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Wenige Frauen in der Politik: zwei neue Maßnahmen

Mit Workshops und Coachings für mehr Frauenteilhabe in der Öffentlichkeit.

Tirol hat elf Bürgermeisterinnen. Im Jahr 2010 waren es erst zwei. So gesehen eine positive Entwicklung. Wenn man parallel dazu 268 Tiroler Bürgermeister sieht und der Frauenanteil demnach bei 3,9% liegt, lässt sich kaum von einem gesellschaftlichen Wandel sprechen. Tirol liegt an vorletzter Stelle. Dahinter kommt nur noch Salzburg. Etwas besser sieht es aus, wenn man schaut, in welchen Tiroler Gemeinden Frauen das Bürgermeisteramt innehaben. Das sind vorwiegend größere Gemeinden, Innsbruck, Hall, Lienz etwa. Gemeinsam stehen sie für etwa 24% der Tiroler Bevölkerung. Nicht ganz schlecht sieht es auch bei den Gemeinderätinnen in Tirol aus, wo man derzeit bei 16,4% steht. Allerdings gab es schon einmal 20% Gemeinderätinnen, betont Elisabeth Stögerer-Schwarz, Gleichstellungsbeauftragte der Landesregierung, am Montag, 24. August in Lienz. Es ist kein Zufall, dass sie dies erwähnt, denn es gilt an diesem Tag zwei Maßnahmen anzukündigen, die Osttiroler Frauen fördern sollen, um einerseits in der Politik tätig zu werden (oder zu bleiben) und sich andererseits auf Führungspositionen in verschiedenen Berufen vorzubereiten.
Elisabeth Stögerer-Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte des Landes), Elisabeth Blanik (Bgm. Lienz) und Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg) sind gleichermaßen begeistert, dass es die Workshop-Reihe "Nüsse knacken" wieder gibt. Fotos: Dolomitenstadt
Elisabeth Stögerer-Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte des Landes), Elisabeth Blanik (Bgm. Lienz) und Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg) sind gleichermaßen begeistert, dass es die Workshop-Reihe "Nüsse knacken" wieder gibt. Fotos: Dolomitenstadt
Zum einen wird dafür die bereits mit Erfolg stattgefundene Workshop-Reihe „Nüsse knacken – Früchte ernten“ in überarbeiteter Form im Herbst wieder starten, zum anderen wird es erstmals den „Kompetenzworkshop Coaching“ geben, der dem Land Tirol sogar so viel Wert ist, dass dafür keine Förderung eingereicht werden musste, sondern das Land die Kosten direkt übernimmt. Dass es mit den Seminaren nicht genug ist, sondern dass Netzwerke sorgsam gepflegt werden sollen, beweist ein weiteres Projekt: „Die Osttirolerinnen“. Dies sind Frauen, die bereits an den Seminaren teilgenommen haben und sich nun mit Hilfe eines Interreg-Projektes weiterhin treffen, absprechen, Ideen entwickeln und so genau das tun, was man von Netzwerken erwartet: Chancen nützen, schauen, was schon da ist und dort eingreifen, wo etwas erst neu auf die Beine gestellt werden soll. Die Frage, ob dies in Anlehnung an die „Osttiroler Vordenker“ die Vordenkerinnen seien, stößt nicht unbedingt auf Gegenliebe, doch immerhin ist es ein Beginn. Und einen solchen braucht es, oder vielmehr ein Nachholen von weiblichen Positionen in der Politik, denn Elisabeth Stögerer-Schwarz bringt es auf den Punkt: „Frauen sind tendenziell nicht die besseren Menschen oder die besseren Politikerinnen, doch sie bringen andere Themen ein. Das macht ihren Beitrag so unverzichtbar.“
Gina Streit vom RMO (2.v.r.) stellt die Kompetenzmaßnahmen für Frauen vor. v.l.: Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg), Michael Hohenwarter (Geschäftsführer RMO) und Gabriele Lehner (Leiterin Bildungshaus Osttirol).
Gina Streit vom RMO (2.v.r.) stellt die Kompetenzmaßnahmen für Frauen vor. v.l.: Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg), Michael Hohenwarter (Geschäftsführer RMO) und Gabriele Lehner (Leiterin Bildungshaus Osttirol).
Der Kompetenzlehrgang „Nüsse knacken – Früchte ernten“, der über ein LEADER-Projekt teilweise von der EU finanziert wird, möchte Frauen vor allem motivieren, sich politisch zu engagieren. Vor den Wahlen geht es dabei auch um den Mut, sich überhaupt zuzutrauen, für eine Liste zu kandidieren, wie Bürgermeisterin Elisabeth Blanik betont. Generell hält sie die Motivation von Frauen für das Wichtigste, da sie zu oft von Selbstzweifeln geplagt seien. Die Workshop-Reihe helfe Wissen zu vermitteln und die Frauen zu bestärken. Erstmals wird es bei dieser Seminarreihe einen Schwerpunkt auf die sogenannten sozialen Medien geben, weiters die Begleitung von zwei Coaches, um vor allem das Netzwerken – ein weiteres großes Anliegen des Kurses – zu verstärken. Auch ein Mentoringprogramm wird stattfinden, wobei es Gina Streit vom RMO (sie hat die erste solche Seminarreihe in Osttirol vor sechs Jahren ins Leben gerufen) und Gabriele Lehner vom Bildungshaus Osttirol (sie hat den Lehrgang einst selbst besucht) wichtig ist, dass die Mentoren nicht nur Frauen sind, denn man will ja nicht gegen die Männer, sondern mit ihnen gemeinsam arbeiten.
Walnüsse zu knacken gibt es im August noch keine, doch "Früchte ernten" lassen sich auch so. v.l.: Gina Streit (RMO und begeisterte Organisatorin der Workshops seit sechs jahren), Elisabeth Stögerer-Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte des Landes), Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg), Elisabeth Blanik (Bgm. Lienz), Michael Hohenwarter (Geschäftsführer RMO) und Gabriele Lehner (Leiterin Bildungshaus Osttirol und Veranstalterin der Kurse).
Walnüsse knacken kann man im August noch nicht, doch "Früchte ernten" lassen sich auch so. v.l.: Gina Streit (RMO und begeisterte Organisatorin der Workshops), Elisabeth Stögerer-Schwarz (Gleichstellungsbeauftragte des Landes), Martina Klaunzer (Bgm. Gaimberg), Elisabeth Blanik (Bgm. Lienz), Michael Hohenwarter (Geschäftsführer RMO) und Gabriele Lehner (Leiterin Bildungshaus Osttirol und Veranstalterin der Kurse).
Eng damit verflochten ist eine neue Maßnahme des Coachings für bereits aktive Politikerinnen. Die einzigen zwei Osttiroler Bürgermeisterinnen, Elisabeth Blanik (Lienz) und Martina Klaunzer (Gaimberg), wollen hier mit gutem Beispiel vorangehen und hoffen, weitere Frauen dafür gewinnen zu können. Während bei „Nüsse knacken“ gerade im Sinne des Netzwerkens vorwiegend Vortragende aus der Region eingeladen wurden, wird dieses Coaching von externen Expertinnen geleitet, um möglichst frei vom Alltag sprechen zu können. Kleiner Wermutstropfen: Es gibt zunächst nur je 15 Plätze für die Teilnahme. Martina Klaunzer, die ebenso wie Elisabeth Blanik vor einigen Jahren selbst an „Nüsse knacken“ teilgenommen hat, findet das bei 33 Osttiroler Gemeinden definitiv zuwenig, lässt aber mit Blick auf Gina Streit und Gabriele Lehner Hoffnung aufkeimen, dass vielleicht doch mehr Teilnehmerinnen mitmachen könnten. In jedem Fall muss man bei der Anmeldung schnell sein.
Daniela Ingruber stammt aus Lienz und arbeitet als Demokratie- und Kriegsforscherin am Institut für Strategieanalysen in Wien. 

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