Direktverbindung: Kuh ist nicht aus dem Stall
Blanik und die SP-Lokführer gegen grünschwarze Bahnpläne.
Es gebe nicht einmal mehr eine theoretische Option für eine direkte Zugsverbindung zwischen Innsbruck und Lienz. Die Trasse sei abbestellt, die Loks seien von den ÖBB bereits anderweitig verplant und durch den Halbstundentakt des Südtiroler Schienen-Nahverkehrs sei auf den Gleisen schlicht kein Platz für einen durchfahrenden überregionalen Zug. So verteidigten vor wenigen Tagen Georg Willi und Thomas Haidenberger von den Grünen die derzeitigen Bahn- und Buspläne der Tiroler Landesregierung.
"Stimmt nicht, die Kuh ist nicht aus dem Stall" widersprach Bürgermeisterin Elisabeth Blanik am 22. Juli im Heizhaus direkt an den Lienzer Bahnhofsgeleisen, flankiert von den Lokführern und SP-Gemeinderäten Willi Lackner und Jürgen Hanser. Es sei noch möglich, den Direktzug zu retten, dessen Streichung auch kein schwarzes Erbe sei, wie die Grünen immer wieder betonen: "Die Trasse wurde am 27. Juni abbestellt, also in der Amtszeit von Ingrid Felipe", unterstreicht Blanik. Und Lackner assistierte: "Nicht die Südtiroler SAD sondern die italienische RFI entscheidet über die Trasse und zwar bis zwei Monate vor Beendigung der Periode. Wir hätten also bis August Zeit, die Abbestellung rückgängig zu machen." RFI steht für Rete Ferroviaria Italiana, die italienische Bahninfrastrukturgesellschaft.
Dann widersprachen die roten Bahnexperten in fast allen Punkten den schwarzgrünen Argumenten gegen einen Direktzug. Keine Loks mehr verfügbar? Lackner: "Das ist wie mit der Trasse. Wenn man die Verbindung will, wird die ÖBB die Loks natürlich zur Verfügung stellen." Kein Platz mehr auf den Geleisen? Dazu zückt Jürgen Hanser den Fahrplan und einen gelben Marker, streicht zwei durchgehende Verbindungen an und meint: "Unser Zug fährt bis auf zwei Minuten gleich schnell wie die Südtiroler Flirtzüge. Man müsste uns nur erlauben, zwei dieser Takte für einen durchgehenden österreichischen Zug zu nutzen."
Im übrigen sei er gestern mit 121 Passagieren in Innsbruck abgefahren, erklärt Hanser und zähle auch in die Gegenrichtung trotz Ferienzeit meist deutlich mehr als hundert Fahrgäste, obwohl die Studenten, eine sehr wichtige Zielgruppe, derzeit nicht an Bord sind.
Und auch die Kosten waren wieder Thema. "Meine Zahlen stimmen" meint Blanik zu Vorwürfen aus dem Regierungslager, "Tirol wird zwei Millionen an Südtirol zahlen müssen, die 9 Euro pro Kilometer hat der Südtiroler Landesrat Widmann selbst genannt."
Und noch ein Argument führt Willi Lackner ins Treffen: "Seit 2002 gibt es in Südtirol praktisch keinen Güterverkehr auf der Schiene mehr. Wir laden in Arnbach die Waggons ab. Wenn künftig der Gütertransport ab Lienz unmöglich wird, fahren 10.000 Lkw mehr pro Jahr durch das Osttiroler Pustertal. Hin und retour."
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Rollentausch
Stimmten die Sozialisten in ihrer Regierungszeit noch gegen eine Verbesserung der Direktverbindung, läuft es nun umgekehrt. Bürgermeisterin E. Blanik hat sich bestens in die Oppositionsrolle eingelebt und tritt als Initiatorin für die Rettung des Direktzuges auf. Die Grünen wiederum versuchen das "Aus" für die Zugverbindung zu transportieren, obwohl die Koalitionsvereinbarung die: ..."Verbesserung der Vertaktung der 'Verbindung Lienz-Ibk mit einer Direktverbindung" vorsieht.
Was tut man nun als armer Wähler? Man muss feststellen, das das Profil einer Partei mit der Regierungsbeteiligung ordentlich verblasst. Das ist schlecht für das Vertrauen in die Politik, für die Wahlbeteiligung und es schadet ganz sicher der jeweiligen Partei. Die Sozialdemokraten wissen das inzwischen. Deshalb gilt die Frage, warum der kleine Koaltionspartner nicht einmal ansatzweise die Einhaltung des Koalitionsabkommens zur Zugverbindung einfordert und einen Konflikt mit der ÖVP riskiert. Denn man sollte nicht vergessen, das Arbeitspapier wurde von den Grünen UND der ÖVP unterzeichnet. Beide Parteien sind beim Wort zu nehmen.
Warum tut Frau Blanik so als wäre sie gerade heute erst in die Politik gekommen? Ihre Partei war in den letzten Landesregierungen mit ihr im Landtag vertreten. Ihre Parteifreundin war und ist Infrastrukturministerin. Die heutige Situation wurde damals in die Wege geleitet. Wozu sitzt sie im Landtag wenn sie nie etwas mitbekommt und nur hinternach jammern kann?
Wenn schon von Fehlern und Schuldzuweisungen gesprochen wird, stellt sich eine Frage: Für die Transitstrecke über Südtiroler Gebiet zahlen die ÖBB Transitgebühren, welche für diese gut 100 km lange Strecke beinahe einen Europarekord darstellen. Die hohen Gebühren stammen noch aus der Zeit, bei welchen in Südtirol kein Zu- bzw.Ausstieg erlaubt war. Warum haben die roten Lokführer und sonstigen Eisenbahner gegen diese hohen Gebühren nie etwas unternommen, oder diese publik gemacht ? Warum hat die rot dominierte ÖBB ebenfalls nie etwas unternommen ? Warum hat der langjährige rote Regierungspartner nie etwas getan ?? Ich behaupte: bei in Europa üblichen Transitgebühren wäre die Einstellung des sog. "Korridor- zuges" nie in Diskussion gestanden.
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