Mobile Money – ich schick dir Geld per SMS
Nur elf Prozent der Ugander haben ein Konto. Doch fast jeder Zweite hat ein Handy.
Im Durchschnitt besitzt jeder zweite Afrikaner ein Mobiltelefon, in Uganda haben vierzehn von 35 Millionen Einwohnern ein Handy, die Verteilung fällt eindeutig zugunsten der Männer aus.
Unter den Angeboten des afrikanischen Providers MTN ist die ‚elektronische Geldbörse‘ der absolute Renner. Die wenigsten Ugander (wie auch andere Afrikanerinnen und Afrikaner), besitzt ein Bankkonto. In Uganda sind etwa elf Prozent Inhaber eines Kontos bei einer der 23 Banken. Die anderen haben Mobile Money.
Unser Nachtwächter Joseph hat sich gleich nach der Einführung von Mobile Money mit seinem Personalausweis registriert und ein Konto mit null Shilling eröffnet. Jetzt kann er zu ganz geringen Tarifen über das Telefon Überweisungen veranlassen. Dabei musste er keinen Vertrag mit dem MTN abschließen und der Empfänger muss nicht dasselbe Netzwerk nutzen, nicht einmal ein Handy muss er haben. Beim MTN Agenten – den es an jeder Ecke gibt – zahlt Joseph seinen Lohn ein, den er seiner Frau schicken will. Er erhält eine Bestätigung per SMS zu seinem neuen Kontostand. Über das Menü sendet er den Betrag. Ein SMS bestätigt die Transaktion an Joseph, den Sender, und an seine Frau, die Empfängerin, die die Summe mit einem Ausweis bei jedem Agenten wieder beheben oder elektronisch weiterleiten kann. Die Behebung wird ebenso per SMS dokumentiert.
Für Joseph und Millionen Ugander ist diese Form des Geldtransfers unentbehrlich geworden, denn sie stellt den Anschluss zur Bankenwelt her. Viele Institutionen haben sich auf Mobile Money eingestellt. Wasserrechnung, Stromrechnung, Schulgebühren, alles kann mobil bezahlt werden, selbst mit einem Wertkartentelefon. Über Mobile Money werden in 25 Millionen Transaktionen monatlich 500.000.000.000 Shilling – nur in Uganda – transferiert. Geile Technologie, finde ich, denn welches andere Transfersystem ist so angepasst an eine arme Bevölkerungsmehrheit, das Überweisungen von 5,92 € im Durchschnitt ermöglicht…?
Petra Navara
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