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Showdown im EKZ-Poker um die Innenstadt

Neue Interessenten am Hauptplatz und "Kaufhaus Lienz" vor Baugenehmigung.

Der Kärntner Bauunternehmer Kollitsch will auf dem Lienzer Hauptplatz bauen.
Am Rande eines Sommergespräches des Wirtschaftsbundes im Vitalpinum in Assling lüftete der Lienzer Stadtrat Christian Zanon Details zum wieder aufgeflammten Wettrennen um große Verkaufsflächen in der Lienzer Innenstadt.
Stadtrat Christian Zanon: "Intensive Gespräche über Kaufhaus Lienz". Foto: Brunner
Demnach kommt Bewegung in die Zone am "unteren" Hauptplatz der Dolomitenstadt. Dort versuchte der Oberösterreicher Wolfgang Buchgeher bisher vergeblich, neben einer Revitalisierung und Neunutzung des historischen Postgebäudes durch Abriss der zwei angrenzenden Altstadthäuser und diverse Baumaßnahmen ein Einkaufszentrum mit Durchgang zum Europaplatz beziehungsweise zum Bahnhof in die Spur zu bringen. Jetzt scheint mit der Klagenfurter Kollitsch & Reichstamm GmbH ein potenter Partner gefunden, der laut Zanon "nicht nur projektiert, sondern auch investiert". Über die genauen Rahmenbedingungen, unter denen das Unternehmen rund um Bauunternehmer Günther Kollitsch in das Buchgeher-Projekt einsteigt, wird derzeit noch geschwiegen, die Projektvorstellungen der Kärntner wurden Bürgermeisterin Elisabeth Blanik und dem Stadtrat aber bereits dargelegt. "Die Arkade" soll es werden, wohl in Anlehnung an die City-Arkaden in Klagenfurt. 5.000 m2 Handelsfläche plus 1.000 m2 Lebensmittelhandel, Wohnungen und Büros im Postgebäude und "eine interessante Verkehrslösung" wurden in einem mehrgeteilten, 9.000 m2 umfassenden Einreichplan der Stadtführung vorgelegt. Gleichzeitig wurden die Verhandlungen mit den M99- bzw. "Kaufhaus Lienz"-Projektanten am Mühlenareal laut Zanon "in den vergangenen drei Monaten sehr intensiviert". Nicht nur Bürgermeisterin Blanik, die bereits als Vizebürgermeisterin eng mit der Betreibergesellschaft Hobag zusammenarbeitete, hält sich hier im Detail bedeckt. Obwohl noch im September der Bauausschuss und Anfang Oktober der Gemeinderat  über den konkreten Bebauungsplan an der Dolomitenkreuzung diskutieren und abstimmen werden, gibt es kein veröffentlichtes Bild dieses Großprojekts. Mit öffentlichen Projektpräsentationen habe man "keine guten Erfahrungen" gemacht, bemerkte Zanon gegenüber den Medien. Das Kaufhaus Lienz wird 8.600 m2 Verkaufsfläche umfassen, die zu 70% von großflächigen Ankermietern belegt werden sollen. Ob diese bereits verbindliche Absichtserklärungen abgegeben hätten (sogenannte "Letters of Intent"), wollte Zanon nicht bestätigen. Dafür müsste die Hobag garantieren. Wie immer bei solchen Gelegenheiten wird der Media Markt als Beispiel genannt. Die Konzentration auf "wenige Große" und eine Abstimmung der Sortimente auf den Bedarf der Stadt soll verhindern, dass dem angestammten Handel die Kunden davonlaufen. Derzeit teilen sich alle Betriebe der Innenstadt eine Verkaufsfläche von 23.000 m2. Die 8.600 m2 des "Kaufhaus Lienz" und 6.000 m2 der "Arkaden" (ohne Büro und Wohnflächen) wären ein Quantensprung, auch für das Verkehrsaufkommen in der Stadt.
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

5 Postings

Mottinger
vor 13 Jahren

Wenn Zanon von einem Quantensprung für Lienz spricht, indem zu einer bestehenden, nicht einmal zur Gänze ausgelasteten Verkaufsfläche von 23.000 m² noch einmal ca. 15.000 m² (!) dazukommen, dann hat das wohl mehr mit einer nicht mehr verantwortbaren Erhöhung des täglichen Quanten-Mega-Staus zu tun, wie ihn jeder Besucher der Stadt täglich erleben kann. Lienz verliert im Gegenzug zu Debant und Matrei nicht nur stärker an Einwohnern, sondern hat auch im Tourismus in den letzten 3 Jahrzehnten über 200.000 Übernachtungen – gemessen am Höchststand der 70er Jahre - abgebaut. Die Bezirkhauptstadt lebt neben dem leider osttirolweit sinkenden Einheimischenpotential vor allem von der Kaufkraft, welche durch Übernachtungen in den Osttiroler Tälern erzeugt wird. Dort findet auch noch echter Aufenthaltstourismus und nicht nur Ausflugstourismus statt. Auch das Land Tirol muss sich endlich einmal Gedanken darüber machen, ob es nicht raumordnerisch wesentlich vernünftiger wäre, zuerst einmal sie Subzentren Osttirols, wie Sillian, Nußdorf-Debant und Matrei weiter zu stärken. Weder die Bauverhandlung, noch die gewerbebehördliche Verhandlung der BH Lienz für den neuen, maßgeschneiderten Fachmarkt in Matrei haben trotz über 70 Anrainern und Beteiligten keinen einzigen Einspruch erbracht und wird dieses kleine, nicht einmal 1.400 m² umfassende Einkaufszentrum zeitgerecht zur Freude hunderter Iseltaler Konsumenten vor der Weihnachtssaison in Betrieb gehen. Wenn Zanon von Raumordnung spricht, dann sollte er sich einmal zuerst über die EKZ-RaumUnordnung in Lienz Gedanken machen. Matrei ist flächenmäßig mehr als 17 mal so groß wie Lienz und Hauptort einer stark wachsenden Wintersportdestination. Die Ausweisung der Kernzone basierte auf entsprechenden Fachgutachten zweier unabhängiger Lienzer Raumplaner sowie positiver, fachlicher Stellungnahmen von Experten der überörtlichen und örtlichen Raumordnung des Landes Tirol. Auch der Planungsverband Iseltal war – mit der Einschränkung auf Angebote ohne den Lebensmittelbereich – einstimmig positiv. Der Markt Matrei ist zudem Zentrum für 24 weitere Ortsteile und Außenfraktionen, wie z.B. Tauernhaus, Zedlach oder Huben, deren BewohnerInnen meist auf private Pkw’s angewiesen sind, wenn sie bis zu 20 km zum Einkaufen fahren müssen. Trotzdem wurden im Marktzentrum von Matrei nicht einmal zwei Drittel der bebauten Fläche als Kernzone ausgewiesen und beträgt diese, gemessen am gesamten besiedelten Gebiet der Marktgemeinde nicht einmal 25 %. Darüberhinaus ist die Gemeindeführung sehr um eine weitere Stärkung des Ortszentrums bemüht (z.B. Nationalparkhaus mit mehr als 20.000 Jahresbesuchern als stärkster Frequenzbringer, Notariat, Landesmusikschule, usw.), vor allem aber die bevorstehende Ansiedelung eines Mini-M im Hintermarkt zur Verbesserung der wohnortnahen Versorgung mit Lebensmitteln.

 
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gett.at
vor 13 Jahren

Das Wort "Quantensprung" als Metapher für Veränderungen in unserer Stadt zu verwenden ist, wenn auch ungewollt, ein bisschen zynisch.

Ein Quantensprung ist eine Zustandsänderung in einem sehr kleinen System, also eine sehr kleine Änderung der Wirklichkeit, es gibt nichts kleineres. Quelle: Wikipedia

 
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Debanterin
vor 13 Jahren

Wenn es um kleine bis mittlere Fachmarktzentren in den anderen Osttiroler Zentralorten Debant und Matrei geht, spielen sich Bodenseer und Zanon als Oberlehrer auf. Diese beiden aufstrebenden Marktgemeinden haben bereits angemessene Verkehrslösungen, wie bedarfsorientierte Linksabbiegespuren, Kreisverkehre, den Ausbau der B100 und zwei Umfahrungen von Debant in Richtung Dölsach sowie die Umfahrung von Matrei in Richtung Virgen bei gleichzeitiger Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs im Marktzentrum durch neue Haltestellen. Wenn in Lienz Mega-Einkaufstempel mit mehreren tausend Quadratmetern an Verkaufsfläche ohne jegliche Lösung des täglichen Verkehrs-Wahnsinns zwischen Mitteregger Kreuz und Liebherr-Kreuzung geplant werden, stellen sich Zanon und Bodenseer blind wie taub. Hier von Raumordnung zu sprechen, ist ein blanker Hohn und wird der tägliche Stau, der wohl jeden Osttiroler Autofahrer schon geärgert hat, durch M99 und weitere Projekte mit tausenden Pkw’s nur noch verschärft. Aber sowohl Zanon, wie auch Bodenseer verfolgen bei Einkaufszentren meist Eigeninteressen und die Frage ist, wie lange die Osttiroler Konsumenten sich das noch gefallen lassen, wenn alles nur auf Lienz konzentriert werden soll.

 
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boarium
vor 13 Jahren

Zwei Fragen drängen sich mir auf:

a) Wird gegen die Arkaden ebenso mobil gemacht wie gegen das M99 - vor allem in Hinblick darauf, dass ein EKZ am Ende des Hauptplatzes die Besucherströme nicht mehr in die restliche Altstadt fließen lässt (war das nicht eines der Argumente gg das andere Projekt); die Größe von 6000m2 Verkaufsfläche (vor allem unter den veränderten Voraussetzungen Fachmarkt vor der Haustüre in Nußdorf-Debant, Fachmarkt in Matrei, EKZ am anderen Ende der Altstadt) eine Abwanderung der Geschäfte und Käuferinteressen aus den Straßen der Altstadt und damit deren Todesstoß bedeuten würde (ich bin mir recht sicher, dass das Hauptargument damals so lautete); das zusätzliche Verkehrsaufkommen in der Innenstadt zu einem endgültigen Kollaps führen würde (ein Argument der M99-Gegner); in Hinblick auf fehlende Mieter (die erwähnten "Ankermieter" verteilen sich nun wohl auf Kaufhaus Lienz, Arkaden und FMZ N-D und ermöglichen eine noch schlechtere Auslastung, ein Argument der M99-Gegner); in Hinblick auf eine Arbeitsplätze-Vernichtung (hab ich von der HP der... ach lass ma's)...?

b) Wenn nein, mag es sein, dass die wirtschaftlichen und/oder politischen Verknüpfungen zu dem einen Projekt einfach unliebsam/nicht vorhanden waren und man deshalb andere EKZs favorisiert(e)? War das Motiv der Gegnerschaft nicht das EKZ an sich und dessen Beeinflussung des ökonomischen Mikrokosmos Lienz, sonder ganz was anderes...?

Ich lass mich überraschen und bin auf die Reaktionen gegenüber einem weiteren EKZ gespannt...

 
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nasowas
vor 13 Jahren

Irgendwie habe ich ein Déjà-vu, waren wir an dieser Stelle nicht schon? Haben die Lienzer jetzt mehr Kaufkraft als vor 2 Jahren oder andere Bedürfnisse, staut sich der Verkehr im Sommer jetzt weniger, kommen die Investoren zu uns nur im Sommer, wenn es auf den Plätzen und in den Gassen vor Italienern wimmelt?

 
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