Osttiroler Plattform ist gegen Berufsheer
Politiker und Einsatzorganisationen plädieren für Wehrpflicht und Zivildienst.
Ganz klar für den Grundwehrdienst, das bestehende Zivildienstwesen und den Katastrophenschutz sprachen sich am Dienstag, 8. Jänner, die Mitglieder der überparteilichen Plattform „Einsatz für Österreich – Bezirk Lienz“ aus.
Mitglieder der Plattform sind Bürgermeister Erwin Schiffmann aus Sillian, Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler aus Virgen sowie der Lienzer Vizebürgermeister Meinhard Pargger, Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter Egon Kleinlercher, Lebenshilfe-Obfrau Inge Hanser, Bezirksfeuerwehrinspektor Franz Brunner, Bergrettungsobmann Peter Ladstätter und der ehemalige Berufssoldat Bernd Bürgel.
Die Gründe für ihr Engagement sind vielfältig. Während Ruggenthaler nach der Murenkatastrophe in Virgen die schnelle Verfügbarkeit der Soldaten lobend hervorhob, warnte er gleichzeitig vor der Schaffung eines Berufsheeres, und der Einführung eines bezahlten, freiwilligen Berufsjahres. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die entstehenden Kosten immer schnell auf die Gemeinden abgewälzt werden. Diese haben jedoch keinen finanziellen Spielraum mehr“, so Ruggenthaler.
Meinhard Pargger sieht auch im kleinstrukturierteren Bereich Probleme auf die Menschen im Bezirk zukommen. „Wenn sich die Bevölkerung für ein Berufsheer ausspricht, fallen in Lienz 150 Arbeitsplätze weg. Arbeitsplätze, hinter denen ganze Familien stehen“, erklärt Pargger. Noch verfüge Lienz durch die beiden Kasernen über ein Wertschöpfungspotential von knapp sieben Millionen Euro im Jahr. "Ich verstehe nicht, warum wir ein bewährtes System zunichte machen wollen."
Auch von Seiten der Feuerwehr äußerte man Bedenken. „Die Feuerwehr ist für die Soforthilfe gedacht, nicht für längere Einsätze“, betont Bezirksfeuerwehrinspektor Brunner. Die Kapazität reiche bei Einsätzen allenfalls zwei Tage, weil die Mitglieder der Feuerwehr danach wieder in ihre Brotberufe zurückkehren müssen.
Eine Problematik die man auch bei der Bergrettung kennt. Umso dankbarer ist man für den Heeresstandort Osttirol. „In Lienz ist tirolweit der einzige Lawineneinsatzzug des Heeres stationiert. Sie unterstützen uns mit einer schlagkräftigen Mannschaft, mit Material und auch mit Hubschraubern bei Lawinenunglücken und bei der Suche nach Vermissten“, erklärt Peter Ladstätter. Er verstehe daher nicht, warum sich die Politik in ein funktionierendes System einmische. „Ich räume ein, dass Reformen notwendig sind, aber für die Bergrettung ist das Jägerbataillon 24 unverzichtbar.“
Rot-Kreuz-Bezirksstellenleiter Egon Kleinlercher warnt in erster Linie vor dem Wegfall des Zivildienstes. „Die drohende Abschaffung des Zivildienstes betrifft nicht nur das Rote Kreuz, sondern trifft die gesamte Gesellschaft“, kritisiert Kleinlercher. Aktuell versehen beim Roten Kreuz 30 Zivildiener ihren Dienst. Im Vergleich zu geplanten Projekten wisse man, was man an den Zivildienern habe. „Eine Änderung des Systems kommt einem absoluten Blindflug gleich, da nicht abzusehen ist, wieviele Freiwillige sich für ein Sozialjahr melden“, gibt der Bezirksstellenleiter zu Bedenken.
Wie universell Zivildiener einsetzbar sind, erkennt man auf dem sechsten Bild der Slideshow, unten rechts: Dolomitenstadt-Fotograf Tobias Tschurtschenthaler sauste in der Mittagspause seines Dienstes beim Roten Kreuz zur Pressekonferenz und schoss – siehe Spiegel im Hintergrund – die Pressefotos.
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4 Postings
Wehrpflicht bzw Zwangsarbeit oder Sklavenarbeit ist nicht mehr Zeitgemäß.
Wenn wir schon laut Gesetz ein Heer brauchen, obwohl die Länder um uns "Freunde" sind, dann bitte wenigstens mit ausgebildeten Soldaten und nicht mit einem Haufen unmotivierter Jugendlicher!
Durch die Reduktion des Grundwehrdienstes auf 6 Monate und das Aussetzen der Truppenübungen ist bei der Rekrutenausbildung folgendes Problem entstanden: Immer dann, wenn eine Einheit bei der Garde wirklich eine Einheit wird, nämlich im fünften, sechsten Monat, wenn sie wirklich ein zusammengeschweißtes Team sind, dann gehen die Rekruten wieder weg und kommen nie wieder. Das Hamsterrad beginnt sich von vorne zu drehen. Damit wird relativ viel investiert, aber der Nutzen ist relativ gering, deshalb bin ich der Meinung: Schaffen wir weniger Einheiten, aber dafür professionelle, wo sich die Leute wieder auf die militärischen Kernaufgaben konzentrieren können. Die Kadersoldaten beherrschen das Handwerkszeug nicht mehr. Das beherrschen sie deshalb nicht mehr, weil sie sich ständig in diesem Hamsterrad der Ausbildung drehen. Leider wurde die Frage über allgemeine Wehrpflicht oder Berufsheer ein Politikum. Zudem gleicht der jetzige Zustand beim Heer einem Dahinvegetieren: es fehlt am Geld für die Ausrüstung.
Dass in Lienz (auch bei Beibehaltung der Wehrpflicht) 2 Kasernen auf Dauer bestehen bleiben, ist völlig illusorisch. Die jetzige Panikmache bei den div. Organisationen, die viele Zivildiener in ihren Reihen haben, ist zwar verständlich, aber völlig unbegründet: Ich glaube, dass bei € 1386,-- (14 x im Jahr) mehr Leute dieses Angebot nutzen möchten, als überhaupt angestellt werden können. Dies ist in Deutschland bereits der Fall, und das bei rund 1/3 des Verdienstes, welcher in Österreich vorgesehen ist. Hier gibt es bereits Wartelisten! Im Gegenteil: die Organisationen können sich die geeignetsten Leute aussuchen! Der Katastrophenschutz ist nicht in erster Linie die Aufgabe des Heeres, das Heer kann im Fall von Katastrophen zur Assistenz angefordert werden. Da soll die Unterstützung vor allem im technischen Bereich geleistet werden, und wenn es nötig ist natürlich auch mit Manpower. Dann wird es wohl besser sein, bei solchen Katastropheneinsätzen spezialisierte, gut ausgerüstete Truppen zu entsenden, als zwangsverpflichtete (demotivierte) Jungsoldaten. Es ist unverantwortlich, den Leuten 6 bzw. 9 Monate ihrer Jugend zu stehlen! Das Heer in der jetzigen Form ist nicht mehr zeitgemäß, weil sich die militärischen Feindbilder geändert haben. Und noch eines: Sollte die Volksbefragung dennoch für die allgemeine Wehrpflicht ausgehen, dann aber Wehrpflicht für alle Staatsbürger - männlich wie weiblich. Im Sinne der Gleichbehandlung können auch Frauen Zivildienst leisten!
die herren scheinen wohl noch nicht realisiert zu haben dass man nicht das heer abschaffen will sondern eine sklaverei die sich wehrpflicht nennt!
das was diese herren betreiben ist angstmache auf höchstem niveau!
überparteiliche plattform gegen ein berufsheer? diese dient wohl wieder eher zur systemerhaltung der politischen landschaft osttirols, die meisten gesichter auf den reportagebildern sind ja bekannt. wovor haben die "akteure" den angst? die ziele und aufgaben des BH sind ja klar definiert und nachlesbar:
"Die Aufgaben des Bataillons: Aufstellung des Kompaniekommandos und eines gebirgsbeweglichen Jägerzuges als Kaderpräsenzeinheiten (KPE), Ausbildung von Grundwehrdienern als Gebirgsjäger . Ausbildung von Systemerhaltern - - auch für andere Dienststellen
Assistenzeinsatz an der Schengen-Außengrenze. Der Verband bildet und trainiert einen Jägerzug in Lienz zur Verstärkung der Jägerkompanie des Jägerbataillons 23 für die gebirgsbewegliche Kaderpräsenzeinheit (KPE) der 6. Jägerbrigade im Rahmen der Kräfte für internationale Operationen (KIOP) des Bundesheeres. Gut gerüstet erfüllt das Jägerbataillon 24 seine vielen Aufträge nach dem Motto "Voran unter dem Edelweiß!" nachzulesen: www.bmlv.gv.at/sk/lask/brigaden/jgbrig6/baon/jgb24.shtml . warum kann derartige aufgaben nicht ein berufsheer erfüllen - mit standort in lienz? wovor hat man angst?
und die zivildienerangelegenheit im sozialen bereich? vor dreissig jahren waren es die aussenseiter, sie waren nicht gesellschaftsfähig, ja sogar verspotttet, weil sie sich ja kommissionell gegen waffengebrauch verantworten mussten und zugerne als feiglinge angesehen wurden. damals waren es noch einzelgänger (interlektuelle?), heute treten sie in massen an, weil sie vermutlich im verpflichtenden heer keinen sinn sehen. sie sind aber billige, fleissige und nahezu wiederspruchslose arbeitskräfte. auch im sozialen bereich wie z. bsp. das rettungswesen: . die zustellung der hilfsbedürftigen zum krankenhaus oder zum arzt soll fast nix kosten, aber ab dem portier darfs dann ordentich teuer werden (ärztliche behandlung, krankenhausaufenthalt, medikamente). die heimfahrt des patienten darf dann auch wieder fast nichts kosten, das machen ja dann wieder die zivieldiener. . mir ist kein betrieb bekannt, zu und von dem man die "rohstoffe" kostenlos zur verarbeitung hin- und abtransportiert - das beispiel mag zwar für einige leser zur obigen angelegenheit nicht ganz ganz passend sein, soll aber zum nachdenken anregen, ob das rettungswesen in der derzeitigen organisation haltbar oder sinnvoll ist. übrigens: mir ist bei den helikrankentransporten noch nie ein zivildiener aufgefallen. und ihnen?
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