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Wer reißt an der Isel Deutsche Tamarisken aus?

Eindeutige Beweisfotos und harte Kritik von Umweltschützern.

Wolfgang Retter, Biologe und Sprecher des Netzwerkes Wasser Osttirol, hält die vorgeschlagenen Maßnahmen für Schönfärberei.  Foto: Expa/Groder
Wolfgang Retter, Biologe und Sprecher des Netzwerkes Wasser Osttirol, fotografiert seit vielen Jahren an den Ufern der Isel. Foto: Expa/Groder
Wolfgang Retter kennt vermutlich jeden Quadratmeter der Isel und ihrer Auen. Viele dieser Flächen haben er und andere Osttiroler Umweltschützer auch fotografiert, zuletzt bewusst mit einem prominenten Motiv vor der Linse: der Deutschen Tamariske. Dolomitenstadt hat schon mehrfach über diese in Mitteleuropa selten gewordene "Indikatorpflanze" berichtet, ausführlich auch im aktuellen Printmagazin. Die Tamariske ist immer dann im Gespräch, wenn Flussgebiete für Natura 2000 nominiert werden sollten, wie die Isel, deren Nachnominierung die EU-Kommission einfordert. Um diese Nachnominierung zu verhindern – die ein Aus für das Kraftwerksprojekt in Virgen und Prägraten bedeuten würde – hat der Planungsverband 34 im Sommer eine Studie in Auftrag gegeben, die ein halbes Dutzend vorliegender Untersuchungen widerlegen soll. Öffentlich gemacht wurde diese "Bürgermeister-Studie" bislang nicht. Sowohl der Virger Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler als auch der Matreier Bürgermeister Andreas Köll – der ein Isel-Kraftwerk in seiner Gemeinde forciert – haben aber bereits deren Ergebnis zitiert. Beide behaupteten öffentlich, jetzt sei nachgewiesen, dass die Isel kein Natura-2000-Gebiet und ihr oberer Abschnitt tamariskenfrei sei. Genau diese Behauptung und eine fotografisch dokumentierte Beobachtung sorgen jetzt für einen Verdacht unter Umweltschützern. Wolfgang Retter und andere Naturschützer haben nämlich im Sommer 2013 an verschiedenen Stellen im Uferbereich der oberen Isel junge Tamariskenpflanzen entdeckt und auch fotografiert. Als die Biologen in den vergangenen 14 Tagen an diese Orte zurückkehrten, waren die Jungpflanzen sorgfältig ausgerupft. Der Verdacht liegt nahe, dass Kraftwerksbefürworter – von wem auch immer motiviert – "Tamariskenfreiheit" manuell herstellen, was ein handfester Skandal wäre.
Entsprechend entrüstet meldet sich heute der Umweltdachverband zu Wort:  "Das vorsätzliche Eliminieren der Deutschen Tamariske von ihren Standorten an der Isel im Virgental ist ein unfassbarer Naturfrevel und in der gerade außerordentlich sensiblen Phase des Natura 2000-Nachnominierungsprozesses angesichts der naturzerstörerischen Kraftwerkspläne an der Oberen Isel bei Virgen und Prägraten wohl kein Zufall."  Ähnlich sehen das Wolfgang Retter und das Netzwerk Wasser Osttirol", die sich auf ihrer Website fragen: "Muss die Tamarisken-Situation an der Isel im Virgental erst zum Gutachten passend gestaltet werden?" Der Umweltdachverband greift in dieser Causa auch frontal den Leiter der Abteilung Umweltschutz des Landes, Kurt Kapeller an. "Das Land Tirol muss die Isel und ihre Zubringerflüsse Tauern- und Kalserbach sowie Schwarzach aufgrund bedeutender Vorkommen der Deutschen Tamariske unverzüglich als Natura 2000-Gebiet nachnominieren", schreibt der Verband, Kurt Kapeller als "oberster Anti-Umweltbeamter" versuche das zu verhindern und schade damit dem Ansehen der Republik und des Landes Tirol. Die grüne Umweltlandesrätin Ingrid Felipe wird aufgefordert, sich gegen ihren Spitzenbeamten durchzusetzen oder ihn abzusetzen. Einen wichtigen Verbündeten im Kampf um die Natura 2000 Nominierung haben die Umweltschützer allerdings auch auf Landesebene. Der Umweltanwalt des Landes, Johannes Kostenzer, hält mit seiner Einschätzung nicht hinter dem Berg: "Ich bin seit Jahren der Ansicht, dass die Isel und ihre Lebensräume als Natura 2000 Flächen ausgewiesen werden sollten."  
Gerhard Pirkner ist Herausgeber und Chefredakteur von „Dolomitenstadt“. Der promovierte Politologe und Kommunikationswissenschafter arbeitete Jahrzehnte als Kommunikationsberater in Salzburg, Wien und München, bevor er mit seiner Familie im Jahr 2000 nach Lienz zurückkehrte und dort 2010 „Dolomitenstadt“ ins Leben rief.

14 Postings

Der Dichter
vor 11 Jahren

Da die EU eh schon wieder eine Aufforderung der Nachnominierung ausgesendet hat, wird wohl hoffentlich auch noch der letzte ÖVP-Tamarisken-Gegner mal einsehen, dass solche Aktionen nichts bringen...die Umwelt geht vor, freut mich, dass sogar die EU immer mehr darauf achtet!!!

 
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wolf_C
vor 11 Jahren

... wer reißt Tamarisken aus? ... grundsätzlich jemand der um die Bedeutung dieser weiß, außerdem muß man sie erkennen und erst einmal finden und finden wollen ... ... ich finde es schön, daß diese Pflanze die Kraft entwickelt soviel Angst und andere Emotionen zu wecken, auch wenn es gleichzeitig erschreckend ist ... ... wie es wohl mit der Seele des- oder derjenigen ausschaut, wenn er oder sie sich genötigt sehen, ihre Kraft an kleinen Pflänzchen zu erproben; es ist ein Akt der Gewalt, ein Gefühl die Machtlosigkeit mit Aktionismus zu verdrängen ... ... in weiterem Sinne ist derjenige ein Opfer nichterfüllter Gesetzesrichtlinien und macht sich zum nützlichen Helfer politischer Vorgaben ... ... ich empfehle dazu eine Medidation über die Namesgebung unseres Papstes ...

 
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blubla
vor 11 Jahren

@realist

du hast wohl den falschen Namen gewählt für deinen Account.... denn jedes Kind sieht anhand der Fotos, dass diese Pflanze eindeutig von jemanden entfernt wurde!

Egal was für eine Pflanze oder Strauch die Tamariska auch ist... sie ist geschützt und das wird wohl seinen Grund haben. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

 
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Spitzkofel
vor 11 Jahren

Da die Deutsche Tamariske ja auch als Heilpflanze gilt, hat sie wahrscheinlich irgeindein Kräuterdoktor entfernt! ;-) hmmmmm ---> schon etwas verwegen zu glauben, dass diese kleinen unscheinbaren Pflänzchen von irgendwelchen "Kriminellen Banden" ausgerissen werden! Solche Behauptungen sind schon eher Stoff für die nächste Faschingszeitung!

Ich glaube dass jeder vernünftige Mensch für einen respektvollen Umgang mit der Natur eintritt! Doch der Clou der Geschichte ist, dass genau die Personen die lautstark dafür auftreten selbst auf Energieformen wie z.B. Wasserkraft angewiesen sind!

Noch schlimmer: Gegen Energieunternehmungen wettern, und sich beim Tag der offen Tür im Kraftwerk Amlach den Bauch vollschlagen (zahlt ja eh die Tiwag). Das nenn ich mal Rückgrat!

 
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bergfex
vor 11 Jahren

Wer etwas bauen will (Virgen/Prägraten/Matrei/Tiwag) muß zuerst das Unkraut ausreißen.

 
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Macki
vor 11 Jahren

Natürlich laufen organsierte Banden der Kraftwerksbefürworter herum und reissen überall Pflanzen aus...

 
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StephanTroyer
vor 11 Jahren

@beobachter52: Die Tamariske benötigt eben genau dieses und reagiert auf ein Fehlen selbiges relativ sensibel, was durch Kraftwerke mehr oder weniger leider passiert (Stichwort Geschiebetransport etc.) Zu Vorkommen: In Österreich Rote Liste 0/1, an der Isel in spezieller Form und nicht mit den wenigen anderen großen Populationen, wie etwa am Lech, vergleichbar, deshalb von EU-Kommission ja als Natura 2000 Gebiet gefordert. Falls stärkere Beweise erwünscht sind bitte ich um Nachfrage im Land (Umweltabteilung). Nicht gezielte Entfernung schaut für mich persönlich anders aus, dolomitenstadt.at hätte sich aber zur "objektiven Berchterstattung" sicher auch über eine Gegendarstellung gefreut.

@fb ("NATURA 2000: Gibt es hier ein Statement der EU – ich lese, dass die ISEL nachnominiert gehört. Umgekehrt glaube ich mich zu erinnern, dass die EU die ISEL als 2000-würdig anerkannt hat. Was ist jetzt wirklich wahr?"): Die Kommission fordert praktisch die Nominierung der Isel, zuständig dafür ist aber das Land Tirol bzw. die Republik und die (speziell die Umweltabteilung) wehren sich seit mehr als 10 Jahren, unter anderem wegen Kraftwerkbauereien oder nicht sei dahingestellt.

 
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franzgrimm
vor 11 Jahren

Darf man diese nicht "vorsätzlich Eliminieren"?

 
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iseline
vor 11 Jahren

Ob die Tamariske nun einen Meter hoh ist, oder ob sie als Jungpflanze fotografiert wurde, ob sie einzeln steht oder zu mehreren, sie ist eine europaweit geschützte Pflanze, die auf einen ökologisch intakten Fluss hinweist. Sie ist eine Zeigerpflanze und der Grund für die geforderte Nachnominierung in ein Natura 2000 Gebiet. Das haben inzwischen die meisten Menschen verstanden, vermutlich auch die Kraftwerksbürgermeister. Sonst hätten sie wohl keine eigene Studie in Auftrag gegeben, die das Gegenteil beweisen soll, aber scheinbar nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist. Aber so genau nehmen sie´s halt nicht; wozu sollte man die Bürger korrekt informieren oder zugeben, dass für ein Nebeneinander von Wasserkraftwerken und Natura 2000, schlicht die Beweise fehlen.

Nun kann man zum Thema Kraftwerk unterschiedlicher Meinung sein, aber für die Glaubwürdigkeit der Kraftwerksbetreiber schaut es nicht gut aus.

 
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Wundawuzzi
vor 11 Jahren

Allen @ Unwissenden kann ich nur empfehlen die Webseite www.wasser-osttirol.at zu studieren.Wenn man will, kann man hier die Hintergründe der Schutzwürdigkeit dieser unscheinbaren Pflanze sehr detailiert in Erfahrung bringen. Wenn man will...............

 
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Felix
vor 11 Jahren

@beobachter52 richtig beobachtet. Die Tamariske ist ein Gewächs, welches unkrautartig in vielen Ländern des Alpenraumes an Bachbetten wächst, nicht nur an der Isel. Was es da zu schützen gilt stellt sich mir schon lange die Frage. Und wenn die Tamariske von Überflutungen nicht ausgerottet wird, stellt sich mir weiters die Frage, warum dann ein Kraftwerk diese Staude ausrotten soll!?

 
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tetris
vor 11 Jahren

Ich hätte diese Tamarisken jetzt nicht als solche erkannt. Sieht irgendwie aus wie alles, was an Flüssen so wächst. Daß nun jemand mutwillig diese kleinen Pflänzchen ausreisst, die gar nicht grossartig auffallen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich finde es total lächerlich, daß darum so ein Aufstand gemacht wird. Und der Verdacht, dass Kraftwerksbefürworter – von wem auch immer motiviert – “Tamariskenfreiheit” manuell herstellen, das grenz doch an Paranoia...

 
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beobachter52
vor 11 Jahren

Laut meinen Informationen ist die Tamariske ein immergrüner Strauch, der auf Schotter- und Flussbänken relativ beständig und schnell wächst, daher auch von Überflutungen, neuen Schotterbänken usw. nicht "ausgerottet" wird. Was dieser Pflanze dann ein Kraftwerk an der oberen Isel (zwischen Prägraten und Virgen) oder im Tauerntal anhaben soll, bleibt mir ein Rätsel. Außerdem - der frühere Gebrauch als Heilmittel ist nicht bewiesen, heute in Vergessenheit geraten und durch andere, bessere Heilmittel ersetzt. Obwohl auch meiner Meinung nach möglichst alle Tier- und Pflanzenarten zu erhalten sind, verstehe ich die Aufregung um diese "Deutsche Tamariske" nicht. Vorkommen sind in Österreich (nicht mur an der Isel!!!), in Deutschland, der Schweiz, Italien, Slovenien ....., in Kleinasien, auf Neuseeland .... Außerdem: Jemandem (den Bürgermeisetern?) vorzuwerfen, sie hätten diese zahlreich vorkommenden Sträucher gezielt an der Isel ausgerissen, würde ich ohne wirkliche Beweise nicht in den Raum stellen! dolomitenstadt.at berichtet "objektiv" wie immer, lässt nur die Umweltschutzverbände zu Wort kommen - nicht einmal den wirklich stark angegriffenen Leiter der Umweltabteilung! Da ist sogar die "Kleine" objektiver .....

 
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Franz Brugger
vor 11 Jahren

MAcht doch mal eine Publikumsdiskussion, wo Vertreter/Gegner sich persönlich, und nicht via Medien Ihre Meinung kundtun. Aussage wären dann doch verbindlicher.

NATURA 2000: Gibt es hier ein Statement der EU - ich lese, dass die ISEL nachnominiert gehört. Umgekehrt glaube ich mich zu erinnern, dass die EU die ISEL als 2000-würdig anerkannt hat. Was ist jetzt wirklich wahr?

Hoffnung auf FELIPE zu setzen erscheint mir vergeblich. Diese Dame zeigt Altitüden, die man nicht mehr als Grün, sondern als den Yuppies zugeordnet bezeichnen muß. Sie,, wie auch die weiteren Vertreter der Grünen in der LR sind wohl so von Glanz und Glorie, jetzt zum Kern der Politik zu gehören verblendet, dass jedwede vorher geäusserten Prinzipien auf dem Altar der Eitelkeit und Selbstverliebtheit geopfert werden - schade!

 
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