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Schachzug: Köll zieht die schwarzen Bauern vor

Clevere Kandidatenkür soll den Matreier in den Landtag bringen. Ein Kommentar.

photocase/frozenAntilope
Gute Schachspieler denken viele Züge voraus und Politschach spielt in Osttirol keiner annähernd so gut wie Andreas Köll. Seine Fähigkeit zur strategischen Vorausplanung lebenswichtiger Abstimmungen hat ihm schon mehrmals den politischen Kopf gerettet. Zur Eröffnung des parteiinternen Wahlkampfes zieht der Matreier auf dem politischen Schachbrett die Bauern auf. Er weiß, dass diesmal nur ein einziger Schwarzer nach Innsbruck darf. Die ÖVP bräuchte nämlich 58% der abgegebenen Stimmen für ein zweites Mandat. Das ist Illusion. 2008 rasselte die Volkspartei in Osttirol von 62,6% auf 48,8% regelrecht in den Keller und verlor den zweiten Landtagssitz für ihre Bezirksliste. Um den verbleibenden schwarzen Sessel kämpfen im Frühjahr ernsthaft nur zwei Männer: Köll und Bauernbund-Kandidat Martin Mayerl. Abgeordneter wird, wer am Wahltag mehr Vorzugsstimmen erhält. Die Bauern haben Köll schon einmal gezeigt, wo der Hammer hängt. Hermann Kuenz sammelte als Quereinsteiger mehr Stimmen als der Matreier. Mayerl ist nicht Kuenz, aber intelligent, eloquent und ehrgeizig. Er wird einen ambitionierten Vorzugsstimmenkampf führen, mit Toni Steixner als Promoter. Für Köll ist Mayerl ein gefährlicher Gegner. Um ihn in Schach zu halten, wildern sowohl die Junge ÖVP als auch die ÖVP-Frauen im bäuerlichen Revier. 43 Jahre ist der Bürgermeister und Landwirt Josef Außerlechner aus Kartitsch. Er dürfte der älteste junge ÖVPler des Landes sein. JVP-Obmann Michael Riepler befolgt auch im Matreier Gemeinderat jede Anweisung seines Chefs. Er hätte attraktivere Kandidaten gehabt. Bei den Frauen steht auch keine Städterin aus Lienz an vorderster Front. VP-Bezirksobfrau Elisabeth Greiderer ging vor langer Zeit selbst gegen Köll ins Rennen. Jetzt hilft sie ihm dabei, Mayerl zu schwächen und präsentiert eine Bäuerin als Kandidatin: Margit Aigner. Kölls zweiter Schachzug könnte auf dem Bezirksparteitag folgen. Er wird sich auf Platz 1 reihen lassen, vermutlich vor Margit Aigner. Stichwort: "Geschlechter-Reißverschluss". Mayerl wäre dann nur Dritter auf dem Stimmzettel, wahlpsychologisch ein Nachteil. Will der Bauernbund-Spitzenkandidat Köll ernsthaft gefährden, muss er auf das Eröffnungsspiel des Kontrahenten mit einem Schachzug reagieren, der erst auf den zweiten Blick logisch ist: Mayerl muss die Schwarzen in der Stadt Lienz für sich gewinnen. Sie sind eine zahlenmäßig relativ große Gruppe und haben mit dem Matreier nicht erst seit der letzten TVB-Aufsichtsratssitzung eine Rechnung offen. Die Lienzer Bürger könnten den "König von Osttirol" in der Wahlkabine politisch schachmatt setzen. Die Partie bleibt spannend bis zum letzten Zug.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

7 Postings

hoidanoi
vor 12 Jahren

@ boarium (netter nick übrigens) - Nicht nur MfG, nein auch andere stoßen sich daran, dass Pirkner seine Meinung kund tut. Dass er dies als Kommentator und nicht als Journalist tut, wird nur ungern zur Kenntnis genommen. Ganz besonders dann, wenn er als Gegengewicht zu Lobhudeleien sonder Zahl des parteieigenen OB und eines Köll innig verbundenen Exklusivberichterstatters der KlZ die nicht ganz so brillierende Seite des Andreas Köll beleuchtet. Ämtertrennung kann in den Augen Pirkners Kritiker möglicherweise nur der Multifunktionär Köll (extrem mutli-tasking), nicht aber Gerhard Pirkner. - Die Trennung solcher Funktionen ist der Medien-Rezipient im Bezirk auch ungewohnt. Bis jetzt wurde die Meinung von Berichterstattern ja auch ohne jeden Skrupel in Artikelform auf den Leser losgelassen. Ein dolomitenstadt Kommentator schwang sich vor Kurzem im Forum dazu auf, im Vergleich zu dolomitenstadt.at die Berichterstattung der Kleinen Zeitung als objektiv (in Großbuchstaben) zu bezeichnen. Ein beredetes Beispiel dafür, was für Auswirkungen jahrelang praktizierte tendenzielle Berichterstattung haben kann. Wobei dem Bezirks-Redaktionsleiter der KlZ nicht etwa eine eigene Meinung zu unterstellen sei, gibt er doch meist völlig ungefiltert die Meinung des von ihm jeweils Hofierten wieder. - @ Kommentar Pirkner:

Um mit Helmut Schmidt zu sprechen: Strategie zu sagen wäre übertrieben, man könne in diesem Fall mehr von Taktik sprechen. In jedem Fall ist Niccolò Machiavelli immer noch ein Dauerbrenner´: Il Principe: divide et impera (teile und herrsche) bewährt sich wunderbar, besonders in den eigenen Reihen. Quasi-Bauernfängerei, die nach hinten los gehen kann. Nicht nur beim Landtagswahlkampf. Betracht man nämlich die TVB-Wahlliste Franz Theurls, so ergibt sich die Frage, wo sich dort Andreas wiederfindet. Noch gibt er sich unsichtbar. Doch ahnt man seine Präsenz. Er wird vorrücken. Nur welche Wahlwerber werden das Mandat nicht annehmen und so Platz machen, um dem noch nicht Ersichtlichen den Vortritt zu lassen? Übrigens auch eine Methode, die zwar nicht so alt wie Machiavellis Rat an den Fürsten ist, aber schon oft und gerne angewendet wurde. Drum bedenke, wer wem welche Vollmacht gibt. Er wird mit den Folgen leben müssen.

 
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boarium
vor 12 Jahren

@mfg

Dass dieser Bericht nicht neutral ist, liegt wohl daran, dass es ein Kommentar ist. Es wird also nicht objektiv über Geschehnisse berichtet, sondern subjektiv kommentiert.

Der Vorteil dieses Mediums ist, dass es hier eindeutig als Kommentar (und somit Meinung des Autors) gekennzeichnet ist, siehe oben: "FEATURE, KOMMENTAR von Gerhard Pirkner - Mittwoch, 21. November 2012 Schachzug: Köll zieht die schwarzen Bauern vor Clevere Kandidatenkür soll den Matreier in den Landtag bringen. Ein KOMMENTAR."

Viel zu häufig liest man Artikel in Print- und Onlinemedien, die nicht (oder kaum) als Kommentar, nicht (oder kaum) als Werbung erkennbar sind. Und zu häufig werden solche "News" dann von der breiten Leserschicht für Fakten gehalten und ungefiltert wahrgenommen. Leider.

 
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nasowas
vor 12 Jahren

Dass Köll ein perfekter Stratege ist, kann man ihm nicht vorwerfen, seine Stärke ist die Schwäche seiner Gegner in den eigenen Reihen. Das eigentliche Armutszeugnis für die ÖVP ist, dass die Stadt nicht auf der Landtagsliste vertreten ist. Sich zuerst den Bezirk (und die Stadtführung) aus der Hand nehmen zu lassen und dann auch noch jeglichen Zugang zur Landespolitik sollte sogar all jenen zu denken geben, die paralysiert sind oder den Kopf in den Sand stecken. Punkto Strategie könnten sich die Stadtner eine Scheibe von Köll abschneiden und dass andere Parteien die lachenden Dritten sein werden, kann man sich ausrechnen.

 
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MfG
vor 12 Jahren

Schade eigentlich, dass die ansonsten recht interessante Infoplattform „Dolomitenstadt“ anscheinend nicht in der Lage ist, über politische Themen neutral zu berichten.

Allein dieser Artikel lässt eindeutig erkennen, wem geschadet werden soll…hier einige Auszüge: „Seine Fähigkeit zur strategischen Vorausplanung lebenswichtiger Abstimmungen hat ihm schon mehrmals den politischen Kopf gerettet.“…........................... anscheinend vertritt AK die Osttiroler Bevölkerung in der Landesregierung nur deshalb, weil er ein perfekter Stratege im Wahlkampf ist, aber nicht deshalb weil er durch Strategie, Wissen und Erfahrung weiß, wie man etwas erreichen kann…...............viele Bürgermeister wissen allerdings, dass sich AK für viele Projekte und Vorhaben eingesetzt und diese somit ermöglicht hat. Es ist allerdings fast menschlich, wenn die BGM´s die Schützenhilfe von AK nicht erwähnen, immerhin will jeder ein guter BGM sein.

„JVP-Obmann Michael Riepler befolgt auch im Matreier Gemeinderat jede Anweisung seines Chefs. Er hätte attraktivere Kandidaten gehabt.“..........................…diese Aussage stellt die Kompetenz und Eigenständigkeit des JVP-Obmannes Riepler nicht nur in Frage, sondern spricht sie ihm gleich ab. Wer will wissen, ob die JVP attraktivere Kandidaten gehabt hätte, gleichzeitig wird dem Josef Außerlechner damit mitgeteilt, dass er nicht attraktiv wäre. Außerdem müssen wir froh sein, dass sich überhaupt noch jemand für ein politisches Amt zur Verfügung stellt….bei dieser Schlammschlacht.

Osttirol ist nicht der einzige Bezirk Tirols, da gibt’s noch einige andere…und alle stehen vor der Tür und wollen möglichst alles und davon möglichst viel.

Ich glaube, dass ein gemeinsames und dadurch starkes Auftreten die bessere Voraussetzung wäre um den Bezirk Osttirol selbstbewusst und kompetent zu vertreten.

Mit freundlichen Grüßen

P.S.: Anscheinend hat LR Steixner eine persönliche Rechnung mit AK offen, diese sollte er dann allerdings auch persönlich lösen…so viel Professionalität erwarte ich mir von einem Landesrat.

AK bekommt für alles die Schuld, hat aber eigentlich für Osttirol eh nichts getan???...wie jetzt!

 
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michael.egger
vor 12 Jahren

es bleibt zu hoffen dass osttirol nicht nur einen großen schritt gegen köll macht, sondern einen noch größeren gegen den schwarzen sumpf in tirol!

 
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anton2009
vor 12 Jahren

Ich verstehe die Aufregung um die Bauern nicht; nur mehr ca. 5 % der Osttiroler Bevölerung gehören dem Bauernstand an. Brauchen wir unbedingt einen Landwirt aus Osttirol im Tiroler Landtag? Frau Greiderer glaubt ob ihrer guten Leistungen (mir sind zwar keine bekannt!) über die Landesliste in den LT zu kommen. Andreas Köll hat die besten Kontakte zur Landeshauptstadt, setzt sich immer für unseren Bezirk ein und ist daher der beste Kandidat der ÖVP!

 
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bergfex
vor 12 Jahren

Da bleibt nur mehr ein Sprichwort : Einer (Köll) gegen alle , Alle gegen einen (Köll) !! Macht den Schultzschen Köll nicht noch stärker.

 
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