„Der Widerstand wird zum Wildbach anwachsen“
Am 2.6. lädt Bürgerinitiative zur Iselwanderung.
Wir haben aus diesem Anlass mit Regina Köll gesprochen. Sie ist freie Mitarbeiterin bei Dolomitenstadt.at, Hüttenwirtin, hat mit ihrem Engagement ein Direktmandat bei den Matreier Gemeinderatswahlen erzielt und ist Mitkämpferin in der Bürgerinitiative.
Regina, warum kämpfst du für die Isel? Das ist in der Region, in der du lebst, keineswegs nur populär.
"Ich kämpfe aus Überzeugung. Den wahren Wert eines Gletscherflusses erkennen nur wenige. Selbst ich habe einige Zeit gebraucht und Entscheidungen der Vergangenheit überdenken müssen. Das Rauschen beim Spaziergang am Ufer, das kühlende Nass – wir finden das ist selbstverständlich. Noch. Wasser spendet Leben und wird doch immer häufiger auf seinen energiewirtschaftlichen Wert reduziert, den die Gemeinden für sich nutzen wollen. Uns gefällt das nicht. Deshalb haben wir eine Bürgerinitiative gegründet mit dem Ziel, das überdimensionierte Kraftwerk zu verhindern und den Gletscherfluss Isel in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten."
Wie seht ihr die wirtschaftliche Dimension des Projekts?
"Ausgerechnet ein Kraftwerk das € 144 Mio. Euro kostet, soll die leeren Gemeindekassen von Virgen und Prägraten auffüllen. Wir sehen nicht, wie das gehen soll. Im Gegenteil. Das Projekt ist eine gigantische finanzielle Belastung der nächsten Generationen. Die Gemeinden müssten € 10 Mio. aufbringen und hätten dennoch nichts zu sagen. Allein die riskanten Planungskosten in der Höhe von € 3,6 Mio. können den Ruin bedeuten. Besonders tragisch ist, dass diese Kosten zum Teil jetzt schon anfallen."
Das Vorhaben wurde von den Gemeinderäten Virgens und Prägratens abgesegnet.
"Wir kritisieren daran, dass die Beschlüsse der Gemeinderäte übereilt, ohne öffentliche Diskussion und ohne Konzept für die Zukunft des Tales gefasst wurden. Erste Verfahren wurden eingeleitet, Vorverträge genehmigt, Planungskosten sind bereits angefallen. All das ohne echte Bürgerbeteiligung und ohne konkretes Entwicklungsziel."
Und Vorteile gibt es aus Sicht der Bürgerinitiative keine?
"Nein, das ist ja das Tragische. Es werden weder Arbeitsplätze geschaffen, noch wird es große Aufträge für heimische Firmen geben. Drei Jahre Bauzeit, das hieße tausende Lkw-Fahrten, Lastwagen, die sich durch das Nadelöhr Virgen zwängen, Lärm und Baggerarbeiten, nur noch ein Rinnsal im Bachbett und ein schwankender Pegel im Speichersee Toinig. Das schreckt nicht nur die Einheimischen ab, sondern wohl auch jeden Touristen."
Gibt es ein Kraftwerksszenario, das die Bürgerinitiative akzeptieren würde?
„Die Isel ist unbezahlbar. Die Bürgerinitiative Virgental hat die Hoffnung, das Projekt komplett zu kippen. 650 Unterstützer gibt es derzeit und es werden täglich mehr. Das UVP-Verfahren wurde noch nicht eingeleitet und unsere Vertreter in den Gemeinderäten sind wachsam. Wenn die Bürgermeister nicht die Ohren aufsperren und unsere Bedenken ernst nehmen, wird der Widerstand vom Rinnsal zu einem rauschenden Wildbach anwachsen."
Iselwanderung der Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Virgental:
2. Juni, 15.00 Uhr, Treffpunkt: Freizeitzentrum Gries, Prägraten
(Bild "Isel": Stephan Troyer)
2 Postings
... ja wolf_c du hast recht - eine alibi-aktion auf dem rücken der natur - leider auch noch auf kosten der bürger. diese aktionen bringen keine finanzielle entspannung in den gemeindekassen. das "checken" auch immer mehr leute - gott sei dank!
... es wird immer klarer, warum schon vor Jahrzehnten die ÖVP die -natura2000- widmung verhinderte; die wollen einfach Geld für die Macht; und den Fluß zu zerstören für ein paar € tut einfach nur weh! verantwortungsvolles Denken und Entscheiden schaut anders aus ...
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