Der Bretterwandbach ist ein Wildbach der Superlative, bezogen auf seine Gefährlichkeit und den Aufwand, mit dem diese Gefahr gebannt werden muss. Seit hunderten von Jahren verschüttet dieser Bach Teile der Gemeinde Matrei in Osttirol. Nach großen Schäden wurde 1722 mit der Verbauung begonnen.
Gebietsbauleiter Otto Unterweger spricht von einem Quantensprung.
Bis heute entstanden 168 Sperrbauwerke! Das größte davon ist die "Kalkofensperre", die beim Abgang einer Mure bis zu 100.000 m3 Geschiebe aufnehmen kann – und muss. 120.000 m3 Schlamm, Erde und Steine wälzen sich nämlich bei einem großen Murenabgang zu Tal. Unglaubliche fünf Millionen Kubikmeter instabile Gesteinsmasse hält die Bretterwand aber noch bereit. Ein Zerstörungspotenzial, gegen das es – im Fall einer Megakatastrophe – keinen Schutz gibt.
Die auf dem Schwemmkegel des Baches liegenden Ortsteile der Marktgemeinde wurden im Lauf der Jahrhunderte um bis zu 50 Meter angehoben. Manche Häuser haben drei "Kellergeschosse", weil auf zugeschüttete Räume einfach neue Geschosse aufgesetzt wurden.
In wenigen Minuten sind die Schotten dicht
Wofür bisher 150 Männer Stunden benötigten, das schaffte jetzt ein Landesrat auf Knopfdruck. Fotos: Expa/Groder
Automatische Schiebetore im Bereich der Ledererbrücke vollenden jetzt ein über Generationen geschaffenes Bollwerk gegen den Bretterwandbach. Dieses letzte schutztechnische Puzzlestück schließt ein Jahrhundertprojekt zur Beherrschung von Naturgewalten und der Sicherung von Siedlungsraum ab.
Der zuständige Landesrat Anton Steixner, der Matreier Bürgermeister Andreas Köll, Sektionsleiter Siegfried Sauermoser und der Gebietsbauleiter der Wildbauch- und Lawinenverbauung in Osttirol, Otto Unterweger präsentierten Medienvertretern am Mittwoch, 1. Juni 2011 diesen Meilenstein des regionalen Wildbachschutzes.
Während früher weiße Leintücher und Böllerschüsse von den 1600 Meter hoch gelegenen Presslab-Höfen die Menschen im Tal warnten, dass "der Bach kommt" und bis heute 150 Mann der Freiwilligen Feuerwehren Matrei und Huben Stunden für die Absicherung der Ledererbrücke mit Holzplanken brauchten, genügen jetzt Minuten und vier Mitarbeiter des Bauhofes, um buchstäblich die Schotten dicht zu machen. Auch die Warnung erfolgt vollautomatisch und in Sekundenschnelle über hochempfindliche Sensoren und Messstationen an sensiblen Punkten des Baches.
Unterweger skizzierte die Verbauungsmaßnahmen der letzten Jahre, die allein beim Bretterwandbach 10 Mio Euro kosteten. Insgesamt wurden im großen Gemeindegebiet von Matrei seit 1981 auf 41 Baufeldern gearbeitet, großteils an Lawinenschutzbauten und zu Gesamtkosten von fast 30 Mio Euro.
Historische Aufnahmen aus dem Archiv der Wildbach-Verbauung:
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.
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