Stadtwärme Lienz: Notfallkraftwerk statt Heizwerk III
Energiespartrend sichert Versorgung auch ohne neues Fernheizwerk.
Lienz braucht doch kein neues Fernheizwerk. Mit dieser überraschenden Tatsache wartete Hermann Unsinn, der technische Geschäftsführer der Lienzer Stadtwärme bei der Gemeinderatssitzung am 7. Mai auf.
Grund für seinen Auftritt vor dem Stadtparlament war die geplante Errichtung eines Notfall-Heizwerkes an der Schillerstraße. Zwei mit Öl befeuerte Heizkessel mit je elf Megawatt Nennleistung sollen zur Verfügung stehen, falls das Fernheizwerk in der Peggetz im Krisenfall – etwa bei Überschwemmung – abgeschaltet werden muss. Die letzten Starkregen im November stimmten die Verantwortlichen nachdenklich. Unsinn: "Bei einem Ausfall um diese Jahreszeit wäre Lienz kalt."
Auf Rückfrage der Mandatare bestätigte Unsinn, dass sich die Rahmenbedingungen für die Fernwärme verändert haben. Eine Studie der FH Kufstein weise nach, dass der Energiehunger aktuell versorgter Gebäude durch die gesetzliche Pflicht zur thermischen Sanierung in den kommenden zehn Jahren um 45 - 50% sinken werde. "Dadurch werden beachtliche Potenziale frei." So brauche etwa das sanierte Ämtergebäude nur noch die Hälfte der Wärme. Davon profitieren neue Anschlusswerber, die man alle bedienen könne, inklusive Kaufhaus Lienz.
Weil zudem die 2001 errichtete Kesselanlage des Heizkraftwerkes "Lienz 1" abgebaut und durch einen größeren Biomassekessel ersetzt wird, gibt Unsinn Entwarnung an der Fernwärmefront. Er sieht in den kommenden sieben bis acht Jahren keinen Bedarf für ein neues Werk. Man werde sich allerdings auf Lienz und Debant als Versorgungsgebiet konzentrieren und keine weiteren Gemeinden in das Netz aufnehmen.
Warum das geplante Notfall-KW nicht mit Biomasse betrieben werde, fragte ÖVP-Gemeinderat Alois Lugger. "Weil wir in Minuten hochfahren müssen" erklärte Unsinn und räumte auch gleich mit dem Vorurteil auf, die Stadtwärme heize immer wieder mit Öl. "Wir verheizen 150.000 Liter Öl im Jahr, das sind fünf Tankzüge á 30.000 Liter oder 1,5% unserer Gesamtleistung. Aber 10 Millionen Liter Öl werden durch unsere Biomasse substituiert." Bei einem Ölpreis von derzeit 80 Euro komme die Stadtwärme nicht in Versuchung, den Energieträger zu wechseln.
Allerdings wird auch die Fernwärme aus Biomasse demnächst teurer. Die alten Verträge, abgeschlossen vor 15 Jahren, laufen aus und vor allem mit größeren Abnehmern werden neue Vereinbarungen ausgearbeitet, weil die Preise nicht zu halten seien. "Ein Festmeter Brennholz kostet mittlerweile 45 Euro, zu diesem Preis gab es vor wenigen Jahren noch Nutzholz", erklärte Unsinn den Gemeinderäten. "Da lacht der Bauer mit viel Wald", warf Bürgermeisterin Elisabeth Blanik ein.
Die kleinen Abnehmer müssten sich dennoch keine Sorgen machen, versprach Unsinn, Fernwärme bleibe weit günstiger als Öl.
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Sehr geehrte Frau Bürgermeister!
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