Lienz sieht hellgrau, nicht schwarz
Schräge Kunstaktion im Stadtzentrum regte zum Mitmachen und Nachdenken an.
War es das schöne Wetter, der bevorstehende Schulschluss oder das sonnige Gemüt der Lienzer? Das "Department für öffentliche Erscheinungen" fragte in Lienz am 1. und 2. Juli "Wie schwarz sehen Sie?". Lienz war damit die letzte Station einer Aktion von Kunst im öffentlichen Raum, die durch 9 Bezirksstädte tourte.
Überall waren die Passanten aufgerufen, sich einen Abschnitt einer perforierten Karte in verschiedenen Graustufen (von weiß bis schwarz) auszusuchen, die ihrer Stimmungslage am besten entsprach und einen Kommentar auf die Rückseite zu schreiben oder zu zeichnen. Dann klebte jeder seinen Abschnitt selbst auf eine transparente Stellwand, so dass auf einer Seite ein Bild in Grautönen entstand, auf der anderen Seite die Statements dazu zu lesen waren.
Das Ergebnis: Insgesamt wurden 150 Abschnitte geklebt. Weiß 61x, Hellgrau 44x, Grau 22x, Dunkelgrau 11x und Schwarz 12x. Das entspricht einem mittleren Grauwert von 28,2% (100% = schwarz und 0% = weiß) und damit ist dies der hellste mittlere Grauwert von allen besuchten Städten inkl Innsbruck.
Die deutsche Künstlergruppe "Department für öffentliche Erscheinungen" setzt sich aus Künstern unterschiedlicher Diszipinen zusammen. Derzeit besteht es aus vier Mitgliedern - Peter Boerboom, Gabriele Obermaier, Carola Vogt und Silke Witzsch. Phänomene des öffentlichen urbanen Lebens und verschiedene Formen heutiger Kommunikation bilden den Ausgangspunkt für die Arbeiten und Projekte des Departments für öffentliche Erscheinungen. Infos über die Arbeiten und Aktionen des "Department" hier.
Im Herbst soll das Ergebnis noch einmal aufgearbeitet präsentiert werden, dann darf man auch auf die abgegebenen Kommentare gespannt sein. Zweit nette Kommentare von jungen Teilnehmern seien herausgegriffen: Auf einer weißen Karte stand zu lesen "Weil wir junge Katzlen kriat ham", auf einer schwarzen "Weil unser Goali ein Eigentor gemacht hat".
Unterstützt wurde die Aktion vom Land Tirol, der Tiroler Künstlerschaft und der Stadt Lienz. Weitere Aktionen von Kunst im öffentlichen Raum sind geplant.
Fotos: Department für öffentliche Erscheinungen
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