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Großer Bahnhof für den letzten Korridorzug

Rund 250 Menschen winkten und protestierten in Lienz.

Letzter-Korridorzug
Von 1948 bis 2013 verkehrte der "Korridorzug" der ÖBB zwischen Lienz und Innsbruck. Jetzt wird er durch einen Doppeldecker-Bus ersetzt. Fotos: Brunner Images

Es war ein durchaus emotionaler Moment als heute, Samstag, um punkt 17.28 Uhr Jürgen Hanser die Signalhupe seiner Lok ertönen ließ und der letzte Direktzug Lienz-Innsbruck aus dem Bahnhof der Dolomitenstadt rollte. "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt" spielte die Eisenbahner-Stadtmusik. Zumindest mit dem Zug und in Richtung Innsbruck muss man auf der Reise in die Welt künftig spätestens in Franzensfeste umsteigen.

Rund 250 Menschen standen auf dem Bahnhof Spalier, man spürte bei manchen Groll, bei anderen Zuversicht. Das muss sich doch wieder einrichten lassen. So einen Zug kann man doch wieder auf´s Gleis stellen. Ein Plakat mit der Ansage "Nie mehr Grün" hatte sich ausgerechnet Nationalparkpionier Anton Draxl um den Hals gehängt. Der Zug war mit Trauerkränzen und einem Partezettel geschmückt, auf dem zu lesen stand: "Von Beileidsbezeugungen, besonders von der ÖVP, den Grünen, dem VVT sowie PV RM Tirol bitten wir Abstand zu nehmen."

Nationalparkpionier Anton Draxl macht aus seiner persönlichen Konsequenz kein Hehl.
Nationalparkpionier Anton Draxl macht aus seiner persönlichen Konsequenz kein Hehl.

Elisabeth Blanik sprach in der Tür der Lok von Ohnmacht und stillem Protest, Sven Knoll, Abgeordneter der Partei "Süd-Tiroler Freiheit", will das Südtiroler Landesparlament in die Pflicht nehmen, Vorwärts Tirol-Abgeordneter Sepp Schett sprach von der größten Enttäuschung seiner kurzen politischen Karriere. Die Marketenderinnen boten den Wartenden in der Kälte ein Schnapsl an, "das zahlt die Frau Blanik". Im Publikum war manches grüne Urgestein zu sehen, Ex-Gemeinderat Wibmer zum Beispiel – der mit dem letzten Zug mitfuhr – und demonstrativ Schulter an Schulter mit Blanik auch ÖVP-Gemeinderat Kurt Steiner.

Wir haben "die letzte Fahrt" auch mit der Filmkamera eingefangen. Das Video laden wir am Montag hoch.

Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

10 Postings

skeptiker
vor 11 Jahren

Hier möchte ich auch noch mit einem Beispiel ergänzen:

Fahrplanauskunft lt. www.oebb.at für 18.12.2014 ab 00:05 Nach Klagenfurt (alle Bahn) 3 Direktverbindungen - 13 Umsteigeverbindungen Nach Innsbruck 1 Direktverbindung (Bus) - 18 Umsteigeverbindungen (10 davon mit dem Bus)

Wenn ich mich schon mit Plakaten behänge sollten die so dargestellten „Fakten“ schon etwas näher an der Realität sein. Nebenbei glaube ich auch, dass diese nur vermeintliche Grünwähler waren. Jeder interessierte Wähler weiß, dass der Direktzug durch die Vorgängerregierung abgeschafft wurde, nur dürfen die Grünen nun dieses faule Ei ausbaden. Sie aber dafür verantwortlich zu machen entspricht dem typischen Kurzzeitgedächtnisses des durchschnittlichen österreichischen Wählers….

 
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beobachter52
vor 11 Jahren

Wenn die "Berufsprostestierer" nicht immer so übertreiben würden! 17 Zugverbindungen nach Klagenfurt, alle wohl ohne Umsteigen, oder? Wenn ich alle Verbindungen nach Innsbruck (über Kitzbühel und über Südtirol) mit Umsteigen heraus suche, komme ich auf über 17 - also ist Lienz doch besser an Innsbruck angebunden als an Klagenfurt?

Solche Vegleiche hinken immer, je nach Betrachtungsweise!

Übrig bleibt, dass Osttirol bez. der direkten Zugverbindung immer schon im Stich gelassen wurde (schlechtes Waggonmaterial, lange Fahrzeiten, vor allem in und ab Südtirol überfüllt ...) und dass die totale Stilllegung nun nur der Tupfen auf dem i ist - eine Katastrophe für alte, gehbehinderte Personen, Familien mit Kindern, jene, denen im Bus schlecht wird ....

Aber, wie gesagt: Mit dem Übertreiben erreicht man oft das Gegenteil!

 
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spitzeFeder
vor 11 Jahren

Danke für die kritischen, hinterfragenden und durch dieses Hinterfragen aufkärenden Worte, hoidanoi. Darf ich dazu noch folgendes ergänzen? Fein, Danke:

Die Fraktion Blanik waren noch in der Regierung, als die Einstellung der direkten Zugverbindung abgesegnet wurde (ob mit Wissen der angesprochenen Fraktion der ohne deren Wissen spielt keine Rolle - wäre schlimm genug, wenn der eine Partner nicht weiß, was der andere ausheckt). Überdies ist es ja nicht ganz richtig, zu behaupten, man käme mit dem Zug nicht mehr nach Innsbruck (das nur ganz nebenbei).

Ob Herr Draxl jemals Grün gewählt hat, das entzieht sich (gottseidank) jeglicher Kenntnis. Aber es spricht nicht für ihn, als Taferl-Umhänger die Einstellung des Zuges (nicht der Verbindung!!!) offensichtlich den Grünen anhängen zu wollen. So a gscheiter Mensch, dess hätt i ma nit von ihm denkt.

 
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G_J_Hahne
vor 11 Jahren

Noch Tirol oder schon Kärnten?

Die einzige Direktverbindung per Zug von Lienz nach Innsbruck wurde eingestellt. Dafür gibt es 17 Zugverbindungen nach Klagenfurt. Man sollte darüber nachdenken, ob Osttirol noch an Tirol angebunden sein will, oder nicht viel mehr schon Westkärnten ist. Eine Politik des wirtschaftlichen und politisch verbindenden der Landesteile sieht anders aus! Und wenn wir schon bei Todesanzeigen sind, sollte man daran denken, dass die herrschende Politik in Tirol auch das dem letzten frei fließenden Gletscherfluss, der Isel, den gar aus gerade angedeihen lassen. Wäre es anders, hätte die Politik schon lange ein Stoppschild aufstellen können. Politik zum Wohl und Nutzen der Osttiroler und seiner Gäste mag wer will erkennen, ich sehe dieses Streben auf politischer Seite in beiden genannten Fällen nicht!

 
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hoidanoi
vor 11 Jahren

@ bubla:

soviel Differenziertheit scheint selbst (Ex-)Grünwählern nicht gegeben zu sein, was bei den Schildbehängten mehr an den Fundi- als an den Realo-Flügel denken lässt. Andererseits ist bei der Schildgröße Differenziertheit auch nicht möglich, weil andernfalls frei nach Monti Pythons Gebrauchsanweisung zur heiligen Handgranate zu lesen gewesen wäre:

Man wähle nicht mehr Grün, wiel die Exkekutieren, was andere bindend beschlossen haben, Rot wähle man vielleicht, weil die im Moment so nett agitieren, außer man erinnert sich, dass sie grad vorher noch williger Kopulationspartner (oder welches K-Wort war das noch) der extrem dunklen Reichshälfte waren, Schwarz scheidet völlig aus, Vade retro Steixner, ebenso Blau, in deren Volksbahn einzusteigen weiß Gott wo enden wird, und wenn ich neo schon höre, geht mir der Fritz auf den Sack und mit den diversen Teams geht erst recht nix vorwärts.

So ein Schild zu tragen wäre dann doch etwas schwierig und weil's anders so schön plakativ ist, verkürzt sich die Botschaft unzulässig. Da fährt dann der Zug drüber, oder eben nicht mehr, und während man mit dem ab heute gültigen Fahrplan sonst wo angeblich schneller voran kommt - zwischen Wien und Innsbruck auf der Westbahnstrecke sogar um 7 Minuten, quot erat demonstrandum - verzichtet man Steixner sei Dank für den Bezirk auf symbolträchtige Verbindungen und im Bezirk auf die nötige Differenziertheit.

Der Einfachheit halber.

 
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blubla
vor 11 Jahren

da müsste eigentlich stehen... nie mehr SPÖ/ÖVP ... die haben das ja beschlossen!!!!

 
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Gerhard Pirkner
vor 11 Jahren

@galaxina - Danke, hab´s ausgebessert. Natürlich war es Jürgen, bei dem ich mich jetzt wirklich entschuldigen muss, ich hab ihn schon zum zweiten Mal zum Fußballtrainer gemacht :-).

 
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Churchill
vor 11 Jahren

Freu mich aufs Video, da ich leider nicht live dabei sein konnte.

 
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galaxina
vor 11 Jahren

Ich nehme mal an, dass es Jürgen Hanser war, der die Lok gesteuert hat

 
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neugierig.
vor 11 Jahren

-------------------------tja, ich als Grünwähler bin auch sehr enttäuscht, dass sie nichts gegen den Schwachsinn Bus gemacht hat....schade, dass auch ihr Grünen um nichts besser seid als die anderen, wenn ihr plötzlich an der Macht seid......so nicht, meine lieben Umweltschützer!!!!!!!!!!!!

 
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