Durchhalten, bis der Winter kommt.
Die Lienzer Bergbahnen sind besser als ihr Ruf. Ein Kommentar.
Die Lienzer Bergbahnen haben eine Eigenkapitalquote weit über dem Branchendurchschnitt und einen vernüftigen Cash Flow, sind strukturell also gesund, trotz der Experimente am Hochstein.
Ein Problem, das den neuen Vorstand Klaus Hofstätter jedoch plagt, ist die kurzfristige Liquidität. Er muss hohe Kreditraten zur Abstattung teurer Investitionen überweisen, den Osttirodler in Fahrt bringen, ein Marketing aufbauen.
Auch wenn am Hochstein mittlerweile Bewegung aufkommt, der Goldesel der Bergbahn ist das Zettersfeld und da fließt der Euro im Winter. Wo in wenigen Monaten tausende Skifahrer wedeln, spazieren jetzt ein paar Genusswanderer Richtung Schoberköpfel. Sportpässe werden vor Weihnachten gekauft, nicht im Juli.
Zur Überbrückung der Dürreperiode und zur Absicherung kleinerer Investments haben Stadt, Bergbahn und Tourismusverband ein Paket geschnürt, dem der mächtige Tourismusreferent des Landes, Gerhard Föger, jedoch die Zustimmung verweigert. Föger riskiert nicht nur seinen Ruf als Unparteiischer in den laufenden Verhandlungen um eine Neuverteilung der Tourismusgelder in Osttirol. Er gefährdet auch einen Lienzer Infrastrukturbetrieb, der bisher keine öffentlichen Fördermillionen kassiert hat, wie andere, private Bergbahnen im Bezirk. Das sollte Föger zu denken geben.
Verstopft der Liquiditätsengpass eine vitale Lebensader, ist ein kurzfristiger Infarkt nicht auszuschließen. Auch in St. Jakob ging vor einigen Jahren plötzlich alles schnell. Erst kam der Konkurs, den Insider noch heute für nicht wirklich zwingend halten, dann die "Rettung" durch Liftkaiser Heinz Schultz. Ihm fehlt nur noch die Dolomitenstadt zum Liftmonopol in Osttirol.
So weit ist es jedoch noch nicht. Dem besonnenen Zahlenfuchs und Lienzer Stadtkämmerer Peter Blasisker und dem neuen Vorstand Klaus Hofstätter ist es gelungen, mit einem soliden Finanzplan über die Parteigrenzen hinweg eine Allianz für die Bergbahn der Stadt zu schmieden. Sie wird halten.
Dieses Unternehmen ist auch – und vor allem – eine wichtige Einrichtung für die Bürger von Lienz, denen es fast zur Hälfte gehört. Lienz und der Tourismusverband als Miteigentümer haben die Mittel, um bis zum Winter durchzuhalten. Auch ohne Fögers Sanktus.
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Servus Gisberg, damit Du nicht hier das gleiche lesen musst wie schon in der KZ, noch ein Nachtrag: Die Erhöhung der Nächtigungsabgabe alleine wird in Lienz auch nicht alles eitle Wonne sein lassen, fehlt es der Stadt doch auch an zahlenden Gästen. Ein Umstand, der in Anbetracht von zwei Bergbahnen schon zu denken geben muss. Lienz leistet sich Bergbahnen, die vor allem die heimische Bevölkerung als Aufstiegshilfe betrachten dürfen. Matrei und Kals fehlen aber ebenfalls die Gäste. Betten sind nicht Mangelware, ausgelastete aber schon. Wären die etwas sehr hoch angesetzten Erwartungen, denen die Berechnungen zu Tilgung der Schulden zugrunde gelegt waren, eingetroffen, würdest Du von mir hier nichts hören. Nur waren sie schon damals überzogen, teilweise bewußt falsch dargestellt, da sonst die Landesmittel nicht in der gewünschten Höhe geflossen wären. Ein altbekanntes Spiel, das aber immer noch gerne gespielt wird. Ein Schelm, der Übles dabei denkt. Die von Dir angesprochenen 700 neuen Betten bringen hoffentlich neue Gäste, werden sie aber dazu beitragen, die alten halten zu können? Lässt man den Blick gen Südtirol schweifen, wo mittlerweile mehr und mehr selbst hochqualitative Häuser in Konkurs gehen, sehe ich gerade jetzt nicht allzuviel Grund zu Optimismus. Die letzten Wintersaisonen sprechen eine andere Sprache und die Sommersaison 2011 ist alles mögliche, nur nicht der Retter in der Not. Die Aufsichtsbehörde hat vielerlei Grund zum Eingreifen. Nicht nur in Lienz. P.S.: In Quo Vadis steht beileibe nicht alles, was wissenswert ist. Was der Sinn des auf Kosten anderer versandten Machwerks war.
Lieber hoidanoi! Habe Ihren Rat befolgt und in der Lektüre „Quo vadis“ nachgelesen: In der dortigen, wohl offiziellen Schuldenaufstellung des TVB Osttirol, stehen für die Region Lienzer Dolomiten rd. 5,4 Million Euro zu Buche, in der gesamten Nationalparkregion rd 2,2 Millionen, wovon alleine 2 Millionen für das Jahrhundertprojekt Schischaukel „Kals-Matrei“ aufgenommen worden sind. Dieses weist jedoch eine Gesamtinvestitionssumme von immerhin 45 Millionen Euro auf und bringt der Region alleine im Jahre 2012 700 neue Betten! Der große Unterschied dabei: In der Nationalparkregion wurde die Ortstaxe zur Rückzahlung in der dafür erforderlichen Höhe angepasst, was bedeutet, dass der Gast durch die Aufenthaltsabgabe die touristische Infrastruktur zu einem geringen Teil mitfinanziert. Bei den nicht privat geführten Lienzer Bergbahnen wurden bislang rund 12 Millionen Euro alleine in die 1. Sektion des Hochsteins investiert, womit man nicht einmal 600 Höhenmeter überwinden kann. Dafür hat man jedoch die Aufenthaltsabgaben nicht erhöht. Lienz lebt also nur von den Pflichtbeiträgen, welche wohl durch Einkäufe und Aufträge an Lienzer Firmen aus dem ganzen Bezirk, also von allen OSTTIROLERINNEN und OSTTIROLERN erwirtschaftet werden. Dazu kommt noch die völlig verunglückte Vorgangsweise der Aktienausgliederung, die nach Feststellungen des Lienzer Wirtschaftstreuhänders Dr. Vergeiner Hauptursache für das verheerende Bilanzbild des TVB Osttirol ist. Vermögenswerte (Aktien) in Höhe von fast 5 Millionen Euro einem reinen Privatverein zu übertragen, die dafür aufgenommenen Darlehen jedoch beim öffentlich rechtlichen TVB zu belassen, wurde in Tirol in dieser unsinnigen Form wohl noch nie praktiziert. Und jetzt sollte derselbe Blödsinn noch einmal in Höhe von 650.000,00 Euro gemacht werden, da wohl auch Haftungen wirtschaftlich wie Schulden zu betrachten sind? Dass da die Aufsichtsbehörde des Landes nicht länger tatenlos zusieht, ist kein Wunder!
@ gisberg: Wenn das Leben so einfach wär, isses aber nicht.
Komplexe Zusammenhänge sind schwerverdaulich, und manch einer will solche Zusammenhänge auch nicht wahrhaben und deshalb ist's auch einfacher, schnell zu schreien, man sehe, höre, sage und - vor allem - wisse nichts. Das ist mir nicht gegeben. Die Bestrebungen, durch die Auflösung des Fusionsvertrages an Gelder zu gelangen, die vorher aus gutem Grund den Vertragspartnern vorbehalten blieben, sind alt und werden schon lange betrieben. Köll steht mit seiner Forderung nicht alleine da: Auch Franz Theurl drängt schon lange darauf endlich Zugriff alle Finanzmittel zu haben, bekannte bei vielen Gelegenheiten, den Fusionsvertrag platzen zu lassen. zu wollen, es darauf anzulegen. Beider Interesse gleichen sich beim Geld, divergieren aber dann sehr stark. Schlussendlich werden aber zuallererst Schuldenabbau und Tilgung von allzu optimistischen Investitionen, die auf Grundlage von weit überhöhten Refinanzierungsannahmen getroffen wurden - siehe Matrei, siehe Kals - Vorrang haben. Föger hat das schon klar gemacht. Und Gerhard Föger ist ein zuverlässiger Beamter. Er tut, wie ihm aufgetragen. Das nicht sehen zu wollen, ist verständlich, klug ist es nicht. Es ist nicht schön, aber für Köll praktisch. Es wird notwendig sein, die Matreier Schulden zu tilgen. Ohne Frage. Sie sind schon da. Die normative Kraft des Faktischen, wie größere Flächen bei Skipisten, wie Abweichungen im Bebauungsplan, was liegt, das pikt, was steht, wird nicht zurückgebaut, ein jeder trage Matreis Last. Was zumindest nicht gerecht ist. Lienz ist weit davon entfernt in ähnliche Kalamitäten wie die Gemeinde Matrei zu geraten. Darüber hinaus verfügt die Stadt noch Mitbestimmungsrecht über ihre Bergbahnen. Wie sich zeigt, nicht immer zu ihrem Vorteil. Dazu sind im Besonderen Aufsichtsräte ins Gericht zu nehmen, die durch ihr Agieren auch diese Situation verursacht haben. Nichts, was bis jetzt unerwähnt blieb. Die Konsequenzen, die daraus erwachsen, sind vielfältig unanagenehm. Leider ziehen die Verantwortlichen selbst keine Konsequenzen. Weder in Matrei noch in Lienz. Sie geben sich verantwortungslos.
@ Gerhard Pirkner: Lieber Gerhard, den TVB nicht vergessen. Man möcht's kaum glauben, aber auch er ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die über Abgaben (Steuern ist ja ein unschönes Wort, weswegen der Gesetzgeber gerne darauf verzichtet) finanziert wird, dessen Mitglieder nicht gerade aus freien Stücken freudig daran teilhaben. Da der TVB - jetzt noch schlecht-getarnt hinter dem lustigen kleinen, fögerschen Unmut erzeugenden Tourismusverein - der zweite Hauptanteilseigner ist, haben wir auch hier öffentliches Geld im Spiel. Wie wir sehen dürfen, von besonders glücklicher Hand verwaltet und verteilt. Eine hohe Lied auf den großen Talboden-Vorsitzenden, der mit vielfältigen Wortbeiträgen sowohl Klugkeit, Weitsicht und Verantwortungsbewußtsein immer wieder unter Beweis stellt.
Kurt meint richtig, dass die Nächtigungsabgabe in Lienz einiges dazu beitragen könnte, die Bahnen aus eigener Kraft zu sanieren. Aber nein, dagegen streubt man sich. Es gibt Rechnungsmodelle, die derartige Lösungen vorsehen. Dem Land sind sie bekannt, dem Lienzer Talboden ebenso. Aber bevor man sich hier bewegt, agiert man lieber ungeschickt, bietet dem politischen Gegenüber Angriffsfläche, schaltet auf Verteidigung, krakelt was von Verantwortlichenfinden und belässt's dabei. Die devastierende Wirkung dieses Handelns spielt anderen in die Hände. Wenn das Kapital dort wenigstens Sinnstiftend eingesetzt würde, so wäre dies ja zu begrüßen, ein Gewinn auch für den Bezirk. Wird es aber nicht, ist es aber nicht. Womit wir wieder am Anfang des Liedes wären.
An hoidanoi: Ich glaub ich bin im falschen Film, oder im falschen Theaterstück. Haben wir jetzt in Lienz oder in Matrei die Probleme? Ihr reflexartiges Hinhauen auf Matrei und Köll ist offensichtlich ein Ablenkungsmanöver und in der Zwischenzeit nur mehr langweilig.
Genau so ist es. Die Eigentümer der Lienzer Bergbahnen haben in den letzten 10 Jahren über 20 Mio € in diese investiert, die in Form von Anlagen und damit Anlagevermögen wie Faschingalmlift, Wartschenbrunnlift,Hochsteinbahn 1. Sektion, moderne Beschneiungsanlagen am Hochstein und Zettersfeld, Speicherteiche, verbesserte Pisten und ja auch Osttirodler da sind. Die privaten Eigentümer möchte ich sehen die das wegen fehlenden Bürgschaften ( nicht Cash ! ) von je 350.00.- € sausen lassen.Von den Vorinvestitionen und dem guten Eigenkapital gar nicht zu reden. Sicher, die Kostenüberschreitungen sind bedauerlich, aber wegen Bürgschaften in dieser Höhe in einen Investitionsstopp zu verfallen ist simpel und ehrgeizlos. Allein eine Erhöhung der Aufenthalsabgabe im Lienzer Talboden ( dzt 1.- € ) auf das Niveau von Matrei (1,80 €) brächte jährlich über 400.000.- € Mehreinnahmen. Damit ließe sich schon einiges finanzieren....
Liebe(r) Hoidanoi, danke für den Hinweis und entschuldigen Sie meine journalistische Unschärfe. Sie haben natürlich recht, die Lienzer Bergbahnen sind selbstverständlich auch mit öffentlichem Geld finanziert, zumal das Unternehmen ja teilweise im Besitz der Stadt Lienz ist und deren Geld ist allemal unser Geld :-), wenn man so will.
Mir ging´s um die Landes-Millionen, die im privaten Schultz-Imperium mit ganz anderer Wucht eintreffen, als beim Seilbahn-Kommunalbetrieb in Lienz. Auch das schildern Sie trefflich, im speziellen den Umstand, dass im Matrei und anderen Schultz-Einflussgebieten Verluste (und teilweise beträchtliche Betriebskosten) vergesellschaftet, sprich uns allen aufgebürdet werden, während die Gewinne privatisiert sind. Ein ganz spannendes Thema, wenn man sich etwa die Beteiligungsverhältnisse an den Goldried-Bergbahnen anschaut. (Stichwort: MFA)
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Herzlichen Dank bei der Gelegenheit wieder einmal an alle, die mit konstruktiven, zum Teil auch sehr informativen Kommentaren zum Erfolg unseres Online-Magazins beitragen.
Wir haben die Wahrheit nicht gepachtet und wollen auch gar nicht immer "unparteiisch" sein. Aber im Diskurs und Gedankenaustausch mit kritischen Lesern manchmal etwas "Licht ins Dunkel" zu bringen, das macht richtig Spaß! In diesem Sinne bitte ich weiterhin um zahlreiche Wortspenden!
Gerhard Pirkner
Nachtrag - Korrektur @ Hofnungen: Noch geben die Zahlen eben keine Hoffnung - Bitte um Verzeihung.
Irrwege
Pirkner irrt, wenn er davon spricht, dass bis dato keine öffentlichen Gelder in die Lienzner Bergbahnen AG geflossen seinen. Die Eigentumsverhältnisse widerlegen ihn trefflich. Ein Blick ins Firmenbuch reicht dafür. Andererseits, den Lienzner Bergbahnen haben bei weitem nicht das Maß an Landesförderungen erfahren, wie dies bei anderen Projekten der Fall war. Die Malaise, in der sich die AG befindet, hat sie selbst verschuldet. Liqidität ist eine Vorraussetzung, die im Moment nicht erfüllt wird. Die Verknüpfung diversester Interessen hilft der AG nicht. Auch hierzu ist ein Blick ins Firmenbuch hilfreich. Die Handelnden Personen sind bestens bekannt und zeichnen sich nicht durch wirtschaftliches Geschick aus. Was wiederum nicht hilfreich ist.
Leonhard irrt ebenfalls. Die Bergbahnen wurden zwar saniert. Ein gutes Beispiel sind sie nicht. Die öffentlichen Körperschaften - TVBO, Gemeinden und Land haben sich des Einflusses auf die Bergbahnen gänzlich begeben, dürfen aber nach wie vor die Finanzierung der privaten Gesellschaft tragen. Vergesellschaftung der Verluste und Privatisierung der Gewinnen nennt sich das. Sanierung sieht anders aus. Die Schuldenlast Matreis an sich ist kein Vorbild, sondern vor allem abschreckendes Beispiel. Dass mit der Aufkündigung des Fusionsvertrags und die dann für Matrei frei werdenden Finanzmittel auf Umwegen jetzt auch der Rest des Bezirks Kölls Wiederwahl besichern soll, ist Platters Liebesdienst und Schuldeinlösung für geleistete Dienste bei der Throneinsetzung. Alles für einen scheint das erklärte Landesmotto zu sein. Heinz Schultz freut's, erweist sich doch sein Angestellter Köll als besonders hilfreich. Schön wäre, wenn daraus ein allgemeiner Vorteil erwüchse. Noch geben die Nächtigungszahlen und Betriebsauslastungen dazu Hoffnung. Platter irrt, wenn er glaubt, dem Bezirk damit einen Dienst zu erweisen. Er irrt nicht nur dabei. Aber das ist eine andere Geschichte. Bei derartig viel Nebel und Getöse kann ein Ortskundiger hilfreich sein, besondes bei deratig vielen Irrläufern. Wer ihn in Köll und Platter gefunden zu haben glaubt, irrt.
Finde den Kommentar von Gerhard Pirkner sehr gut und kalmierend, es ist wirklich schon zuviel Hysterie rund um die Bergbahnen aufgebaut worden. Naja und über das geplante Projekt in Kals mit dem Riesenbau und das hoch verschuldete Matrei - da muss man doch auch nicht unbedingt in Jubel ausbrechen, oder?
Herr Pirkner, schon sehr auffallend, wie Sie alles in Ordnung reden, was Lienz betrifft und alles schlecht, was die Landgemeinden - vor allem Matrei - angeht. Schauen Sie sich vielleicht einmal an, wie gut es gelungen ist, mit Schulz die Sillianer, Deferegger und Matreier Bergbahnen zu sanieren und in Kals neue Perspektiven für ein fast totes Dorf zu schaffen. Da können sich die Lienzer was abschauen. Also bei dolomitenstadt.at kann man wirklich nur von einem Medium für die Lienzer sprechen und nicht von einem für ganz Osttirol. So einen alles besser wissenden Stadtner brauchen wir in unserem Berggebiet wirklich am wenigsten.
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