Wirtschaften der Zukunft – Produktion in Kreisläufen
Wer den Vortrag „Die Wirtschaft der Zukunft – Produktion in Kreisläufen“ am 24. Februar in der LLA besuchte, wähnte sich in einer Veranstaltung der Wirtschaft. Ein Blick ins Publikum zeigte allerdings vor allem Konsumenten. Franz Studener (Geschäftsführer des Familienunternehmens Erdal GmbH) referierte über die Entwicklung eines Firmenproduktes, dem das weltweit anerkannte Zertifikat „cradle to cradle“ zugesprochen wurde. Die dahinter stehende Vision ist ein Wirtschaften, das zur Kenntnis nimmt, dass Rohstoffe nicht weiter verschwendet werden dürfen, kein Abfall produziert wird, sondern Nährstoffe.
Das Design des Produktes muss von Anfang an so sein, dass das Produkt wieder verwendbar ist. Diese Ansicht stellt die herkömmliche Betrachtungsweise des Wirtschaftens ziemlich in Frage und formuliert andere Maßstäbe als die bekannten. Für die Firma Erdal ging das so weit, zu entscheiden, welche Druckfarbe für die Etiketten ihres bekannten Putzmittels zu verwenden sei, oder wie die Rezeptur ausschauen müsse, damit das Abwasser aus der Fabrik Trinkwasserqualität hat. Natürlich blieb eine große Frage – wie verkauft sich das wirklich nachhaltige Produkt? Franz Studener antwortete auf die Frage, ob seine Firma konkurrenzfähig sei: „Wir würden als Firma nicht mehr bestehen, wenn wir diese biologische Marktlücke nicht genutzt hätten. Für uns war das eine betriebliche Notwendigkeit, mit der wir uns gut behaupten können.“
Dass diese Idee europaweit bereits von einigen Firmen aufgegriffen wird, erklärte Albin Kälber, Vorstand einer Schweizer Agentur, die die Entwicklung solcher Produkte begleitet. Es gibt inzwischen auch andere Firmen, etwa in der Baubranche oder im Textilbereich, die sich "cradle to cradle" als Prinzip vorgenommen haben. In Holland verschreiben sich schon ganze Städte dieser Idee.
Wirtschaftskreisläufe in diesem Sinne zu beachten, könnte auch im Bereich des Tourismus und der Landwirtschaft ein besonderes Angebot sein, meinte der Referent. Damit hatte das Thema gleich einen weiteren Osttirolbezug. Die Vorstellung einer Bioregion Osttirol – gar nicht so neu gedacht – wäre demnach eine durchaus wirtschaftliche Option. Die Veranstaltung des Trikont-Weltladens dürfte aber auch den Effekt gehabt haben, dass die Zuhörer und Zuhörerinnen in Zukunft vermutlich etwas genauer darauf achten, wie Dinge produziert werden.
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