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TVBO: Marionettentheater mit Unterhaltungswert

So funktioniert Machterhalt auf Osttirolerisch. Ein Kommentar.

Keine Frage, die Wahl der Gremien und Führungsfunktionäre des TVB Osttirol war demokratisch. Das Tiroler Tourismusgesetz – beschlossen vom Souverän – gibt die Spielregeln vor. Damit ist die Vollmachten-Kollekte im Vorfeld genauso legitim, wie taktische Spielereien bei der Listenreihung. Demokratie ist ein Wettbewerb, mit allem was dazugehört, von mehr oder weniger aggressiver Wahlwerbung bis zu Wahlversprechen, die am "Tag danach" nichts mehr wert sind. Wer am 17. Dezember in der Lienzer Tennishalle war, der spürte sogar einen Hauch von Basisdemokratie. Immerhin waren von rund 4000 Stimmberechtigten im Osttiroler Tourismusverband mehr als ein Viertel persönlich anwesend und verbreiteten zu Beginn der Veranstaltung sogar Aufbruchsstimmung. Ein Hauch von Revolte lag in der Luft, die Wettkämpfer beider Lager wirkten nervös, die Halle füllte sich und alle benahmen sich so, als sei der Wandel greif- und machbar. Was dann folgte, war ein Schauspiel mit geradezu zwingender Logik, choreografiert von den beiden Hauptdarstellern des Abends. Während Franz Theurl als Frontmann alle Register seiner Schauspielkunst und diverse Powerpoint-Zauberkarten aus der Trickkiste zog, saß der Auslöser dieser Megashow mit unbewegter Miene auf dem Podium. Erst als alles vorbei war huschte ein Siegerlächeln über Andreas Kölls Gesicht. Schon vergessen? Ohne die herbstliche Schwimmbad-Attacke des Matreier Schwergewichts und den Rücktritt von Reinhard Tiefenbacher wäre die TVBO-Neuwahl gar nicht verfrüht vom Zaun gebrochen worden. Und es hätte wohl auch kein Team Osttirol gegeben. Erst Kölls überfallsartiger Millionen-Vorstoß brachte das Fass zum Überlaufen und die Wirtschaftstreibenden des Lienzer Beckens in Bewegung. Wenige Wochen und eine TVBO-Wahl später zeigt sich einmal mehr, wie Machterhaltung auf Osttirolerisch funktioniert. In einer minutiös geplanten Tour de Force marschierte die Dreier-Seilschaft Köll, Theurl und Frömel neuerlich an die Spitze der touristischen Gremien. Penibel abgezählt waren die Vollmachten, eingetauscht gegen noch einzulösende Benefits vor allem für die Großen, die "Einser". Wie von unsichtbaren Schnüren gelenkt ging das Marionettentheater über die Bühne. Franz Theurl wollte Andreas Köll noch vor einigen Wochen kaum kennen, hatte ihn plötzlich auf der Liste und am Abend der Abstimmung – Zauberei! – auf Platz 2. Am Ende war der Hauptauslöser der Krise wieder auf seinem Stammsitz im Vorstand. Karl Poppeller rückte plangemäß in den Aufsichtsrat nach und trug seinen Teil dazu bei, dem Team Osttirol – immerhin von der absoluten Mehrheit der Mitglieder gewählt – den Aufsichtsratsvorsitz zu verwehren. 14 Sitze hat der Aufsichtsrat. Fünf davon belegt das Team Osttirol. Nur drei der verbleibenden Aufsichtsräte hätten also gereicht, um Hermann Kuenz mit dem Vorsitz zu betrauen. Dass diese Geste ehrlicher Kooperationsbereitschaft und demokratischer Reife von einem Gremium mit vier ÖVP-Bürgermeistern (!) nicht gesetzt wurde, spricht wenige Monate vor der Landtagswahl Bände. Es wird in dieser Tonart weitergehen. Am Ende der unterhaltsamen Show war alles wie gehabt. Nur noch ein Häufchen Aufrechter hielt die Stellung in der riesigen Halle als Franz Theurl, weit nach Mitternacht, den vorletzten Tagesordnungspunkt vortrug. Die Erhöhung der Aufenthaltsabgabe in der Region Lienzer Dolomiten. Abgestimmt wurde per Handzeichen. Wer ist dafür? Wer dagegen? Angenommen! – Nachgezählt hat keiner.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

12 Postings

jesasmaria
vor 12 Jahren

Wie gesagt: Drei neue/alte Gesichter und alles bleibt wie es ist, dass war vorhersehbar.

 
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anton2009
vor 12 Jahren

von Theuerl und Köll kann Wladimir Putin noch viel lernen! und das heißt was!

 
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bergfex
vor 12 Jahren

Wie immer und erwartet, Demokratur von Theuerl un Köll. Ein Politikum sondergleichen. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht alle es so hinnehmen. Ob das ein Wunschtraum bleibt.

Ein spitzer Spitzenkommentar von Gerhard Pirkner, mit sehr viel Aussagekraft ,was da abläuft.

 
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Franz Brugger
vor 12 Jahren

@ Vergesslichkeit: Leider wurde mit der Entlastung für Aufsichtsrat und Vorstand die letzte Chance vertan, Aufklärung in die leidliche Sache Hochstein, aber auch, wieweit für 2011 das Budget eingehalten wurde ( bei der GV im Frühjahr 2011 jammerte THEURL doch, dass das Land zugesagte, budgetierte Mittel nicht freigegeben habe) zu erhalten. Das Team Osttirol kann nur versuchen, eine GV 2013, bei der das Jahr 2012 beleuchtet werden kann, so früh wie möglich zu fordern. Bei der nächsten Sitzung soll dann jedes Mitglied daran denken, dass man Teil dieses TVBO ist, und nicht Zuseher, der darauf wartet und hofft, dass auf der Bühne die Fetzen fliegen. Das heisst, aktiv Fragen stellen, etc.....

 
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koeleman
vor 12 Jahren

Meine frage als Ausländer wenn ich die Kommentare so lese;

Zimml schrieb; Als es zur letzten Abstimmung gekommen ist, waren von den ursprünglich anwesenden ca. 1200 Personen nur mehr ca. 30 bis 40 Personen in der Tennishalle. Die meisten sind zu dieser späten Uhrzeit schon am Heimweg gewesen oder haben in der Nachbarhalle den Abend Revue passieren lassen. Als es zur Abstimmung gekommen ist, hat bei “Dafür” niemand aufgezeigt, aber bei “Dagegen” waren es doch ein halbes Dutzend die per Handzeichen dagegen gestimmt haben.

Isst ein Abstimmung in Österreich bei der Anzahl von Personen (3% der anwesenden) rechts gültig und kann man bei diesen verhalten der Führungsfunktionäre dass durch ziehen. In der Niederlande wurde so eine Sitzung fürs Gericht enden. Und die Folge der Gerichtsverhandlung steht dann schon fest. Sitzung nicht laut Gesetz gehalten uns der Gänze Sitzung muss unter Notar Aufsicht neu statt finden.

Bin jetzt gespannt ob jemand diese Sitzung für das Gericht bringt.

Das Team von Dolomitenstadt.at und alle Lesern eine schone Weihnachtszeit und ein guten Rutsch ins neuen Jahr.

 
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js
vor 12 Jahren

Vielleicht war mit dem Weltuntergang der Wahlausgang gemeint, mehr fällt mir dazu nicht ein! Trotzdem wünsche ich euch frohe und besinnliche Weihnachten!

 
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le corbusier
vor 12 Jahren

kann die aussage von zimml bezeugen. unabhängig vom thema darf es nicht sein, dass ein beschluss mit 3 wörtern (pro? contra? passt?) trotz ausschließlich gegenstimmen getroffen wird.

 
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Gorilla im Nebel
vor 12 Jahren

Hoidanoiiiiiiiiiiiiiiii!

 
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lugg
vor 12 Jahren

Lieber Zimml! Könnten Sie das mit der Abstimmung (keine pro- nur Gegenstimmen) auch bezeugen? Das wär ja ein ziemlicher Hammer!

 
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Wundawuzzi
vor 12 Jahren

@ Stefan Pickl

Ich glaube hier geht es weniger um die Notwendigkeit als um die Art und Weise, wie dieser Beschluß gefasst worden ist .Eine gewisse Schlampigkeit ist nicht zu übersehen. Ein paar Stimmen hier ein paar Millionen dort,irgendwie werden wir schon weiter wurschteln.

 
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Stefan Pickl
vor 12 Jahren

In Zukunft wird sich Osttirol um finanzkräftigere Touristen, mit einer ausgeprägten Liebe zur Natur, bemühen müssen. Denn es kann nicht sein das die besten Plätze in den Skihütten um die Mittagszeit 1,5 Stunden von 6 Gästen belegt werden die danach in der Summe eine Zeche von 21,50 zu bezahlen hätten. Ich sah auch wie die Gäste Wurstsemmeln vom Frühstücksbüffet aus dem Rucksack verzehrten.

Wie soll mit solchen Gästen eine gesamte Region eine Wertschöpfung über die eh nur kurze Saison erzielen? Ich denke die wenigen Cent Erhöhung der Tourismusabgabe werden einen richtigen Gast nicht wirklich stören.

 
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Zimml
vor 12 Jahren

Einige Gedanken zur letzten Abstimmung an diesem Wahlabend Als es zur letzten Abstimmung gekommen ist, waren von den ursprünglich anwesenden ca. 1200 Persoenn nur mehr ca. 30 bis 40 Personen in der Tennishalle. Die meisten sind zu dieser späten Uhrzeit schon am Heimweg gewesen oder haben in der Nachbarhalle den Abend revue passieren lassen. Als es zur Abstimmung gekommen ist, hat bei "Dafür" niemand aufgezeigt, aber bei "Dagegen" waren es doch ein halbes Dutzend die per Handzeichen dagegen gestimmt haben. Für mich stellen sich jetzt zwei Fragen. Kann es sein, es geht bei ein Aufenthaltsabgabe doch um einiges an Geld, dass nur mehr ein kleines Häuflein von Personen anwesend ist und darüber abstimmt und zweitens, wer kontrolliert, ob diese Personen überhaupt wahlberechtigt waren???? Ich bin mir nicht einmal sicher ob der Protokollführer noch anwesend war, so schnell wurde dieser Tagesordnungspukt abgehandelt. Egal, die Erhöhung für Lienz kommt, obwohl offiziell nicht EIN Lienzer per Handzeichen dafür gestimmt hat :-(

 
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