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Hütten und Bergwege am Rand des Abgrunds

Österreichs alpine Vereine schlagen Alarm und starten eine Petition.

Dieses Poster (entworfen von der Agentur Forward) macht deutlich, wo sich die alpinen Schutzhütten derzeit befinden. Am Abgrund. Anklicken um es zu vergrößern.
In einem dramatischen Aufruf fordert der Verband alpiner Vereine Österreichs (VAVÖ) – er vereint den Österreichischen Alpenverein, die Naturfreunde Österreich und den Österreichischen Touristenklub – von den im Parlament vertretenen Parteien und der Bundesregierung eine Anpassung der Förderungen für Schutzhütten und Bergwege von derzeit 1,5 Millionen Euro auf 4 Millionen Euro jährlich. Die alpinen Vereine mit mehr als 600.000 Mitgliedern erhalten diese für den Sommertourismus wichtige Infrastruktur, rund 50.000 km Wanderwege und 475 Hütten mit knapp 25.000 Schlafplätzen. Doch die Erhaltungskosten steigen infolge strengerer Behördenauflagen in den Bereichen Brandschutz, Umweltschutz (z.B. Abwasserreinigungsanlagen), Arbeitnehmerschutz und Hygiene sowie aufgrund häufiger auftretender Wetterkapriolen massiv an. Mit den derzeitigen finanziellen Mitteln könne die Instandhaltung und Pflege dieser alpinen Freizeiteinrichtungen nicht mehr aufrechterhalten werden, beklagen die alpinen Vereine und fordern nicht nur mehr Geld. „Zur Gewährleistung einer notwendigen Planungssicherheit fordern wir außerdem eine gesetzliche Grundlage für die Hütten- und Wegeförderung. Zusätzlich sollten sich künftig auch die Länder intensiver an der Finanzierung beteiligen“, erklärt Karl Frais, Vorsitzender der Naturfreunde Österreich. „Außerdem laden wir die Öffentlichkeit auf breiter Ebene ein, unsere Forderungen, die wir als Petition formuliert haben, mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.“ Hier kann die Charta online unterzeichnen. Auf allen 475 Schutzhütten liegen zudem Petitionsbücher für Wanderer, Bergsteiger und Urlauber zur Unterschrift auf. „Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, rasch zu handeln und zu bedenken: Die alpinen Vereine verdienen nichts an den Subventionen. Diese sind ein reiner Durchlaufposten, der direkt der alpinen Infrastruktur zugutekommt, von der schließlich die Allgemeinheit und die heimische Wirtschaft – vor allem der Tourismus – profitieren“, so Frais. Sparen am falschen Platz Viele Schutzhütten liegen sehr exponiert, Baumaterialien können oft nur per Hubschrauber zum Bauplatz gebracht werden, wodurch Bauen im Hochgebirge extrem teuer ist – im Schnitt 2,5-mal so teuer wie im Tal. Auch der Hüttenbetrieb ist enorm kostspielig. Eine einzige Spülung auf einer Hüttentoilette kostet bis zu 5 Euro, eine Kilowattstunde Strom im hochalpinen Raum bis zu 4 Euro. „Den Großteil bezahlen unsere Mitglieder. Unsere ehrenamtlichen MitarbeiterInnen erbringen außerdem freiwillig und unentgeltlich jährliche Arbeitsleistungen im Wert von über 3,8 Millionen Euro“, erläutert Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins. „1992 betrug die Bundesförderung noch 2,18 Millionen Euro. Valorisiert man diesen Betrag um den Baukostenindex, müsste die Unterstützung heute 3,99 Millionen Euro betragen“, so Ermacora weiter. Die Realität spreche aber eine andere Sprache: Nach drei Kürzungen in Folge stelle der Bund 2013 gerade noch 1,5 Millionen Euro für die gesamte alpine Infrastruktur zur Verfügung. Die Folgen einer weiteren Unterfinanzierung wären unter anderem nicht bewirtschaftete Hütten, nicht betreute Wege und Steige und somit unsichere Verhältnisse für alle, die in Österreichs Bergen unterwegs sind. „Die fortwährende Senkung unserer Förderungen bedeutet ein Sparen am falschen Platz, denn das alpine Hütten- und Wegenetz ist die tragende Säule des Wander- und Bergsteigertourismus in Österreich. Und die Schutzhütten der alpinen Vereine sind insbesondere auch für die jeweiligen Regionen ein wesentlicher wirtschaftlicher bzw. arbeitsplatzerhaltender Faktor“, schließt Ermacora. In der zweiten Septemberhälfte werden die Petitionsbücher Bundespräsident Heinz Fischer übergeben.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

8 Postings

ulma
vor 12 Jahren

@ spitzeFeder kritisieren, eingrenzen, negativ reden ... alte muster bringen uns allesamt nicht weiter. wie wäre es mit nachfragen, zuhören, konstruktive kritik äußern? in welcher sprache auch immer?

gibt es verschiedene andere lösungvorschläge / ansätze / ideen für unsere hütten und die bedrohte alpine infrastruktur?

 
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spitzeFeder
vor 12 Jahren

@ulma Cool. Und mit Anglizismen wie Skyline Trail und Sprachmix erreichen wir eine Lösung - sorry, solution?

Cheers, spitzeFeder

 
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ulma
vor 12 Jahren

one solution to this could be: Osttirol 360° - Skyline Trail

verbindet zahlreiche hütten, motiviert zur wiederkehr, zeigt unsere vielen stärken und unsere einzigartigkeit.

but: es dauert >6 jahre bis projekte dieser größenordnung umsetzung finden bei uns hier :(

why: ein mindset der verhinderung und des jammerns und der kognitiven dissonanz (danke gerhard) nicht nur im kopf sondern letztlich auch im raum (natura 2000 is next) wird uns nicht oder sehr langsam weiterbringen in osttirol dein bergtirol.

 
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anton2009
vor 12 Jahren

Höchste Zeit, dass den alpinen Vereinen als Hüttenbesitzer kräftig unter die Arme gegriffen wird! Die Forderungen der alpinen Vereine sind nur ein "Knax", wenn man bedenkt wieviele Millionen uns Steuerzahler die Hypo Alpe Adria aber auch die Hypo Tirol gekostet haben und noch kosten werden!

 
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Leonhard
vor 12 Jahren

Eine Frechheit, dass man den Alpenverein, der sich mit seinen vielen Ehrenamtlichen für den Erhalt des Wegenetzes und der Schutzhütten einsetzt, derart verhungern lässt. Aber für die Politiker und Touristiker ist es anscheinend selbstverständlich, dass die Wege und Schutzhütten für den Gast einfach da sind. Keiner denkt an die immensen Erhaltungskosten. Für mich wieder einmal ein klarer Fall von "wenn man nicht kriecht, wird man beschnitten". Dass sich der Alpenverein derart engagiert für den Umweltschutz einsetzt, ist vielen da oben wohl ein Dorn im Auge.

 
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spitzeFeder
vor 12 Jahren

seppl 17:

Volle Zustimmung, +1

Man möge sich - vor allem in Bezirkshauptmann(frau)schaften und sonstigen behördlichen Vollzugsstellen - folgendes Szenario vorstellen: Sämtliche von alpinen Vereinen betriebene Schutzhütten würden aufgrund der enormen behördlichen Auflagen nicht mehr aufsperren. Was das für den Osttiroler / Tiroler Tourismus bedeuten würde, muss wohl nicht näher ausgeführt werden.

spitzeFeder

 
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karli8
vor 12 Jahren

Der Link zur Charta ist leider fehlerhaft, bitte um richtige Verlinkung :) Danke

www.petition.prohuettenundwege.at

 
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seppl17
vor 12 Jahren

Wenn man sieht wie viel Fördergelder in den Wintertourismus, Liftbau, Speicherteich ec. gesteckt wird ist es schon eine Ungleichbehandlung. Mitglieder Alpiner Vereine arbeiten kostenlos für den Erhalt des Sommertourismus, ja sie stecken auch noch private Gelder in Form von Mitgliedsbeiträgen und Spenden in die Erhaltung der Wege und Schutzhütten. Dann kommt die Behörde und setzt Auflagen die teilweise an den Haaren herbeigezogen sind zB. Überdachter Eingangsbereich auf Hütten in weit über 2000M – den ganzen Tag läuft man über Stock und Stein aber vor der Haustür braucht man ein Dach – wem so etwas einfällt den sollte doch einmal im Kopf überprüfen! diese Beispiele ließen die noch weiterführen.

 
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