Pargger ist hundertprozentig Obmann der Lienzer ÖVP
Die Stadtpartei stellte die Weichen in Richtung Gemeinderatswahl 2016.
Von mehr als 600 ÖVP-Mitgliedern in der Stadt Lienz fanden am 28. November gezählte 55 den Weg zum Stadtparteitag im Gasthaus Falkenbräu und wählten am Ende des Abends einstimmig und ohne Enthaltung Meinhard Pargger zum Obmann der Stadtpartei. Er war der einzige Kandidat.
100 Prozent Zustimmung sprengen selbst chinesiche Dimensionen und auch sonst hatte der Parteitag nur in kurzen Momenten den Charakter einer Diskussionsveranstaltung. Klar war von Beginn an das Ziel des Abends: eine innerparteiliche Weichenstellung für die Gemeinderatswahl im Sommer 2016.
Vor acht Jahren traf sich die Stadtpartei zum letzten Mal, damals kamen übrigens nur 35 Mitglieder zum Meeting und blickten mit Hannes Hibler hoffnungsfroh in die Zukunft. Hibler ist Geschichte, ebenso der Bürgermeistersessel. Lienz wird von einer roten Bürgermeisterin regiert, trotz absoluter schwarzer Mandatsmehrheit im Gemeinderat. Ein Dilemma aus der Sicht der Schwarzen, das sich in zweieinhalb Jahren ändern soll.
Die Rezepte und Visionen klangen unterschiedlich. "Günther Platter wünscht sich einen schwarzen Regenten in der Sonnenstadt", proklamierte Martin Malaun als Botschafter des Landeshauptmanns. Der Landesgeschäftsführer klärte auch gleich das Rollenverständnis der ÖVP in der Koalitionsregierung: "Die Grünen versuchen jeden Tag die Welt zu retten und wir müssen schauen, dass sie funktioniert". Diese Arbeitsteilung funktioniere gut, sehr gut sogar. Lokalpolitische Wunschträume äußerte Patrizia Zoller-Frischauf in ihrem Grußwort: "Wir haben wahnsinnig viele Bürgerliche in Lienz. Holen wir sie alle ab". Den empirischen Beweis für die Wahnsinnszahl an Bürgerlichen blieb die Landesrätin schuldig.
Hereingeholt wurden aber einige neue Gesichter in den Vorstand der Stadtpartei: Zu Parggers Stellvertretern wurden Hildegard Goller, Stephan Tagger und die frischgebackene JVP-Stadtobfrau Eva Wilhelmer gewählt. Um die Finanzen der Stadtpartei soll sich Stefan Schrott kümmern. Er findet laut Pargger ein Konto "mit ein paar Tausendern im Plus" vor, müsse allerdings für den nächsten Wahlkampf erst die Mittel auftreiben. Charly Kashofer und Christian Zanon sitzen als Finanzprüfer im Vorstand, Robert Edlinger, Lisa Ekardt, Markus Stefan und Stadtarzt Peter Zanier komplettieren das Gremium, dem auch die Obleute der Bünde und sämtliche VP-Gemeinderäte angehören. Alle vorgeschlagenen KandidatInnen erhielten gut 70% Zustimmung, Wilhelmer sogar mehr als 77%.
Neben Malaun und Zoller-Frischauf ergriff auch Bezirksparteiobmann Martin Mayerl das Wort und schwor die Runde auf die Gemeinderatswahlen ein. Nicht nur in Lienz, auch in anderen Gemeinden werde man bis zu diesem Termin noch viel arbeiten müssen. Mayerls Vorgänger Andreas Köll ließ sich entschuldigen. Erwählt wurde er dennoch. "Wer stimmt für Andreas Köll als Schriftführer?" fragte Malaun im Freud´schen Versprecher, gemeint war Alexander Kröll, der neu in dieser Funktion ist.
Kritische Stimmen gab es beim Parteitag auch – und zwar genau drei. Alle Kritiker hatten eines gemeinsam: das Pensionsalter. Bernd Bürgel, Gerry Uggowitzer und Franz Stangl ließen sich von der Tatsache, dass die Tagesordnung keinen Punkt "Allfälliges" vorsah – also keine Diskussion – nicht am Reden hindern und verschafften sich mit unterschiedlichen Anliegen Gehör. Bürgel wünschte sich mehr Demokratie bei der Auswahl der VP-Kandidaten und mehr Gewicht für die Pensionisten in der Stadtpartei. Uggowitzer plädierte sehr emotional dafür, endlich eine Straße oder einen Platz nach Hubert Huber zu benennen.
Und ÖVP-Urgestein Franz Stangl übernahm an diesem Parteitag die Rolle des weitblickenden Mahners, der jenseits aller Lobgesänge der offiziellen Redner das Gespür für die Realität nicht verloren hatte und im beeindruckendsten Statement des Abends zu Geschlossenheit aufrief: "Elisabeth Blanik wird nach meiner Einschätzung bei der kommenden Wahl ihren Sessel sicher verteidigen und die ÖVP zwei, bis drei Mandate verlieren. Das kann gerne ins Protokoll. Gerade deshalb müssen wir geschlossen auftreten und gute Arbeit machen."
Der wiedergewählte "Hundertprozenter" Pargger meinte abschließend: "Es gibt Zeiten, wo einem der Sturm ins Gesicht bläst. Ich halte die Nase gerne in den Wind und diese Bestätigung macht es mir um einiges leichter."
9 Postings
Von den Alternativen war gar nicht erst die Rede. Die wären mir nicht einmal in den Sinn gekommen, Nanny :-) Naja, ich sags mal so: Es gibt keine Ausbildung zum Bürgermeister und ich bezweifle stark, dass der Alt-Bm. Dr. H. die Frau Dipl.-Ing. B. in das Bürgermeisterhandwerk eingeführt hat. Dafür, dass B. aus einer Fraktion kommt, die in der Stadt und im Bezirk traditionell nicht zu Wort kommt (oder sagen wir es anders: ..,die keine Zuhörer findet) schlägt sie sich ...naja, entsprechend. Aber ich denke, das meiste waren wohl Anfängerfehler, die man jedem in dieser Lage zugestehen muss.
Naja, stimmt alles soweit. Nur - haben die anderen Stadtparteien brauchbare Alternativen? Sieht man von BM DI Blanik einmal ab, die zumindest ein politisch professionelles Auftreten hat (bei der reinen Sacharbeit kommen mir schon Zweifel), aber im restlichen SPÖ-Stadtklub? Oder sonst irgendwo? Das Grundproblem in "Zeiten wie diesen" scheint, dass Leute mit Grips und Charisma, die gut integriert und zufrieden in anspruchsvollen Berufen beheimatet sind, es sich wohl sehr überlegen, in die Politik einzusteigen. Da gehört schon viel Idealismus, Mut und Zielorientiertheit dazu, um das Einarbeiten in dieses so verflochtene und unübersichtliche System auf sich zu nehmen. Und bei Versagen - oder auch nur vermeintlichem Versagen - noch Hiebe von allen Seiten - nicht zuletzt von den Medien - einzuheimsen. Aber vielleicht sehe ich alles zu pessimistisch und irgendwo taucht wieder ein(e) Strahlefrau/mann auf.
Huch.. wo soll ich nur anfangen?
Erstmal eine Danke schön an bergfex und gertrude, die aussprechen, was sich sowieso jeder denkt. Allerdings möchte ich noch hinzufügen, dass Pargger der einzige Kanidat war, was die 100% noch kleiner erscheinen lassen.
Jaja, dieses anggesprochene Dilemma, wird sich bei der nächsten Wahl lösen, das ist absehbar. Schwarze Mehrheit mit roter Bgm ist kein Zukunftsmodell. Es wird sich weisen, ob die VP ihre absolute Mandatsmehrheit verliert, oder ob die SP den Bgm-Sessel verliert. Aus rein demokratischer Sicht wäre wohl ein Bruch der schwarzen, absoluten Mandatsmehrheit wünschenswert. Welche Partei den Bgm. stellt ist da weit weniger erheblich, allerdings zweifle ich stark daran, dass der Hr. Pargger ein künftiger Bgm. ist. Auch wenn er sich unermüdlich in Vereinen engagiere, wie Bessawissa das skizziert, ist Pargger keine Führungspersönlichkeit, noch schlechter für ihn ist, dass er keinen Rückhalt im Bezirk hat (obwohl die ÖVP mit ihrem Föderalismus eh gern im Provinzialismus schwelgt haha): https://www.dolomitenstadt.at/2011/04/20/meinhard-pargger-im-videointerview/ Außerdem bringt er sich selbst regelmäßig in die politische Bredouille, viele werden ja bereits vergessen haben, dass er einst die eigene Partei verklagt hat. Oder aktuellstes Beispiel, Speicherteich: https://www.dolomitenstadt.at/2013/03/14/pargger-will-beruf-und-politik-kunftig-trennen/ Hr. Dr. Pirkner hat dies eh schon wunderschön erläutert: https://www.dolomitenstadt.at/2013/03/30/meinhard-pargger-der-uberforderte-parteisoldat/
Zuletzt noch zur Äußerung von Frau Zoller-Frischauf: Ich Österrich gibt es KEIN Bürgertum im engeren Sinne, sogenannte Bürgerliche. Als Gradmesser dafür könnte man das Jahr 1848 nehmen, das quasi als Durchbruch des Bürgertums gilt. Es war ein Revolutionjahr des bürgerlich-liberalen. In Österreich-Ungarn jedoch gab (abgesehen von Krawallen in Wien) nur Aufstände von nationalen Minderdeiten (Italien, Ungarn, etc). Österreich ist bis in die Gegenwart eine ländliche, bäuerlich geprägte Gesellschaft. Die ÖVP sieht sich gern als bürgerliche Kraft, allerdings ist das strikte Realitätverweigerung (durch Naivität) oder -verfälschung (bewusst). Die VP ist ein Sammelsurium von verschiedenen Gruppierungen oder "Bünden": Wirtschaftsbund, Bauernbund, Angestellte (AAB) oder auch die erzkonservativen unter den Katholiken ("Christlich-sozial" nannten die sich doch mal). Und bürgerlich wird hier gern mit "spießbürgerlich" verwechselt, von letzterer Gattung scharen sich massenweise Anhänger in der konservativen und eben nicht bürgerlich-liberalen VP. Es gab aber tatsächlich zahlreiche Bildungsbürger Österreich, hauptsächlich jüdischer Abstammung (Warum? Weil dort Bildung einen ernomen Stellenwert einnimmt). Man könnte jetz sagen, jeder der keine manuelle Arbeit verrichtet sei Bildungsbürger, da diese der Erwerbsarbeit nicht durch körperliche Arbeit, sondern durch die Bildung nachgingen. Dem ist aber nicht so, denn erstens nahm der Anteil der Beschäftigten im quartären Wirtschaftssektor enorm zu, was aber diese Beschäftigten noch längst nicht zu Bildungsbürgern macht. Das Bildungsbürgertum charakterisiert sich nämlich humanistische Bildung in Kunst und Wissenschaft, sowie politischem Engagement. In dem Zusammenhang verwende ich gern diese Eselsbrücke: Der Unterschied liegt in jenen, die Kant zitieren, und jenen, die Kant verstehen.
@Bessawissa, es ging mir nicht um die Person Pargger, dessen Hilfsbereitschaft ich des öfteren in Anspruch nehmen durfte.
Mir ging es vielmehr um die Mitglieder der Stadt ÖVP, da es von 600 nur 55 der Mühe wert fanden zu "erscheinen".
Ich gebe Bergfex vollkommen recht.
Zu Stadtmensch wäre nur gesagt, wer hat Lienz zu dem gemacht, was es heute ist.
Zu allen Parteien ist nur zu sagen, arbeitet für die schöne und lebenswerte Stadt Lienz und vor allem für Ihre Bürgerinnen und Bürger, und stellt das Gemeinwohl vor das Parteiwohl!
Ich kann Bergfex nur rechtgeben. Wenn nicht einmal 10% der ÖVP Mitglieder zur Wahl gehen, muss man bei 100% Zustimmung nicht gratulieren.
Lieber bergfex, Sie können zum Lachen ruhig in die Pfister gehen!.Wenn Sie beurteilen könnten, was Hr. Pargger (dasselbe gilt auch für Hr. Kashofer) außerhalb der Politik in verschiedenen Vereinen positiv für die Allgemeinheit, leistet, würden Sie anders über ihn schreiben. Ich frage: Was haben S i e bisher für die Allgemeinheit getan? Wie hoch war I h r Einsatz in vielen Abendstunden und Wochenenden - und das jahrelang? Dass in der Lienzer Volkspartei einiges geändert werden muss, ist nicht in Abrede zu stellen. Vor allem müssen die GemeinderäteInnen das, was sie für die Menschen in unserer Stadt tun, besser nach außen kommunizieren und sich nicht hinter dem GR-Mandat verstecken. Wer sich nicht mehr aktiv einbringen will, soll anderen Platz machen! Das ist sicher kein unbilliges Verlangen. Alle im Lienzer Gemeinderat amtierenden Mandatare müssen sich gewaltig anstrengen, die versprochenen Vorhaben bis zur nächsten GR-Wahl in 2 1/2 Jahren zu verwirklichen bzw. zumindest in Angriff zu nehmen. Im Besonderen gefordert ist die Frau Bürgermeisterin. Nur "gutes Wetter" machen, ist zu wenig.
Gute Nacht ÖVP
..... 600 ÖVP-Mitgliedern in der Stadt Lienz........ ..... gezählte 55 den Weg zum Stadtparteitag .... ......100 Prozent Zustimmung ...........................
Man denke sich seinen Teil ......................es darf gelacht werden.
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