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Wie mein Freund Harald zum Osttirol-Fan wurde

"So etwas, das findest Du nirgends mehr, nicht in Mitteleuropa".

Mein Freund Harald ist zum Osttirol-Fan geworden. Zu einem begeisterten Osttirol-Fan. Zu einem Hinterbichl-Fan. Das kam so: Kurz vor Weihnachten, ein wenig auf dem letzten Drücker, fragte er mich, wo er für seine Freundin Uli und sich denn in den Bergen eine Hütte oder Ferienwohnung finden könnte. Er kannte Osttirol schon ein wenig, weil ich ihm letztes Jahr das Gradonna Resort in Kals empfahl, und er meiner Empfehlung folgte. Auch wenn er das ausgezeichnete Essen und die Gegend in Kals genossen hatte, war er diesmal auf der Suche nach etwas anderem, etwas Ursprünglicherem. Zum Winter- und Schneeschuh wandern. Am liebsten eine Hütte, eine Ferienwohnung, mitten in der Natur. Ich empfahl, er suchte und fand mittels www.osttirol.com. Seine Wahl sei auf Hinterbichl gefallen, „Heimat“ heiße das Haus.  Er versprach sich zu melden, wenn er wieder zurück sei. Letzte Woche rief er an. Wir trafen uns. Größere Kartenansicht „Wir fahren selten zweimal wohin – aber hierhin kommen wir in jedem Fall wieder. Gleich im Sommer.“ Braungebrannt, entspannt und begeistert erzählt er, nimmt sein Smart-Phone und zeigt Photos. Tiefverschneite Landschaften, die mich sofort an den Geruch kalter Luft in den Bergen, an Sonne im Gesicht und das Geräusch von Schnee unter den Sohlen denken lassen. Er zeigt mir das Bild einer Gallzeiner Renn-Rodel, die er sich kaufen will: “Ich hätt‘ mir nie gedacht, dass ich mir einen Schlitten kaufen würde, und jetzt mach‘ ich’s.“ Der Entschluss kam nach einer Abfahrt von einer der Hütten, die Uli und er zusammen mit Sigi Hatzer, dem engagierten Bergführer, besuchten. Überhaupt, Sigi:“ Super, der hat sich richtig Zeit für uns genommen, ist mit uns über eine Stunde dagesessen, hat uns seine Heimat vorgestellt, hat alles erklärt, noch bevor er überhaupt wusste, ob wir mit ihm Touren machen werden.“ Sie machten in der Folge viele Touren mit Sigi. Über frischverschneite Hänge, über Kare und Jöcher. Getroffen haben sie Sigi auf Vermittlung von Gastgeber Ulrich Drewitz, einem erfahrenen Tourismusfachmann,  in dessen Haus „Heimat“, dem ehemaligen Sängerknaben-Haus in Prägraten, wo der Wahlhamburger Harald den Wahl-Prägratner Ulrich kennen und schätzen gelernt hat. Er schätzt ihn dafür, dass er seinen Gästen Harald und Uli jeden Tag was Neues empfohlen hat, ihnen ein rundum guter Gastgeber war, und Menschen ins Haus geholt hat, die den beiden alte Bräuche und Fertigkeiten nahe gebracht haben. So wie den Holzschnitzer Alois Weiskopf. Und Sigi, der einen Multimedia-Auftritt hingelegt habe, der die üblichen Diaabende alt aussehen lässt. Oder Hilda Hatzer, die Ulrichs Gästen über die Raunächte und den alten Brauch des Räucherns und die Bedeutung und Wirkung von Kräutern, die zu bestimmten Tagen im Jahr geerntet werden, erzählt hat. Harald ist nach wie vor begeistert, sagt, er habe viel erfahren, dass er nicht wusste, wie zum Beispiel, wie lebendig diese Bräuche nach wie vor seien. „Und dann hat Hilda gesagt, wir sollen unbedingt zum Franz, Edelsteine schauen. Haben wir gemacht. Toller Typ, der Franz, ein Original. Der ist ein Model. Der müsste für Boss oder Armani Werbung machen. So ein tolles Gesicht und was für ein netter Mensch.“ Dann zeigt er ein Photo mit dem Mineraliensucher und -sammler Franz Bstieler im Blaumann, wie er da steht mit Uli und Harald im Arm. Ich muss Harald recht geben. Tolles Gesicht. Harald ist ein Feinspitz. Feinbeisser heißt sein Unternehmen. Er ist gelernter Koch und Caterer, mit Sinn für das Besondere, mit dem er in Hamburg seine Kunden zu begeistern sucht. Qualität spielt für ihn eine große Rolle. Gastfreundschaft ebenso. „Wo wir auch hinkamen, die waren so freundlich, dass wir uns erst gedacht haben, da stimmt was nicht. Aber alles hat gestimmt. Wir wurden einfach herzlich aufgenommen. Egal wo, die Wirtsleute sind vorbeigekommen, haben sich für uns interessiert, haben sich mit uns unterhalten, waren für uns da. Nicht übertrieben, aber das sind eben lauter so Kleinigkeiten, die eine große Rolle spielen.“ Besonders schwärmt er vom Groderhof, von Vroni und Edi, die ihn auch mit ihrem gesamtheitlichen Konzept überzeugen. „Wenn die Leute erst einmal wissen, was der für eine Lammhaxe macht – der dürft sich nicht mehr retten können vor Gästen. Überhaupt, die ganze Karte ein Gedicht und die Preise total angemessen. Nur über die Murmeltiermaultaschen habe ich mich nicht drüber getraut.“ Sie gehen fast jeden Tag in ein anderes Wirtshaus, sind von der „Pizzeria Saluti“ in Matrei – „In einer Tennishalle, aber zwei Hauben, super!“ – hoch angetan. Über Silvester buchten Uli und er eine Ferienwohnung, auf der „Angstinger Alm“. „Der Sigi bringt uns rauf und draußen hat’s 10 Grad Minus, in der Hütte dann gefühlte 50 Grad Plus. Da musst‘ erst einmal durch.“ Nicht nur die Temperatur beeindruckt. Wieder ist es die Freundlichkeit, die Gastfreundschaft der Wirtsleute, Rosi und Armin Islitzer, und der Einheimischen, die Uli und Harald gefangen nehmen. „Die kennen uns ja gar nicht und laden uns ein, bieten Schnaps an und wir sitzen und reden und lernen uns kennen. Wir haben gedacht, die wollen vielleicht gar nichts von uns wissen, aber ganz im Gegenteil.“ Am Abend habe der Wirt gesagt, wo der Schlüssel für die Speisekammer sei, sie sollten sich ruhig bedienen, er müsse jetzt gehen, er bringe dann für den nächsten Tag noch eine Jause für die nächste Tour mit. „So ein Vertrauen, so was hab‘ ich noch nie erlebt. In Hamburg klauen sie Dir die Zeitung aus dem Regal und dort öffnet dir einer, der Dich gar nicht kennt, seinen Keller. Wahnsinn. Da fällt es leicht, sich wohl zu fühlen.“ Nicht nur auf der Alm standen die Türen offen, sondern auch bei Ulrich Drewitz, dessen Weinschrank offen steht, a la discretion, der Gast schreibt selbst auf, was er konsumiert. Harald wirkt nachdenklich, als er sagt:“Ich hoff‘ nur, dieses Vertrauen wird nicht missbraucht. Das wäre schade.“ Ich frage, ob er gefunden hat, was er gesucht hat. Er lacht:„ Ja. Natur. Natur pur. Eine Gegend wie keine zweite, und Menschen, die einzigartig sind. Da ist‘s unberührt. Ein Irrsinnskapital.“ Er macht eine kleine Pause. “Bei dem Anfrageformular auf osttirol.com stand so eine Frage – „was sollen wir verändern, was sollen wir beachten“ – da habe ich geschrieben: authentisch bleiben. Alles andere findest Du doch schon überall, aber so was, wie dort in Osttirol findest Du nirgends mehr, nicht in Mitteleuropa. “Dann erzählt er noch, er habe mitbekommen, dass sich manche Einheimische was anderes wünschen würden, als nur Natur. Dazu sagt er: “Du merkst erst, was Du hast, wenn Du’s nicht mehr hast.“ Harald will wiederkommen. Wenn’s soweit ist, dann hat er versprochen, mir wieder zu erzählen. Ich freue mich darauf, genauso wie ich mich freue, dass meinem Freund Harald meine alte Heimat so sehr gefällt. Und hier sind Haralds Urlaubsbilder, teilweise von Sigi Hatzer fotografiert!
Marcus G. Kiniger wurde 1969 in Wien geboren. Seine Familie kam 1976 nach Sillian, wo der gelernte Tourismuskaufmann und ambitionierte Musiker bis 2008 lebte, bevor er nach Hamburg übersiedelte. In Norddeutschland vertreibt Kiniger Produkte aus Tirol. Er schreibt für dolomitenstadt.at die Kolumne "Waterkantiges" und ist auch regelmäßiger Autor im DOLOMITENSTADT-Printmagazin.

8 Postings

zwidare
vor 11 Jahren

Fein das Harald will wiederkommen will. Er ist sogar herzlichst eingeladen, hier dauerhaft seine Zelte aufzuschlagen. Für einen gelernter Koch und Caterer mit Sinn für das Besondere sollte das kein Problem sein, hier auch beruflich Fuß zu fassen. Die Saisonen hier in Osttirol sind zwar nur sehr kurz, aber so hat er die vielen Monate der Zwischensaison wenigstens genug Zeit, unsere herrliche Landschaft noch mehr zu genießen (falls das Geld reicht). Schöne dass es Leute wie Harald gibt, ein paar Wochen Urlaub in unseren herrlichen Osttirol, dann ab nach Hause wieder Geld verdienen, dann wieder nach Osttirol, dann... (fast so wie unserer zahlreichen Wochenpendler - nur umgekehrt...). Also lieber Harald, herzlich willkommen in Osttirol und nimm bitte Marcus G. Kiniger mit (der ist ja auch aus unseren lebenswerten Osttirol ausgewandert).

 
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wolf_C
vor 11 Jahren

'nanny' schreibt: ... da ist das größte Hindernis wohl die geografische Randlage Osttirols. Ist halt so...

Ich denke nicht, daß jenes stimmt, eher ist doch das Gegenteil der Fall, wenn ich die Überschrift des Artikels(“So etwas, das findest Du nirgends mehr, nicht in Mitteleuropa”) zur geografischen Standortreferenz bestimme: dann liegt doch unser Bezirk herrlich mittig zwischen Slowenien Kroatien Italien Schweiz Bayern Tschechien Slowakei Ungarn: Und die Lage wird auch betont durch den herausragenden Grossglockner.

Vielleicht liegt eine Verwechslung mit 'geistiger Randlage' vor?

 
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nanny
vor 11 Jahren

franzgrimm: bezog mich in meiner Stellungnahme ausschließlich auf den Tourismus und seine Zukunft. Neue innovative Wirtschaftsbetriebe in der Talsohle sind damit nicht gemeint, wären nur zu begrüßen - da ist das größte Hindernis wohl die geografische Randlage Osttirols. Ist halt so.

 
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Leonhard
vor 11 Jahren

Vorausschauend denkende Menschen - es waren meist keine Poltitiker - haben geschaut, dass Osttirol so (geblieben) ist, wie es ist. Schon vor 40 Jahren, als es noch keine Grünen gab. Sie wurden dafür belächelt, verspottet, als wirtschafts- und entwicklungsfeindlich bezeichnet. Heute redet (fast) jeder von der ursprünglichen Natur als dem wahren Kapital für den Tourismus.

Aber wenn es heutzutage wiedert darum geht, gegen die Erschließung mit Wasserkraftwerken, Schiliften, Straßen etc. aufzutreten und sich beispielsweise für Natura 2000, für den Nationalpark, für den Naturschutz einsetzt, wiederholt sich die Geschichte. Man wird wieder belächelt, verspottet, als wirtschafts und entwicklungsfeindlich bezeichnet. Und in 40 Jahren wird es immer noch Aussagen geben, wie "Alles andere gibt es überall - aber die diese Ursprünglichkeit nirgends". Und es wird wieder Leute geben, die jene belächeln, verspotten, als wirtschafs- und entwicklungsfeindlich bezeichnen, die sich für die Natur einsetzen. Und in 80 Jahren wird es ......

 
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franzgrimm
vor 11 Jahren

nanny: werden wir auch nicht:))) Solang 1000e Osttiroler auswärts auf arbeit gehen und fahren, und ein Betrieb nach dem anderen im Bezirk zusperrt, werden wir locker warten....denn unser kapital ist die UNBERÜHRTE Natur, und wenn das so weitrergeht bleibt sie das auch:)))

 
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michael.egger
vor 11 Jahren

Sepp Schett wird diesen Zeilen mit Genuss lesen.

 
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SusiCat-frankfurt
vor 11 Jahren

... genau, deshalb kommen wir seit über 40 Jahren ins Virgental ... 1972 übernachteten wir im Plonerhaus, beim Stoffenbauern in Virgen. Als wir uns am nächsten Morgen anmelden sollten stellte Loisel fest: ihr habt ja zwei verschiedene Namen, ja seid ihr net verheiratet und habt in einem Zimmer geschlafen!!! H. bekam einen Divan in den Haus-Flur neben meine Zimmertür gestellt ... im nächsten Jahr verbrachten wir unsere Hochzeitsreise im Plonerhaus und seitdem schon viele Jahre im Virgental ... Zwischen Ostern und November kennen wir jeden Monat und jeden Gipfel - immer wieder anders, immer wieder schön. Inzwischen bevorzugen wir eine Ferienwohnung für 2 x 3 Wochen im Jahr. Ich kann nur wiederholen: Natur pur und ursprüngliche Freundlichkeit ...

 
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nanny
vor 11 Jahren

Ist doch super, genau das. Das ist unser Kapital in Osttirol, vereventet und zerzaust es nicht! Alles andere gibt es überall, aber diese Ursprünglichkeit - nirgends. Bestätigt jeder, der das einmal kennen gelernt hat. Ob im Sommer oder Winter. Und das wird in Zukunft noch viel viel mehr gefragt weden. Vielleicht sollte es besser vermarktet werden - verändert aber nicht!

 
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