteilt werden, lassen Bürgermeister und Gemeinderäte offen für jede Offerte sein, die vordergründig für monetäre Zuflüsse sorgen könnte. Sie sind um ihre Position nicht zu beneiden, auch wenn sie sich selbst ausgesucht haben. Sie suchen händeringend Investoren, die Arbeitsplätze versprechen und Geld in die leeren Gemeindekassen spülen sollen, und sei es, indem sie die zu bewahrende Heimat sprichwörltich unter Wasser setzen.
Der Bevölkerung wird von den gewählten politischen Vertretern als alternativlose Zunkunftsperspektiven Aufstiegshilfen- und Kraftwerksbau offeriert, die Nutzung der extensiven Naturnutzung hingegen als chancenlos präsentiert. Verhindern gesetzliche Regelungen dies, so ist die Schuldzuweisung einfach: Bund und EU (deren Fördergelder man gerne nimmt) sind die Bösen, eh klar, und die Grünen, und überhaupt diese Umweltschützer und Tamariskenstreichler und das bodenseerische Alpenschneehuhn. Möglicherweise auch der Grottenolm. Schuld an der Misere. An eh allem. Die, die andern.
Trotz Vordenkern und einigen Umsetzern, die auch gegen lokalpolitische Widerstände die extensive touristische wie sonstige nachaltig-ökonomische Nutzung Osttirols für sich erkannt und verwirklicht haben, läuft Osttirol Gefahr, auch weiterhin vor allem als Lebensraum mit großem Potential zu gelten. Denn Lokalpolitik kann nicht wirklich viel bewirken, verhindern kann sie aber eine ganze Menge, und sei es die Entdeckung von Perspektiven.
Es ist schon erstaunlich, wie genau informiert sich Bgm. Andreas Köll zuletzt in einem Artikel einer ganz kleinen Zeitung über Natura 2000 gibt. Da wird von europäischen Rechtsstandards und Entscheidungen des EuGH gegen den " Freistaat" Bayern gesprochen. Auch über einen Nachnominierungsbedarf Tirols, den FFH-Lebensraumtyp 3230 betreffend, wird diskutiert. Seiner, eben Kölls Meinung nach, wurden schon Fehler damals bei der Gründung des Nationalpark Hohe Tauern gemacht, indem ohne Gutachten das gesamte Gebiet (600 Quadratkilometer) unter Schutz gestellt wurde. .... usw. Die Botschaft verstanden hat aber scheinbar nur Bruno Wallnöfer. Er sieht zum momentanen Zeitpunkt keine Chance das Tauernbachkraftwerk zu verwirklichen. Andere träumen weiter!
Die Nominierungspflicht der Isel und deren Nebenflüsse ist nun wahrlich nichts Neues mehr. Alpenverein, Umweltdachverband und viele Experten forderten schon seit Jahren die längst fällige Nachnominierung der Isel. Auch aus Brüssel kamen schon seit längerem eindeutige Kommentare. Im Land und in den Gemeindestuben setzte man auf eine verantwortungslose Verzögerungstaktik, die sich nicht nur als sehr nachteilig für unsere Region erwiesen hat, sondern auch dazu geführt hat, dass von den Gemeinden sinnlos Geld für Projekte ausgegeben wurde, die unrealisierbar sind.
Gab es nicht auch vor einiger Zeit eine Reise mehrerer Bürgermeister unseres Planungsverbandes nach Brüssel zu diesem Thema? Die Antworten der EU Behörde waren schon damals eindeutig und es war und ist politische Fahrlässigkeit, nicht auf diese Entwicklungen reagiert zu haben. Jahre des Stillstandes sind ins Land gezogen, die Bevölkerung wurde durch die unsinnigen Diskussionen rund um Kraftwerksbauten gespalten und positive Entwicklungen im Keim erstickt.
Wann wird man endlich zur Kenntnis nehmen, dass unser Weg ein anderer sein muss? Wir sind eine Tourismusregion, die unterstützt von der naturnahen Landwirtschaft großes Potential in sich birgt. Wir haben alle Chancen sehr erfolgreich Ganzjahrestourismus zu betreiben. Das würde auch den ansässigen Gewerbebetrieben Aufträge für die Zukunft sichern und für die landwirtschaftlichen Betriebe Chancen eröffnen. So könnten neue Jobs geschaffen und Einkommen für die Bevölkerung generiert werden.
Die Nominierung der Isel und ihrer Zubringer wird nicht nur für das Nationalparkgebiet Impulsgeber sein, sondern auch für die Marke „Osttirol“ neue Entwicklungen möglich machen. Viele Investoren haben dieses Potential bereits erkannt. Nun ist es höchste Zeit, dass auch die politischen Entscheidungsträger ihre Politik ändern und mit aller Kraft versuchen, verlorenes Terrain aufzuholen.
Wir müssen endlich den Mut aufbringen, eingefahrene Geleise zu verlassen, neue Wege zu gehen, vielleicht auch einmal Tabus zu brechen und die Chancen ergreifen, die sich jetzt mit der Natura-2000-Nominierung der Isel bieten.
Ach ja, aus dem Grundsatzprogramm der ÖVP:
"Österreichs Landschaften und Naturräume sind die Grundlage von Arbeit und Einkommen. Sie bieten den Menschen aber auch eine Heimat, in der sich diese wohl fühlen und auf deren Schönheit sie stolz sein können. Diese Landschaften zu erhalten, ist eine Verpflichtung für alle Österreicher und Österreicherinnen."
Bisher hörte man immer, wenn Natura 2000 kommt, dann bleibt nur ein Leben unter einer Käseglocke. Nach diesem trefflichen Kommentar muss man davon ausgehen, bisher war es ein Leben unter einer Käseglocke. Es wird höchste Zeit, für frischen Wind im Virgental und darüber hinaus. Viel Zeit und Geld wurde von den Gemeinden, Ämtern und Behörden in Tirol für Projekte versenkt, was mit politischem Weitblick und Courage schon viel früher hätte eingestellt werden müssen. Es war ja nicht so, als wären die Risiken nicht bekannt. Bin gespannt, ob die BM die Kurve kriegen und ihr handeln wieder in den Dienst der Gemeinden stellen und nicht weiter in den Dienst für Projektentwickler und weitere sich am öffentlichen Gut bereichernden EVU´s.
Natura 2000 ist ein wichtiges Projekt für die Region und der Wert wird - wie der vom Nationalpark Hohe Tauern - sicher erst in 20 oder 30 Jahren erkannt. Es geht - und das sei in das Stammbuch von Herrn und Frau Ruggenthaler aus dem kleinen Dorf Virgen in das Stammbuch geschrieben - nicht um den Schutz der Deutschen Tamariske sondern um ein Natuschutzprojekt, das innovative Chancen für die Region in sich birgt.
Es geht hier nicht um schnelle Abzocke - wie bei Wasserkraftwerken - sondern um eine nachhaltig positive Entwicklung der Region mit intelligenten Lösungen. Einfach gestrickte Leute erkennen das noch nicht, aber mit der Zeit wirds schon werden, da bin ich optimistisch.
Das Gemeine an der jetzigen Diskussion ist, dass einige Lokal- und Landespolitiker WEITERHIN vorgeben, dass die Natura 2000 Ausweisung noch zu diskutieren sei - obwohl schon lange bekannt ist, dass die EU eindeutig am längeren Hebel sitzt und die spezielle Tiroler Rechtsauslegung gerade gar nicht gefragt ist. Die Kraftwerksbürgermeister haben ihr Projekt trotz dieses Wissens vorangetrieben und tragen jetzt auch die Verantwortung dafür. Auch die BH musste davon wissen und gab ihre Zustimmung zum Einstieg der Gemeinden in die Betreibergesellschaft! Völlig risikolos und hochbezahlt ( zigtausende Euro reichen hier nicht) haben die zwei PR-Agenturen an der Planung verdient und können jetzt munter zum nächsten Projekt weiterziehen. Sie tragen keine politische Verantwortung und können weiterhin Seminare darüber abhalten, wie man professionell Meinungen beeinflusst.
Gefragt wäre eine Diskussion zur Ideenfindung, wie man den Natura 2000 Status geschickt für die Wertschöpfung des Bezirkes nutzen könnte.
Immer wird nur über das böse "Natura2000" gesprochen...... Kein Mensch spricht über die Vorteile!!!!! Ich kann mir nicht vorstellen, dass man daraus keinen nachhaltigen Nutzen ziehen kann...... Natürlich versuchen die Projektanten und Investoren IHR Projekt durchzubringen. Für sie schaut ja auch die meiste Kohle raus :-) Entschieden werden solche Sachen schon lange nicht mehr in unserem kleinen Kosmos, sondern im fernen Brüssel und wenn man es geschickt angeht und unsere Beamten plus Politiker richtig geschickt verhandeln, wird längerfristig mehr Geld zurückfliessen als bei so manchem "Großprojekt".
Herr Dr. Pirkner vielen Dank für diesen Kommentar. Gott sei Dank gibt es noch Menschen wie Sie, die nicht ständig Beifall lechzen und Ihre Meinung öffentlich kundtun.
@heimat und der Diskussion teilweise: Der Artikel wurde durch das Medium klar als Kommentar (= subjektive Meinung) gekennzeichnet und damit ist die überspitzte Formulierung mehr als erlaubt. Also warum eine Aufregung darüber ?
Da werden sich noch manche wundern, was aus dem Vordenkerprozess herauskommt (siehe gestrige Zwischenergebnisse) - wenn dann immer noch die "Volksvertreter" alles so machen wollen, wie sie es jetzt praktizieren, dann arbeiten sie nicht nur gegen den Großteil er Volksmeinung (die halt nicht so laut ist wie die politische) sondern auch gegen die absolut objektiv erarbeiteten Ergebnisse, die sich in verschiedenen Arbeitsgruppen unabhängig voneinander auffallend ähneln und somit kein Zufallsprodukt oder Hirngespinnst sein können. Bin schon neugierig wer von den Politikern außer dem Schett Josef (siehe Interview) dann nicht umschwenken muß...
Scharfer aber guter Kommentar. Es wird leider viel falsch eingeschätzt. Kraftwerke mit so hohem Investitionsbedarf - das rechnet sich einfach nicht. Investitionen in touristische Infrastruktur (Hütten u.ä.) + entsprechende Vermarktung, da ist Zukunft zu finden. Werden ja immer rarer solche Urlaubgsgegenden mit wirklichem Erhoilungswert, auch (oder gerade) im alpinen Raum.
Ein Kommentar ist dazu da, um zu polarisieren , zum nachdenken anzuregen , Sichtweisen aufzuzeigen, darüber zu diskutieren. Schade, wenn man dann beleidigt eine öffentl. Informationspattform in Frage stellt. Ich wünsche den Gemeinden Virgen und Prägraten , dass sie langfristig und innovativ denken !
Danke Herrn Pirkner für die (vielleicht leicht zynische) aber durchaus gute Sichtweise in seinem Artikel.
@heimat, würde er so schreiben, daß es den Gegnern der Natura 2000 gefallen würde, hättest du wahrscheinlich voll des Lobes begepflichtet.
sehr treffend.
@heimat Neutral? Sachlich?... Das wirst du hier bei bestimmten Themen nicht so schnell finden.
DIESE EINSEITIGE UND PROVOKANTE DARSTELLUNG IST EINEM ÖFFENTLICHEM MEDIUM NICHT WÜRDIG. ALS WOCHENPENDLER HABE ICH DOLOMITENSTADT SEIT DEN ANFÄNGEN ALS INTERESSANTE INFORMATIONSPLATTFORM BEFUNDEN UND HABE MICH GERNE ÜBER NEWS AUS DEM BEZIRK INFOMIERT. DIE GESCHÄTZTE NEUTRALE, SACHLICHE BERICHTERSTATTUNG STELLEN SOLCHE ARTIKEL UNWEIGERLICH IN FRAGE!
Tja die Diskussion wird auf beiden Seiten mit sehr geringer Sachlichkeit geführt, und das macht sie für viele schon ziemlich lächerlich... Wenn man von Alpenhühnern und Megakraftwerk liest muss man nur den Kopf schütteln....
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