Grüne diskutierten mit KW-Planern
Nationalrätin Brunner rät dem Virgental zur Energiewende.
Nachdem Grünen-Chefin Eva Glawischnig während ihrer Osttirol-Tour zu einem Treffen mit Bundeskanzler Werner Faymann abreisen musste, stellte sich die Grün-Nationalrätin Christiane Brunner im Kessler Stadel in Matrei einer Diskussionsrunde zum Thema Iselkraftwerk.
Gemeinsam mit den Bürgermeistern Dietmar Ruggenthaler (Virgen) und Anton Steiner (Prägraten) sowie dem Grünen Spitzenkandidaten für die Tiroler Landtagswahl, Thomas Haidenberger, Alpenvereinsobmann Raimund Mühlburger und Adolf Berger von der „Bürgerinitiative gegen das Kraftwerk Iseltal“ diskutierte Brunner über die Notwendigkeit eines 140 Millionen Euro teuren Kraftwerks am letzten frei fließenden Gletscherfluss der Ostalpen.
Vor allem die Finanzierung des Projekts sorgte für Erklärungsbedarf. „Virgen ist mit 80 % verschuldet, Prägraten sogar mit 100 % - wie will man die Eigenleistung der beiden Gemeinden überhaupt aufbringen?“, fragte der Chef der Tiroler Grünen, Georg Willi, der als Moderator fungierte. „In dem wir von unseren 50 % der Anteile, rund 25 % an ein interessiertes Energieversorgungsunternehmen abgeben“, verriet Ruggenthaler.
Dies sollte zwischen sechs und neun Millionen Euro einbringen. Einnahmen, die jene 25 % Eigenkapital abdecken sollten, das die beiden Gemeinden einzubringen müssen. „Die hohe Akzeptanz bei der Bürgerbefragung hat den Preis für die Interessenten in die Höhe getrieben, da eine solche für die Umweltverträglichkeitsprüfung wichtig ist“, betonte Infra-Boss Wolfgang Widmann.
Ein Argument, dass nicht alle Besucher im Kessler Stadel überzeugen konnte. Vor allem, da es noch niemanden gibt, der die Ausfallshaftung übernimmt. Das Land Tirol übernimmt jedenfalls keine Haftung. „Dort hat man Sorge, dass unser Projekt Beispielswirkung habe, weshalb es vom Land kein Ja gab“, bestätigte Ruggenthaler. Allerdings sei dies nur ein angedachter Weg gewesen. Man arbeite gerade an den Ausschreibungsunterlagen. „Aber es stimmt – wenn wir keinen Interessenten dafür finden, wird das Projekt von Gemeindeseite nicht weiter vorangetrieben.“
Ein Szenario, das sich die Bürgermeister allerdings nicht wünschen. „Fakt ist, dass wir Einnahmen brauchen. Förderungen allein nützen uns nichts, da man für solche Projekte auch Eigenmittel braucht“, so der Virger Bürgermeister. Vielfach würde man in Tirol mit nur maximal 30 % der benötigten Summe unterstützt.
Trotz allem Verständnis für die Kommunen, warnte Christiane Brunner davor, ein Kraftwerk zu bauen, um Gemeindeprojekte zu finanzieren. „Den Rückgang im Tourismus wird man auch mit den Einnahmen aus einem Kraftwerk nicht auffangen können“, so die Grüne Umwelt- und Energiesprecherin. Stattdessen sollte man sich wieder auf den bisher erfolgreichen Virger Weg besinnen, und mehrere kleine zukunftsträchtige Projekte wie jene der Photovoltaik umsetzen.
Einigkeit wurde bei der Diskussion trotz der Dialogbereitschaft keine erzielt. Das lag vorrangig daran, dass man das Ergebnis der Bürgerbefragung als eindeutigen Auftrag sieht. Wenn auch mit Interpretationsspielraum. „Sind die Medien weg, sind auch die Politiker nicht mehr vor Ort. Wir Menschen im Tal und die Isel aber schon“, kritisierte Josef Aßmair aus Virgen, der sich für den Bau des Kraftwerkes aussprach.
Ernst nehmen will auch die Prägratner Gemeinderätin Rita Feldner das Abstimmungsergebnis. Sie richtete zum Abschluss das Wort an den Prägratner Bürgermeister Anton Steiner. „Wir werden die Abstimmung, wie von Widmann gefordert, ernst nehmen. Dass heißt, ich werde auch weiterhin die 40 % die dagegen sind, im Gemeinderat vertreten“, versprach Feldner.
Ein Posting
Man macht sich so seine Gedanken, das wirklich so ein Geschäft wäre oder nicht doch eine Fata Morgane mit Aussicht auf einen Riesen Flop, das Kraftwerksprojekt an der Isel - wenn man nämlich hört, wie Schweizer Stromkonzerne klagen, dass der deutsche Solarstrom jetzt schon zur Mittagszeit für europaweite Strompreiseinbrüche sorge und ihnen „das Geschäft vermiest“ und „Wasserkraftprojekte gefährdet“ (Schweizer Fernsehen am 16. August 2012). Aber bei uns, hinter den sieben Bergen, dürfen sich Bürgermeister von Kraftwerksplanern immer noch Geschichten von der goldenen Kraftwerkszukunft erzählen lassen. Wie lange noch?
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